Knust Acoustics 2015 auf dem Lattenplatz, Hamburg

Der erste Mittwoch im Juni bedeutet klassischerweise den Beginn der Knust Acoustics Sommersession vor dem Club an der Feldstraße. Der einstige Geheimtipp ist längst keiner mehr und so war der Lattenplatz direkt zu Beginn der Veranstaltungsreihe wieder richtig gut gefüllt.

 

Wie üblich werde ich nicht für jedes Konzert einen eigenen Blogeintrag eröffnen, sondern diesen hier Woche für Woche ergänzen.

 

Session 13 (26.08.2015)

Noch sollte heute weder die OpenAir-Saison enden, noch die Lattenplatz-Saison im Speziellem, dennoch ein erster Abgesang auf den Sommer.

Henning Karl und Band schickten sich dabei an nahtlos an die Qualität der letzten Woche anzuknüpfen. Die Band hatte ich ja schonmal gesehen und war nach meiner Erinnerung (habe jetzt nicht nachgelesen) nicht ganz so überzeugt. An diesem Sommerabend aber trumpften sie von der ersten Sekunde an mit teils genialen Texten, klasse Melodien und einer Leadsänger-Stimme, der man sich nicht entziehen konnte, auf. Zudem wars nen schöner Instrumentemix mit Kontrabass und Tasten neben Gitarre und Drums.

Gleich der erste Song ging dezent ab, Zeilen wie "Küstenkinder sind zum Heimweh haben geboren" in Song 2 des Sets oder der Erinnerungssong an den Vater zeugten von der angesprochenen Textqualität. 

Selbst der kurze Rapausflug war gelungen. Als einziges Manko bleibt dabei, dass der Großteil der Songs sich um das "Überthema" Liebe dreht ... aber man es dabei zum Glück schafft, nicht langweilig zu werden.

Ein wahrlich starker Auftakt in die letzte Session.

Ticos Orchester zu beschreiben fällt hingegen gar nicht so leicht. Der Special Guest bot zunächst auch erstmal eine ungewohnte Instrumentenvielfalt (Gitarre, Kontrabass, Drums, Akkordeon und OBOE). Letztere machte die Band besonders speziell und sorgte auch für die künstlerischen Glanzlichter.

Vom Stil her sind die Jungs wohl letztlich irgendwo zwischen Russkaja und La Brass Banda anzusiedeln, auch Erinnerungen an den Volks-Rock'n'Roll ala Gabalier kommen durchaus hoch. Auf jeden Fall wurden sehr rhythmusstarke Songs dargeboten, die einfach nur gute Laune machten.

Dabei lebten die Songs insbesondere von der Musik, denn textlich war nicht sonderlich viel zu holen (ohne das die Texte jetzt zu platt/einfallslos) waren. Aber vielleicht wäre das von so einer "Partykapelle" auch zu viel verlangt.


Jedenfalls war es ein absolutes gelungenes Finale der diesjährigen Knust Acoustics für mich, die so mau begonnen hatten, um dann im August in 4 großartige Abende zu gipfeln.


Finale nach 2 Acts? Ja, denn aufgrund des aufgetretenen zeitlichen Verzugs verzichtete ich auf die Lokalhelden von kollektiv22, die mich bislang nie wirklich überzeugen konnten.


Session 12 (19.08.2015)

Aufgrund der musikalischen Zusammenstellung der 12.Session waren die Erwartungen im Vorfeld ziemlich hoch. Hatte ich doch alle Künstler schonmal live gesehen und schätzen gelernt, wobei Enno dabei natürlich eine Extrarolle spielt.

Sarah & Julian: Mit dem ersten Act wurden die Erwartungen dabei jedoch nicht so ganz erfüllt. OpenAir funktioniert die Musik der beiden Geschwister selbst bei noch recht überschaubarer Locationgröße weit weniger gut als in einem kleinem Club. Zudem war das Set doch sehr ruhig angelegt. Dennoch war es ein chilliger, durchaus hörenswerter Start in den Abend, was nicht zuletzt an der schönen Stimme von Julian lag. 

