Herbert Grönemeyer in der Festhalle, Frankfurt

Wenige Tage zuvor noch dort eine höchst aufregende Hauptversammlung der Skandalbank des Landes statt, für ein dem Name der Halle gebührendes Fest und zu einem wirklichen (Pfingst-)Feiertag konnte jedoch nur Herbert sorgen um das erneut vorweg zu nehmen.


Bei der hohen und langen Location hatte ich zunächst Sorgen um einen guten Sound, welche sich auch zu Beginn von Balbinas Auftritt bestätigen sollten. Doch noch während ihres Sets wurde der Sound besser. Weiterhin gilt für sie und ihre Band, dass mich das rein musikalisch durchaus begeistert, insgesamt aber mich noch nicht vollends überzeugt hat. Auf den nun folgenden Open-Air-Konzerte wird das wohl eher noch schwieriger. Nichtsdestotrotz ist sie ein nicht störender, sondern durchaus angenehmer Zeitvertreib.


Die Stimmung kurz vor Herberts Auftritt dann bereits recht erwartungsfroh: Es gingen bereits einige Wellen durch den Innenraum. Und mit dem zweiten Titel war die Halle dann auch das erste Mal in eine reine Stehplatz-Arena umfunktioniert worden. Ich bin auch nach dem 2.Konzert noch erstaunt drüber, dass er 5 neue Stücke zum Start bringt, da dies zum Ende derselbigen dann doch zu einem kurzfristigen Stimmungsabfall führt. Selbst bei Bochum als erstem Klassiker konnte dann das Stimmungslevel nicht wieder ganz hoch gefahren werden, die Frankfurter wirkten noch etwas reserviert.

Das erste, kleine Highlight war dann gar kein gesungenes: Die Ansprache zum so ungeliebten "Schiffsverkehr" mit einem fiktiven Zukunftsgesprächs mit einem alten Fan war einfach nur putzig und herrlich selbstironisch.

Und von dort dauerte es dann auch nicht mehr lange, bis die ganze Halle brodelte ... im Männer-Was soll das-Vollmond-Medley wurde es jedenfalls von Stück zu Stück heisser und genialer.


Umso krasser ist und bleibt der Bruch zu dem dann folgenden Flügel-Set am Stegende. Die Aneinanderreihung der Balladen erscheint mir dennoch sinnvoll, da ab deren Ende dann so richtig die Lutzi abgehen kann und der rockigere Teil nicht noch mehrfach unterbrochen und die Stimmung gedämpft wird.

Highlight im ruhigen Set ist und bleiben dabei die Flugzeuge mit einem diesmal extrem singfreudigen Publikum. Zu meiner Überraschung zauberte mir aber ausgerechnet das eigentlich "ausgelutschte" Der Weg mir erstmals Gänsehaut auf die Arme, keine Ahnung warum mich das diesmal so geflasht hat.

Mit dem von mir so geliebten Fisch im Netz ging es dann also wieder in Richtung Ekstase, die besonders bei der nur laut geliebten Musik wieder richtig in die Gänge kam. Im Doppelpack sind die beiden Stücke einfach nur fein. 


Über den Rest des Konzertes gibt es derweil gar nichts mehr so besonderes zu erzählen. Es ist und bleibt eine gelungene mit wunderschönen Klassikern wie Land Unter und Ich dreh mich um dich, dem nicht minder schönen Neuling Feuerlicht und einem Rausschmeisser, an den ich mich immer noch nicht ganz gewöhnen kann. Zu erwähnen ist aber noch, dass die Licht- und Bühnenshow in diesem Kuppelsaal noch viel wirkungsvoller war als bereits in Frankfurt. Die Lichteffekte vor allem in der Kuppel selbst waren echt klasse.

Leider konnte das Publikum keine Besonderheit aus dem Herbert rausleiern. Die Currywurst wurde gewünscht, aber (Gott sei Dank) abgewürgt. So blieb es bei einem kurzem Piano-Anriss von Zeit, dass sich was dreht und dem Anstimmen eines "Pfingstliedes" sowie immerhin ein paar weitere Wellen zum Konzertabschluss.


Manchmal sind es aber die ganzen Umstände wie die in meinen Augen wirklich schöne Location oder eine neue Bekanntschaft aus der LV, die einen Konzertabend ohne jegliche Überraschung und gar gekürzter Setliste zu etwas besonderem machen und bei denen man dann wieder total geflasht ist. Gefühle, die in Hamburg noch fehlten, waren diesmal also wieder vorhanden und entsprechend groß die Vorfreude auf Bonn.

Wobei ich nach den Erlebnissen der letzten 8 Tage am liebsten nur noch Hallenkonzerte von Herbert hätte, aber wer weiss was Open-Air so abgeht.