Herbert Grönemeyer auf dem Residenzplatz, Salzburg

Sehr schöne Location, chaotischer Einlass, bis auf einen Schauer in der Umbaupause (der einen schönen Regenbogen für Herbert an den Hmmel ermöglichte) und ein noch nervigerer Voract ... das reicht um die erste Stunde in Österreich zusammenzufassen.

 

Aufgrund des Chaos zum Einlass und dem locationbedingt sehr kurzem Steg stand ich auch diesmal nicht auf meinem Wunschplatz und größtenteils erneut getrennt von der LV-Fraktion, aber immerhin in Reihe 1 auf Höhe von Jakob.

Und obwohl die Setlist quasi nichts unerwartetes zu Tage förderte, fühlte ich mich trotz dieses 1c-Platzes sofort wohler als ich Gelsenkirchen. Rein rational lässt sich das kaum begründen, also muss es wohl doch die einzigartige Magie der Österreich-Konzerte sein, die einen gefangen nimmt und für die man diese Reisen ja auch nur aufnimmt.

Dabei wurde das Mitsingen des Publikums durch die recht lauten Instrumente und den OpenAir-Charakter sehr gedämpft, man konnte aber bis auf die Spassbremse neben mir eindeutig erkennen, dass eine große Freude und liebevolle Stimmung auf dem Platz herrschte (zumindest ab Bochum - die Dauernd Jetzt-Nummern wurden mehr oder weniger hingenommen).

 

Aufgrund der nahezu identischen Setlist fällt es mir heuer schwer einzelne Songs als besonders hervorzuheben. Auffällig war jedoch die von Beginn besonders hohe Lockerheit und Albernheit seitens Herbert, der u.a. "Fisch im Netz" als Hintergrundbeschallung beim Petersilie hacken empfahl und Mambo stellenweise auf Österreicherisch dabot. Zudem amüsierte er sich über die lokalen Begebenheiten (Brunnen mitten im Blickfeld mit einem Pferd namens "Horst", nicht-zahlende Besucher im Residenzturm und an den Fenstern).

"Fisch im Netz" möchte ich persönlich mittlerweile gar nicht missen, in meinen Augen der perfekte Partyopener nach dem Unplugged-Teil und gefühlt von Mal zu Mal noch besser (dass eh eh zu meinen Favorites zählt, hatte ich ja bereits im Vorjahr erwähnt).

 

Wie schön der ganze Abend bis hierhin war, zeigte sich auch daran, dass ich diesmal selbst das weniger gemochte "Morgen" lauthals mitsang. Immer mehr gefällt mir auch "Jeder für jeden", in der Version ohne Felix Jaehn nach dem ersten Hören sogar erstaunlicherweise noch besser und letztlich hat das Ding live - so nervig es im Radio kommt - Ohrwurm- und Stimmungspotenzial.

 

Abschließend springe ich direkt zum dritten und letzten Zugabeblock (eigentlich 2a, da dank "Ich hab dich lieb" keine echte Pause mehr entstand). Das Ösi-Must-Have als emotionaler Höhepunkt eröffnete also diesen Part. Das eigentlich erstaunliche ist für mein Empfinden aber, dass dieses finale Set aus 5 Balladen - was ich bei anderen Künstlern vermutlich sterbenslangweilig finden würde - bei Herbert auch an dieser Position als Outro sehr gut passt und funktioniert. Es mag daran liegen, dass "Ich dreh mich um dich" eh Wegträumen pur ist, "Feuerlicht" mit dem neuen Zobeley-Outro besticht und "Ich lieb mich durch" mit seinem speziellen leichtfüßigen Groove ein würdiges Finale mit Band dastellt. Als Solo-Finale ging dann noch der Mond auf, bevor trotz nahezu identischer Setlist zu Gelsenkirchen (bzw. erwartbarer Schmankerl) ein grossartiger Abend zuende ging.

 

Herbert gefiel heute vor allem durch seine Spielfreude und die bereits erwähnte Albernheit. Auch die Texthänger liessen spürbar nach. Somit sorgte er selbst neben dem klasse Publikum für einen speziellen und nachhaltig denkwürdigen Abend.

Der Wiener würde es Leiwand nennen, mir bleibt die Erkenntnis auch bei der nächsten Tour definitiv wieder nach Österreich zu müssen -- vielleicht um die nächste neue Stadt zu erkunden. Denn ähnlich wie das österreichische Publikum flashen auch die besuchten Städte.