Herbert Grönemeyer in der Rheinaue, Bonn

Auch Konzert Numero Drei war in gewisser Weise denkwürdig, allerdings vor allem aufgrund einer extrem nervigen und unentspannten Ab- und Anreise. 


So allmählich fällt mir zu Balbina nicht mehr viel zu schreiben ein. Auffällig war diesmal der unerwartet satte, gute Sound und die Tatsache, dass ihre Musik durchaus auch Open Air funktioniert. Wie ich hörte, setzt sich nicht nur bei mir ihre Musik Stück für Stück weiter fest. Über den Kuckuck bleibt aber weiterhin nur Kopfschütteln (wobei hier immerhin das instrumentale Zwischenspiel ein bisschen rettet).


Das schöne an OpenAirs ist ja zumindest mal, dass man den Soundcheck mitbekommt, wenn man früh genug an den Schleusen ist und (wie im Forum ja auch direkt verbreitet) selbiger machte dann gleich Hoffnungen auf neue Songs im Set. Dazu wirkte Herbert extrem gut gelaunt (mal rheinische, mal ironisch-aggressive Ansagen).


Umso enttäuschender verlief dann in der Hinsicht der Hauptteil des Konzerts. Als die Jungs schon mit "Unter Tage" den Abend begannen, erschien uns allen klar, dass mit sonderlich vielen Änderungen nicht zu rechnen war. Die Idee Herbert eine gewisse Zeit vorm Besteigen der Bühne singen zu lassen (quasi unter Tage) , war eine wieder simple, aber trotzdem gute Sache.

Der zweite, etwas kritische Punkt gilt der Stimmung: Gerade auf reinen Freiflächen entschwindet selbige rasch, sodass man teilweise das Gefühl hatte, dass vor allem im Hauptset maximal 1-2 % des Publikums mitsingen würden. Blickte man bei den Klassikern jedoch auf die Leinwandbilder und die Tribüne, so wurde dieser Eindruck zumindest bildlich widerlegt. Andererseits ließ sich die These der schlechter komprimierten Stimmung daran ablesen, dass keine "Oh wie ist das schön"-Gesänge zustande kamen.


Positiv hervorzuheben ist dagegen für mich "Unser Land" ... das ist Open-Air ein richtiges Brett.

Nach dem bis dato nicht veränderten Set war man dann auch nicht mehr so sehr überrascht, dass auf der ruhige Teil unverändert dargeboten wurde. Während "Neuer Tag" überraschend gut funktioniert, fallen die Flugzeuge in der Jazzversion erwartungsgemäß etwas ab, nichtsdestotrotz war dieser Doppelpack wieder der Hühnerpelle-Moment par excellence. 

Danach begann dann wieder die Party und immer wieder kann man da nur "Musik nur, wenn sie laut ist" lobend hervorheben ... es ist und bleibt einfach ein echter Kracher und fixt auch 32 Jahren nach Erscheinen immer noch an.


Den Tausch BAA gegen Alkohol fand ich persönlich jetzt nicht so gelungen, aber bis hierhin war man ja für jede kleine Änderung im Set dankbar und entsprechend überraschend, bzw. verwirrt war ich dann über die Ansage, dass sie jetzt ein älteres Liedchen ausgekramt haben (diese Ansage gabs ja so auch für Idmud aus 1998) aus dem Jahre 1986. Es dauerte einen Moment um zu checken, dass das nicht nur ein Versprecher, sondern die so herbeigesehnte Setlist-Änderung war und nun also die Kinder an die Macht traten. Besonders von den LVern natürlich abgefeiert.

Für "Ich dreh mich um dich" war es zwar wirklich schade, aber mit dem Tausch kann ich durchaus leben, zumal es zeigt, dass das Korsett zumindest in den Zugaben bei weitem nicht so festgezurrt ist, wie es in den ersten 12 Gigs den Anschein hatte.

Dass dann auch noch der Mambo gegeben wurde (was scheinbar trotz Üben am Nachmittag spontan ), erhöhte die Freude nur noch mehr. "Für dich da" als 3. Schmankerl des Soundchecks wäre - insbesondere da es für mich das heimliche Highlight der Blick zurück-Tour war - das Tüpfelchen auf dem nicht vorhandenen i in Zugaben gewesen, aber spätestens in Bochum wird das ja vermutlich auch nochmal ins Set rutschen.

Der Fang mich an-Remix ohne Konfetti und Discokugel ist dagegen wirklich über bzw. reicht dann eine der beiden Versionen vollkommen.


In Erinnerung bleibt das Konzert aber nicht wirklich durch die stressige Bahnfahrt, sondern durch die - ich nenne es mal persönlichen Ansingmomente - von Stephan und Herbert, die ich so bei dieser Tour auch noch nicht hatte.


Es liest sich jetzt an einigen Stellen negativ, nichtsdestotrotz war auch mein 3.Konzert der aktuellen Tour wieder total schön und irgendwie war auch mein größtes Konzert seit längerer Zeit auch mal wieder fein (es lebte halt mehr von einzelnen Augenblicken) und ich bleibe bei meiner Aussage, dass es in Hallen einfach ein Fünkchen mehr Spass macht.

Die Setlist von heute in ner Halle wäre cool gewesen - mal schauen was noch passiert, nun steht aber erstmal ein 12-tägiger Herbert-Entzug an, bevor es zum als Urlaub getarnten Endspurt geht.