Doppelpost: Tour of Tours im Gruenspan, Hamburg und Queen in der o2 World, Hamburg

Das letzten Konzert des Januars 2015 sollte eine ganz besondere Show werden. Für eine gemeinsame Tour hatten sich große Namen der Songwriterszene zusammengetan. Im Einzelnen handelte es sich um Honig, Tim Neuhaus, Town Of Saints, Ian Fisher & The Present und Jonas David mit jeweils einem Mitglied aus der Band. Wobei ich an dieser Stelle schon zugeben muss, dass ich nur zwei der Acts (Neuhaus und Town Of Saints) im Vorfeld schon kannte und live gesehen hatte, obwohl ich diesem Musikstil ja doch sehr zugetan bin.

Der Opener des Abends ist der "Song Of Songs", welcher von der Band extra für diese Tour geschrieben und eingespielt wurde. Und auch wenn das Jahr erst einen guten Monat alt ist, bin ich mir fast schon sicher, dass das Lied auf der Top10 des Jahres landen wird. Vor allem wurde direkt mal klar, was für ein instrumentaler Leckerbissen es ist, wenn 10 Musiker zusammen alles geben. Doch auch textlich gefällt die Nummer durchaus.  

Folgend wurde zunächst ein Song jeder Band in voller Besetzung zum Besten gegeben. Eine Besetzung, die übrigens nicht nur starr an ihren Instrumenten klebte, sondern quasi nach jedem Song wieder eine kleine Personalrochade erlebte. Auch solche vermeintlichen Kleinigkeiten beeindruckten mich als Zuhörer. Abermals bleibt die Erkenntnis, dass Songwriter-Musik in einer derartigen voluminösen Instrumentierung verdammt genial klingt.
So wurden die (mir eben einzig bekannten) Nummern von Neuhaus und den Saints überraschend rockig und tanzbar.

Fast schon verständlich, zumal auch angekündigt, war es, dass nicht während des ganzen Abends alle Leute auf der Bühne würden. Und so kam es dann im zweiten Viertel des Konzerts zu deutlich akustischeren Einlagen. Die waren ohne Zweifel nicht schlecht, auch hier kann man wieder Town of Saints hervorheben. Auch Ian Fisher, bei dem es mehr Richtung Country ging, gefiel in diesem Abschnitt. Durch die Aneinanderreihung dieser doch sehr ähnlichen Songs fiel die Stimmung aber ein wenig ab.

Die Entschädigung folgt aber auf dem Fuß, denn die zweite Halbzeit wird nahezu komplett wieder in voller Besetzung zum Besten gegeben. Erneut leben die Songs vor allem aufgrund ihrer vielschichtigen Arrangements und ihrem Mix aus "einfachem" Songwritertun, Country, Folk und Rock. Besonders genial wurde es im ersten Zugabenblock, der mit "Euphrates", "Golden Circle" und "Nothing" zum ultimativen Abgeh-Block wurde. Jeder Song für sich ein absoluter Kracher.


Und so näherte sich auch dieser Abend nach knapp 2 Stunden dem Ende. Vorläufiges Ende wird das erneute Darbieten des "Song of Songs". Einerseits zwar etwas einfallslos, nichtsdestotrotz aber ein würdiges Outro eines tollen Abends - erst recht in der jetzt deutlich lockeren Stimmung.
Aufgrund des starken Publikums war es dann aber doch gar nicht das Outro, denn es wurde ein weiterer Titel als Bonus zum Besten gegeben. Und da hab ich mich wie ein Aussätziger gefühlt, denn zu meiner Überraschung konnten gefühlt ausser mir alle den Song (keine Ahnung wie er heißt, tippe aber mal, dass er von Honig ist, der auch die meisten Fans im Saal auf seiner Seite hatte) mitsingen konnten.


Auch wenn letztlich die Band vor allem als Gesamtprojekt begeisterte, soll abschließend noch kurz erwähnt werden, dass es letztlich vor allem die Songs von Town of Saints und Honig waren, die mich persönlich beeindrucken konnten. Bei Town of Saints lag es vor allem an der bereits erwähnten Kraft, die aus den Arrangements kam. Auch Tim Neuhaus und Ian Fisher waren ganz cool. Jonas David hingegen konnte mich nicht ganz so überzeugen, was aber evtl. auch daran lag, dass er grippegeschwächt an den Start ging und tags drauf in Hannover sogar ausfiel. Deswegen erlaubt schon der Einsatz unter den Voraussetzungen keine große Kritik.


Der Februar sollte dann mit einem Konzert starten, dass schon lange im Vorfeld für eine ziemliche Vorfreude sorgte. Klar ist Freddie Mercury leider schon längst nicht mehr unter uns und vom Original-Queen stehen auch nur noch 2 Mann auf der Bühne, dennoch war ich ziemlich erpicht darauf, diese Band dann doch mal live zu erleben und eben nicht nur eine x-beliebige Coverband zu sehen, die aber sicher auch ihre Qualität haben. Als dann feststand, dass ich zum Hamburg-Termin nicht auf Außendienst bin, konnte mich auch der erwartbare relativ hohe Preis nicht mehr schocken und der Ausflug in die o2 World konnte stattfinden.

