Herbert Grönemeyer in der o2 World, Hamburg

Das war es also, das vielfach erwähnte 200. von mir besuchte Konzert, knapp 8 Jahre nach dem allerersten (ganz zufällig auch eins vom Herbert) und passenderweise ein Heimspiel in der neuen Heimat, persönlicher Dauernd Jetzt-Tourauftakt und eben genauso wie Konzert Numero Uno war das Jubiläumskonzert dem großen Meister überlassen :)


Bevor ich auf den Voract kurz eingehe, schonmal vorweg: Geile Show, grandiose Stimmung, aber trotzdem ist der letzte Funke nicht auf mich übergesprungen ... sprich es war zwar ein wirklich großartiges Konzert, aber sicher nicht die beste von mir besuchte Herbert-Show. Was vielleicht auch daran lag, dass es selbst für seine Verhältnisse recht viele Texthänger gab.


Kommen wir also zu Balbina. Von den ersten Shows hörte ich ja grausamstes und auch so hab ich mir nicht viel von der Dame erwartet, aber so schlimm wie befürchtet war das ganze dann für meine Ohren doch nicht.

Ganz im Gegenteil fand ich das musikalisch in weiten Teilen sogar ganz gut und groovig. An der Art und Weise des Gesangvortrags aber scheiden sich wohl zurecht die Geister (ich fands auch eher schwach). Für eine solche Location mag das ganze Konstrukt aber auch vielleicht einfach nicht ausgelegt sein, zumal man eh relativ wenig verstehen konnte, in kleinen Clubs und auf CD könnte sowas aber durchaus funktionieren.


Und dann war es also endlich soweit, nach exakt 595 Tagen Abstinenz endlich wieder Herbert live auf der Bühne und gleich ab den ersten Tönen/Titeln war klar, dass das ein guter Abend werden würde. Das Doppel aus "Unter Tage" und "Wunderbare Leere" ist definitiv ein würdiger Auftakt und kam auch auf den Rängen ganz gut an. Die so simple Idee den Bergwerkssongs im Dunkeln zu beginnen, ist zudem einfach nur cool.

Auch die dahinter platzieren Songs aus "Dauernd Jetzt" wussten in der Live-Umsetzung zu gefallen, richtig Stimmung kam aber nicht unerwartet erst wieder bei Bochum auf. Die sollte dann aber den ganzen Abend (wenn man von dem ruhigen Mittel-Set absieht) aus sehr hohen Niveau bleiben und insbesondere zum Beispiel bei Medley Männer-Was Soll Das-Vollmond wurde richtiggehend abgefeiert und man hat kaum jemanden erblickt, der nicht von der guten Stimmung mitgerissen wurde. Auch das wohl ein Vorteil von Hallen gegenüber den großen Stadien, in denen gefühlt selbst im Innenraum nur ein Drittel überhaupt mitmacht.


Nach Vollmond kam dann der "Stimmungskiller-Block" am Stegende, der aber nicht minder schön war. Besonders "Neuer Tag" nur am Piano und einer Stimme, die mehr oder weniger in der Halle steht, ist der Wahnsinn.


Insgesamt waren es dann aber überraschenderweise vor allem einige Klassiker, die mir gefallen oder vielleicht auch einfach nur in den letzten Jahren gefehlt haben, namentlich sind dies:


- Schiffsverkehr: Hatte ich irgendwie seit der 2012er-Tour nicht mehr so recht auf dem Schirm, live knallt das Ding aber einfach. Aber irgendwie schon schade, dass nur der Titelsong des Albums überlebt hat.

- Vollmond: Alleine schon wegen Stephans Solo immer wieder genial, als Schlusssong aber wirkungsvoller. Aber krass wie er da ins Publikum gestürmt ist: Man sollte doch eigentlich meinen im Alter wird man ruhiger ;)

- Flugzeuge im Bauch: Hier gibt es geteilte Meinungen wie ich hörte, aber mir persönlich gefällt diese extrem reduzierte Kontrabass-Version total und irgendwie find ich es auch klasse, dass man sich wenigstens bei einem der alten Songs immer mal Gedanken macht es neu auf die Bühne zu bringen oder es total zu verhunzen

- Fisch im Netz und Musik nur wenn sie laut ist eröffneten dann quasi den nächsten Hit-Block und vor allem bei letzteren bebte die Hütte dann auch gewaltig. 

- Ich dreh mich um dich: War für mich der Gänsehaut-Moment des Abends. Einfach nur Augen zu, mitsingen und geniessen. Wie FiN vollkommen berechtigt die BlickZurück-Tour überlebt.


Abschließend komme ich noch auf verbleibenden neuen Stücke in den Zugabeblöcken zu sprechen:

Mit der Live-Umsetzung von Einverstanden war ich mehr als selbiges ... die Nummer ist live einfach stark, auch wenn mangels Kenntnis weiter Teile des Publikums damit die Stimmung kurzzeitig wieder etwas verebbte. 

Und zu Feuerlicht muss man nicht viel sagen: Passende Ansprache, genialer Song und das den afrikanische Teil dann von Alfred, Stephan und Jakob (und kurzzeitig Herbert) gesungen wurde statt von einer Gastsängerin wie beim Release-Konzert hat den Song noch stärker gemacht.

Zum Finale Grande wurde dann die Discokugel rausgeholt und der Remix von Fang mich an kredenzt. Mir gefällt die Version ja immer noch besser als die etwas ruhigere normale, hab zudem sowieso mal so gar nix dagegen, wenn es mit ner groovigen Nummer zu Ende geht und auch die Konfettischlacht hat was, trotzdem bin ich der Meinung, dass das Ding irgendwie kein schöner Abschlusssong ist. 


Ein Abend also, der wie gewohnt die ganze Gefühlsbreite abdeckte (zudem in gelungenen, abwechslungsreichen Mix aus Party und nachdenklich sowie neu und alt) und eine wieder mal extrem gute Performance aller Beteiligten und des Publikums. Warum ich selbst nicht so steilgegangen bin, kann ich auch nach dem Schreiben dieses Berichts noch nicht ganz begründen. Denn auch die - wenn auch nicht spektakuläre - Bühnen- und Lichtshow haben mir sehr gut gefallen. Fand es zudem gut, dass man u.a. Armin jetzt auch nicht mehr so versteckt. So darfs weitergehen auf der Tour, allerdings mit der Hoffnung verbunden, dass irgendwann doch mal ein bisschen am Set passiert (Pilot und Ich lieb mich durch fehlen mir weiterhin).