Clueso im Uebel & Gefährlich, Hamburg

Ab und zu fehlen einem die Worte ... mit dieser Songzeile endete am Montag Abend der etwas andere Konzertabend. Und eigentlich könnte man diese Zeile so stehen lassen und schweigen, das würde dem Abend möglicherweise am ehesten gerecht.


Aber vom Ende des Konzert zurück auf Anfang: Noch gestern bei Celina hatte ich ja über die relative Spontanität ihres Auftrittes geschrieben und das sich ihr Konzert schon seit weit oben ansiedeln könnte in den Jahrescharts. Nichtsahnend dass das nur 24 Stunden später getoppt werden sollte. 

Erst am Mittag gab es den ersten Hinweis darauf, dass sich Clueso zusammen mit Tim Neuhaus in Hamburg aufhält und plant am Abend einen spontanen Gig zu spielen, etwa 4 Stunden später folgte dann die endgültige Bestätigung "Clueso fürn Zehner im Uebel & Gefährlich, Einlass 20 Uhr". 

Also ein bisschen Stress angesagt: Arbeit pünktlich fluchtartig verlassen, kurz zum Doc wegen der Wurzelbehandlung am Tag danach, Einkaufen, Umziehen und ab zum Bunker, wo ich dann "erschrocken" feststellen musste, wie spontan der Hamburger an sich sein kann, denn die Warteschlange reichte bereits bis zu den Stufen vom 2.Stock (für Nichtkenner: Die Konzertlocation befindet sich im 4.), einen Platz weit vorne konnte man da also bereits ausschließen, sondern musste sogar um Einlass bangen. Dafür reichte es dann aber doch recht locker, sonst gäbe es ja hier nix zu schreiben.


Damit aber genug Vorgeplänkel, wir überspringen die Stunde Wartezeit bis zum Konzertbeginn und widmen uns dem eigentlichen Thema: Los ging es direkt mit dem für mich neuen Song "Viva Con Aqua", der für die gleichnamige Organisation geschrieben wurde. Tolles Lied - ohne Zweifel - allerdings war zu Beginn der Ton noch nicht ganz sauber zu verstehen. Ein Makel, der aber bereits zur zweiten Nummer "Machs gut" und meinem ersten Highlight des Abends ausgemerzt wurde. Der Song ist einfach nur wundervoll, wird viel zu selten gespielt und war akustisch nochmal ein bisschen stärker. 

Der Start in den Abend war also schon mal geglückt und trotz der Melancholie, die bis hierher vorherrschte und auch - schon aufgrund der reduzierten Besetzung- insgesamt im Wesentlichen den Ton angeben sollte, war bereits eine gute Stimmung im Saal erreicht worden. 


Die Stimmung sollte aber im Verlauf des Abends noch weiter ansteigen und teilweise den Siedepunkt erreichen, was nicht zuletzt daran lag, dass dann doch noch der ein oder andere "fetzigere" und größere Hit in der im Übrigen vollkommen spontan und teils auf Zuruf zusammengebastelte Setlist auftauchte. Schon alleine der Punkt kein vorhersehbares Programm angeboten zu kriegen (wobei bei manchen Nummern natürlich klar war, dass die in der Besetzung irgendwann kommen werden) und Einfluss nehmen zu können, machte diesen Konzertabend unter den bald 200 besuchten schon zu einer Besonderheit. 

Zudem kam eine mehr als sichtbare Spielfreude bei Clueso und Tim dazu, die vermutlich auch noch die halbe oder ganze Nacht durchgespielt hätten. Aber bei gut 2 1/4 Std. Musik für 10 Euro kann man ja nun wahrlich nicht über den Preis schimpfen. 

Zumal schon alleine die unfassbar schöne reduzierte Version von "Chicago" fast alleine das Eintrittsgeld wert gewesen ist.


Zu den spontanen Gigs gehören offenbar auch die immer wieder eingestreuten Freestyle-Rap-Einlagen, die ich auch immer verzückt zur Kenntnis nehme. Geschickt wurden mit so einem Freestyle auch 1-2 textliche Hänger überbrückt ... so cool muss man erstmal sein. Mit "Barfuss" wurde auch einer meiner absoluten Lieblingssongs

mit einem Freestyle-Outro beendet.


Richtig "bekloppt" wurde es zwischendrin auch noch: Auf den Zuruf "Hyper Hyper" versuchte sich der textunsichere Herr am Mikrofon an "Rhythm is a dancer". Aber auch mit der besagten Textschwäche kam da eine durchaus interessante Version von Gitarre+Drums raus, die frenetisch abgefeiert wurde.


Eins fehlte nur: Udo bei Cello ... laut einiger Aussage hätte sich Clueso selbst nicht gewundert, wenn der Panikrocker plötzlich auch aufgetaucht wäre. 

Und einen einzigen Schwachpunkt hatte das Set für mich dann doch: "Das Level" mag ich einfach nur in der Stüba-Version, auch reduziert wars nicht mein Ding.


Aber es gab über den ganzen Abend und das gesamte Set noch einige Perlen, die ich abschließend nur in Stichproben aufzählen mag:

- Gewinner und Stadtrandlichter, die in der reduzierten Version ähnlich wie Chicago eine nochmal neue Qualität aufwiesen

- Fanpost und Du&Ich, da lange nicht mehr gehört und Pizzaschachteln als eine meiner liebsten ältere Nummern

- Die zumindest mir noch gänzlich unbekannten Titel und evtl. Vorboten auf ein neues Album, die mutmaßlich "Nach Gefühl" und "Ab und zu" heissen

- Pack meine Sachen und Freidrehen als meine Lieblinge vom neuen Album. Ersteres als Premiere in der Besetzung und nett arrangiert, bei letztem zeigte Tim dann wieder seine Extraklasse an den Drums (diese Einsätze waren selten, aber jedesmal saustark und entsprechend vom Publikum gewürdigt)


Kurzum ein übelst geiler, aber total ungefährlicher Abend :)