Eine Vorband gab es an diesem Abend nicht, sodass es nach einem ewig langem Intro (knapp 20 Min.) dann direkt mit Queen und ihrem neuen Sänger - dem Castingshow-Teilnehmer Adam Lambert - losging. Gleich der erste Song "One Vision" ließ erahnen, warum diese Band damals so dermaßen erfolgreich war, und zudem konnte man auch endlich einen Blick auf die Bühne erhaschen, nachdem man 2 Stunden einen Vorhang mit Queen-Logo beglotzt hatte. Die Bühne war insgesamt gar nicht so extrem spektakulär, dennoch war die Bühnenshow an sich ein perfektes Zusammenspiel aus Spots, Lasern und der von einem großen Q umrandeten Videowand. Zudem gab es noch einen kleinen Steg, der insbesondere von Adam und Gitarrist Brian ausgiebig genutzt wurde, und eine Rundbühne, die im Verlauf des Abends noch zum emotionalen Höhepunkt genutzt wurde.

 

Direkt mal noch ein paar Worte zu Adam Lambert: Mir fehlt - vielleicht zum Glück - der direkte Vergleich mit Freddie (den ich nur von Konzertmitschnitten und eben den Alben kenne). So kann man Adam aber relativ unvoreingenommen beurteilen. Und dieses Urteil fällt sehr positiv aus. Ein toller Künstler, der auf der einen Seite sehr bescheiden (Grußworte an Freddie und das Publikum, dass ihm bitte eine Chance geben soll), auf der anderen aber auch ziemlich extrovertiert daherkam mit der Klamotte (Plateauschuhe z.B.) und der Mimik und Gestik, die aber auch einfach perfekt zu einem Queen-Konzert passten. Eine großartige Stimme hat der Mann sowieso, zudem "überraschte" er mit einer recht großen Breite von hohen bis tiefen Stimmlagen.

Der erste Teil der Setlist enthielt natürlich noch nicht die großen Hits, dennoch konnte ich mich auch an den Songs mehr als erfreuen. Mehr noch waren "Seven Seas of Rhye" oder auch "Love of my Life" meine unerwarteten Mit-Höhepunkte des Abends. Besonderes letzteres - alleine von Brain vorgetragen, gefühlt von der ganzen Halle außer der Textunsicheren wie mir mitgesungen und mit einer Videosequenz von Freddie abgeschlossen, war Emotion pur.
Zu diesem Zeitpunkt war Adam auch für längere Zeit nicht bühnenpräsent, sondern überließ den alten Hasen ihrem Publikum für den etwas reduzierteren Teil des Abends. So sang dann beispielsweise Roger Taylor "A Kind of Magic" und es folgten Soli-Einlagen an Bass und Drums. Spätestens hier wurde klar, dass die Männer was drauf haben bezüglich Show und musikalischen Darbietungen.

 

Im Anschluss kehrte dann auch Adam in neuem Outfit zurück und ab hier konnte man dann auch als Nicht-Fachmann einfach nur noch geniessen, denn mit "Under Pressure", "Who wants to live forever", "I want it all", "Radio Gaga" (zwei meiner absoluten Lieblingssongs der Band und auch stimmungsmäßig war es zu dem Zeitpunkt ziemlich am Anschlag), "The Show must go on" und "Bohemian Rhasphody" reihte sich jetzt ein Knaller an den nächsten. Und auch hier bleibt nur die Erkenntnis, dass die Band sehr wohl auch ohne Freddie eine absolute geile Show abliefern kann. Zwischendrin gabs dann noch ein gefühlt endloses Gitarrensolo von Brian und mit "Crazy Little Thing Called Love" einen weiteren Song, bei dem das Publikum seine Sangesfreude präsentieren konnte. In diesem Block kam dann auch die Frage auf, was man denn vom "new man" halte, die berechtigterweise mit tosendem Applaus beantwortet wurde.

 

Damit war dann das Hauptset vorbei und der geniale Abend neigte sich somit allmählich dem Ende. Aber zwei Megahits fehlten natürlich noch. Auch auf "We will rock you" und "We are the Champions" hatte ich mich im Vorfeld sehr gefreut, obwohl sie ja doch irgendwie längst ausgelutscht sind. Sie nochmal vom Original zu hören, war aber definitiv cool, wenn auch bei weitem nicht das Highlight des Abends. Und mit "God Save The Queen" als Outro endete dann dieser Abend endgültig.

 

Geniale Band, geniale Setlist, genialer Adam, geniale Stimmung - diese legendären und zeitlosen Songs einmal live erleben zu dürfen, vom Original gespielt, das ist grandios und jeden Cent wert gewesen.