Zudem konnte der Eindruck durch das vorletzte Stück noch etwas aufgehübscht werden, davon hätte es gern mehr geben dürfen.

Bender & Schillinger: Mit Abstrichen könnte man auch bei dem Mainzer Duo das Label "Funktioniert OpenAir nicht so gut" aufdrücken. Denn auch Ihnen fehlt ein bisschen das Kraftvolle, was sie bei Clubauftritten mit auszeichnet. 

Aber aufgrund selten gehörten Instrumenten wie dem Marimbaphon, allgemein ziemlich starken Melodien und dem etwas schwungvolleren Set wussten sie doch deutlich mehr zu überzeugen. Der Ausreisser nach oben blieb indes aus.

Der großartige Enno Bunger sollte also den Abend beschliessen und ihm gelang es dann auch die Erwartungen zu erfüllen. Obwohl er selbst ja auch insgesamt - gerade mit dem letzten Album - ein bisschen in die Melancholie-Ecke gerutscht ist, ist es durch den Keyboardsound (statt der immer gleichen Solo-Gitarre wie bei anderen) und den sehr klugen Texten einfach jedes Mal wieder und egal in welcher Besetzung er auftritt ein Genuss ihm zuzuhören. 

An diesem Abend gab es einen gelungenen Mix aus dem noch und dem bald aktuellen Album (genaue Setlist: Am Ende des Tunnels - Regen - Abspann - Klumpen - Ich möchte noch bleiben, die Nacht ist noch jung - Scheitern - Neonlicht). Bei den 4 neuen Stücken, bei denen er von einer Gitarre mit coolem Sound unterstützt wurde, sorgten durch selbige für eine zwar eigentlich bei seiner Musik nie vermisste Klangfabe, die dennoch einfach fetzt (insbesondere bei Scheitern).

Vor allem textlich zeigte sich "Klumpen" (die für mich persönlich einzig echte Premiere) als anspruchsvoll. Ein Song, der zudem auf die Stärken von Enno setzt (guter Text, tolle Instrumentalteile), ohne dabei altbacken zu klingen.

Die Vorboten aufs neue Album wirkten insgesamt vielleicht etwas poplastig, dennoch aber machen sie definitiv Lust auf das was kommt und vor allem auf die Umsetzung mit Band, die ich hoffnungsweise schon in weniger als 48 Stunden erleben darf und hier dann natürlich wieder in Sätze verpacke.

Nicht nur aufgrund des schönen Endes, aber trotz der kleinen Schwächen/Abstriche im Bezug auf die Erwartungen, war das sicher die beste der Knust Acoustics in 2015.

 

Session 11 (12.08.2015)

Shake'N'Bake: Australische Sänger gab es zum Auftakt von Session 11 als erst gestern veröffentlichen Special Guest. Die beiden Neu-Hamburger hatten zwar keinen Überhit im Gepäck, dafür wussten sie über die gesamte Setdauer textlich und musikalisch zu gefallen. Das lag insbesondere daran, dass sämtliche Songs einen guten Grundbeat hatten und der Leadsänger eine schöne kratzige Stimme sein Eigen nennt. Der Start war also gelungen.

Louisa Gold: Bei ihr dachte man beim ersten Song noch "Ohje". Eine richtig Abmischung machte es gar schwer zu erkennen, ob die deutsch oder englisch singt. Zudem wirkte die Stimme in hohen Lagen schnell nervig. 

In tiefen Lagen und mit dem besseren Sound im weiteren Verlauf war es dann doch ganz ordentlich und im Übrigen Englisch. 

Musikalisch war auch sie mit ihrer Band zum Glück weit weg von der reinen Melancholie. So gab es dann auch feine Melodien, aber wie beim Vorgänger ohne Ausreisser nach oben, wobei es wie schon letzte Woche durchaus einen Song mit Sommerhitpotenzial gab.

Simon Glöde: Ganz gross im Flyer angekündigt (Zitat: Hammer Stimme macht Disko) war leider trotz voller Bandbesetzung die Enttäuschung des Abends. Die Stimme auswechselbar und von Disko war so gar nix zu spüren. Stattdessen recht lahme, einfallslos Melancholie. Schade vor allem deshalb, da die Jungs in ganz wenigen schwungvollen Momenten zeigten, was sie können und diese Songteile dann auch echt gut waren.

