Knust Winter Acoustics im Knust, Hamburg

Mit den ersten Schneeflocken des Winters im Gepäck ging es zum ersten Konzert des vermutlich wieder reich gefüllten Konzertjahres 2015 . Anders als die Sommerausgaben fand die einmaligen Winter-Version der Knust Acoustics natürlich im Knust selber statt. 


Kurz und knapp werden die sechs Acts des Abends nun abgehandelt:

Den Auftakt machte Illute aus Berlin mit Ihrer Band in der Bar und man konnte schon "Angst" bekommen, wie man eigentlich bei dem ständigen Wechsel zwischen Bar und Saal immer nen vernünftigen Platz haben sollte, Sorgen, die sich aber erübrigen sollten. Und letztlich ist es ja super und absolut verdient, dass dieses Format so ankommt. De Band selbst beeindruckte durch einen interessanten, gelungenen Instrumentemix (Ukulele, Cello, Gitarre, Schlagzeug, Keys). Textlich dagegen blieb es auf mäßigen Niveau stecken. Stark fand ich persönlich vor allem die beiden englischen Songs, bei denen die Sängerin ein wenig an Dido erinnerte. Auf deutsch wirkte es dagegen auf Dauer etwas anstrengend oder nervig.


Auftakt im Saal machte dann die weitgereisten Gäste aus Mainz, Bender & Schillinger, die mir bereits bei der Sommer-Version gefallen hatten. Und in einem kleinen Saal sind die nochmal um Längen genialer. Richtig, richtig geiles Set, dass wegen meiner noch viel länger hätte gehen dürfen. Besonders die mehr rockigen Nummern "1999" und "Venice", letzteres mit einer coolen Drum-Einlage" haben mich voll überzeugt. Ansonsten kann man nur wiederholen, was ich schon im Sommer feststellte: 2 große Stimmen und exzellent an den Instrumenten


Entgegen meiner Erwartungen ging es dann nicht drinnen weiter, sondern für den dritten Act Hamburger Kneipenchor wurden die Gäste in die Gott sei Dank noch annehmbare Kühle auf den Lattenplatz gebeten.

Im Vorfeld hatte ich mir gedacht, dass man diese ungewohnten Bestandteil mal eben über sich ergehen lassen müsste, hatte also keine wirklich hohen Erwartungen. Aber was die Jungs und Mädels da präsentierten hatte echt Klasse. Tolle Cover-Versionen, teilweise garniert mit kleinen Comedy-Einlagen einzelner Personen und mit eigenen Stilmittel umgesetzt. So entstanden beispielsweise beeindruckende A-Capella-Darbietungen von "Verdammt, ich lieb dich" und "Du trägst keine Liebe in dir", die zurecht bei den Leuten, die sich nach draußen bemühten, richtig gut ankamen. Auf Facebook gabs da von mir direkt ein "Gefällt mir" :)


Zurück im Saal gab es dann erstmal eine überraschende Begegnung mit einem Abi-Stufenkollegen, den ich seit eben fast genau 10 Jahren nicht mehr gesehen hatte --- Manchmal gibts schon Zufälle und dieser kurze persönliche Einschub musste sein.


Im folgenden sollten nur noch Künstler auftreten, die ich in der Vergangenheit schonmal erleben konnte und auch die Bühne wurde nun Gott sei Dank nicht mehr gewechselt, sodass die Sorgen bzgl. des Platzes auch zu den Akten gelegt werden konnten.

Auftakt in die zweite Hälfte machte dabei Tom Klose mit seiner Band, die mich im Sommer nicht ganz so erreichen konnten. Das galt leider auch für den Auftakt diesmal, auch wenn die Jungs ebenfalls Indoor klar an Qualität gewinnen und man zudem sagen muss, dass Tom mit seiner lockeren Art das Publikum fest im Griff hat und phasenweise den Saal ganz gut in Stimmung brachte. Dass alle zusammen auch ne gute Live-Band sind, zeigte die tolle instrumentale Ausschmückung der Songs, die kurz sogar mal Richtung Country abdriftete. Mit zunehmender Setdauer hatte ich dann doch noch richtig Gefallen gefunden an dem Auftritt und an der durchaus guten Stimme. Kleines Highlight war dann die Zugabe mit dem Kneipenchor.


Mit Max Prosa folgte dann der Act, auf den ich mich eigentlich am meisten gefreut hatte. Doch ausgerechnet sein Set war eine kleinere Enttäuschung. Woran es lag? Möglicherweise, weil er nur von einer weiteren Gitarre begleitet wurde und es ein recht ruhiges, chilliges Set war. Eine weitere Begründung liegt in den vielen neuen Stücken, die mich noch nicht so ganz beeindrucken konnten. Fakt ist und bleibt aber, dass er eine unverwechselbare, interessante Stimme hat und von seinen Texten lebt. Das wurde dann mit dem Titel "Charlie" aus dem Jahre 2012 besonderes deutlich, der gespenstig gut zu den Ereignissen rund um Charlie Hebdo passt. Sicher der Gänsehautmoment des Abends, den den Auftritt in der Gesamteinschätzung dann doch noch etwas heben kann.


Finaler Akt war dann Kollektiv22 - eine Band, die in Hamburg ja offenbar durchaus beliebt ist, mir aber schon beim Hard Rock Cafe Geburtstag nicht so wirklich gefallen hatte. Zwischendurch hatte ich mal die Assoziation "Söhne Mannheims für Arme" - aber das ist wohl etwas hart für ein letztlich durchaus spannendes, cooles Projekt, dass mich dennoch auch diesmal nicht vollständig überzeugen konnte. In positiver Erinnerung bleiben aber immerhin die Rap-Parts, der neue Titel und "Bis zum Horizont", der echte Ohrwurm-Qualität hat. 


Alles in allem aber auf jeden Fall eine tolle Veranstaltung, die wie auch ihre Sommer-Kollegin, logischerweise Höhen und Tiefen hat, aber ist wohl kaum vermeidbar und wenn ich jeden Künstler als klasse beschreiben würde, wäre der Blog ja auch irgendwie sinnlos. Alleine für Bender & Schillinger und den Kneipenchor hat sich das Ganze aber definitiv gelohnt. Abschließend noch ein Lob für die sehr gute Organisation vor Ort.


Willkommen also im Konzertjahr 2015 :)