So bleiben am Ende nur diese sehr spärlichen "Disko"-Momente und interessante instrumentale Einfälle, die die Enttäuschung jedoch nur minimal dämpfen konnten.

 

Session 10 (05.08.2015)

Trotz neuem Soundsystem wie die Soundqualität weiter ausbaufäig, dafür aber überzeugten diesmal aber endlich mal wieder alle 3 Gigs ausnahmslos.

Lukas Droese: Bereits der erste Act lieferte mehr als soliden Deutschpop, bestehend aus klugen Texten und zum Glück auch mal wieder dem Beweis, dass man alleine mit Gitarre nicht nur traurigen Singsang anbieten kann.

Der Song "Schritt für Schritt" hatte derweil echtes Sommerhitpotenzial.

Helgen: Hier kann man im Prinzip fast dieselben Worte wählen. Selbiger trat mit kleiner Bandbesetzung an und schon alleine deswegen wurde es auch noch ein kleines Stückchen besser, da die drei Jungs teils sehr starke Melodien produzierten.

Besonders und in Erinnerung bleibt auch Helgens markante Stimmfarbe, die zusagte.

Textlich hingegen war es nicht ganz so Top-Niveau. Ein Song im sowieso recht kurzem Set war sogar ein ziemlicher Rohrkrepierer.

A Bit On A Side: Und das Niveau wurde noch ein klein bisschen gesteigert mit einem genialen Mix aus Punk mit leichten Folkeinflüssen (Kontrabass, Mundharmonika). Jeder einzelne Song überzeugte dabei für sich durch eine starke Rythmik und instrumentale Umsetzung und allesamt gingen sie direkt in Ohr und Bein.

Eine textliche Beurteilung fällt bei englischen Punktexten dagegen aus.

 

Also endlich mal wieder eine wirklich von Anfang bis Ende überzeugende Ausgabe der Knust Acoustics, die dann auch mit bestem OpenAir-Wetter veredelt wurde. So darf es im August gerne weitergehen.

 

Session 9 (29.07.2015)

Torben Stork: Auch er fügte sich in die dieses Jahr (leider) sehr melancholische Riege der Gästeschar ein. In Englisch machen solche Songs in aller Regel für mich noch weniger her. Aber anders als bei manch einem seiner Vorgänger in den Vorwochen konnte man ihm ganz gut zuhören und ein Stück weit dem Alltag entfliehen. Ausreisser gab es letztlich weder nach oben als nach unten, also grundsolides Mittelmaß.

Poems for Jamiro: Noch besser zuhören konnte man den beiden folgenden Damen, was nicht zuletzt daran lag, dass schon instrumententechnisch mit Streichinstrument und Bass (wenn auch nur aus Konserve) mal etwas Abwechslung herrschte.

Abwechslungsreich waren auch die Songs an sich, die eingängie Melodien boten, die in 1-2 Fällen sogar nah am Ohrwurm waren. Insgesamt also einer der besseren Gigs bei der diesjährigen Auflage.

 

Wettertechnisch (irgendwie auch ne Konstante dieser Auflage) wurde dann auf Superscum verzichtet.

 

Session 7 (15.07.2015)

Kendy Gable: Mit einem weit gereisten, konkret aus dem Big Apple stammendem Gast, eröffnete die 7.Runde der Knust Acoustics. Ähnlich wie die bisher gesehenen Acts setzte auch sie im Wesentlichen aus sehr melancholischen Songs, die aber ob ihrer glockenklaren Stimme ein Genuss waren. Die Zeit verging wie im Fluge um zum Ende des Sets folgten auch noch zwei etwas schwungvollere, richtig gute Nummern.

Klein: Mit der lokalen Vertretung folgte dann aber ein ziemlich Absturz in Punkto Qualität - zumindest was meinen Geschmack angeht. Als "Dreampop" bezeichnet glich es trotz Streicherunterstützung zu einem Albtraum. Schwacher Sänger und öde Melodien. Dazu kam es zu massiven technischen Problemen, sodass ich mich letztendlich dafür entschied diese Session vorzeitig zu verlassen und aufgrund der Verzögerungen auf den dritten Act (Kalamahara) zu verzichten.

 

Session 5 (01.07.2015)

Nach 3 Wochen Abstinenz  (Wien, Kiel) ging es wieder zum Lattenplatz, wo an diesem hochsommerlichen Abend musikalisch jedoch eher wenig geboten wurde und es insgesamt sehr zäh war.

Jim Kroft: Zwar ganz chilliger Gitarrenpop, aber wie so oft einfach viel zu melancholisch und ruhig. Dabei hatte er durchaus coole Passagen drin, jedoch keinen einzigen Song der in voller Länge überzeugen konnte.

Aaden: Der Spruch "Gute Ansätze, aber nicht mehr" galt auch für den 2.Act des Abends, der aber zumindest musikalisch mehr überzeugen konnte, auch dank des Nutzens von Loops und ungewohnten "Instrumenten" wie einem analogen Telefon. Leider war hier jedoch mit Ausnahme des letzten Songs der Gesang sehr schlecht zu verstehen, was den Eindruck zuletzt trübte und eine abschließende Beurteilung erschwert.

The Stewardesses: Irgendwie die größte Enttäuschung des Abends, hatte ich doch von dieser Frauencombo im Vorfeld bereits durchaus spannendes gehört, was dann live mich leider gar nicht so fesselte. Vor allem der ständige Wechsel zwischen Deutsch und Englisch war irgendwie nervig, zumal die englischen Lieder völlig überflüssig waren, während die deutschen zumindest in Ansätzen zu überzeugen wussten (z.B. das Kraftklub-Cover "Randale").

 

 Session 2 (10.06.2015)

tigeryouth: Als Akustikpunk angekündigt legt man über diesen Act wohl lieber den Mantel des Schweigens, die Art und Weise wie er singt und musiziert gefiel mir nicht wirklich, die Stmme macht zudem irgendwie aggressiv. In den ruhigeren Stücken war jedoch durchaus eine gewisse Qualität erkennbar.

The Apartment Orchestra: Der Name der Band lässt jetzt nicht unbedingt vermuten, dass nur 2 Leute die Bühne entern. Musikalisch wurde es mit den Nürnbergern und derem coolen Sound aus Tamburin, Trommel und Gitarre und dem präsentierten leichten Pop jedenfalls deutlich besser. Besonders die männliche Stimme gefiel, auch wenn es leider nicht gut abgestimmt war und schwer die Texte zu verfolgen.

Marcel Brell: Das Problem der schlechten (bzw. zu leisen) Abmischung blieb auch hier bestehen. Auch Brell präsentierte zusammen mit seiner Band eher leichten, ordentlichen Pop (der phasenweise an Rockabilly erinnerte)  und hatte zudem eine sehr gute Bühnenpräsenz, die leider nicht wirklich gut erwidert wurde. Auch mir gefiel es nicht ganz so gut wie der vorherige Act, da vor allem zu selten Pep in die Songs kam.

 

Session 1 (03.06.2015)

Benne: Schonmal als Vorband gesehen, wirkte diesmal mehr denn je für mich wie ein Poisel-Abklatsch. Ähnlich "jammernd", dabei aber durchaus kluge Texte und nette Melodien. Mittlerweile ist diese so arg melancholische Musik jedoch nur noch in den seltensten Fällen in der Lage mich zu erreichen. Richtig gut war jedoch der Song "So leicht", ein kleiner Sommerhit.

Tom Klose: Auch Tom hatte ich bereits schonmal gesehen und musikalisch ging es nun zumindest ein wenig aufwärts. Es wurde etwas folkiger, blieb insgesamt aber über weite Teile des Sets leider auch relativ lahm. Hier riss es die instrumentale Unterstützung durchs Cello ebenso raus wie der allerletzte Song, der dann endlich mal Schwung brachte und zeigte wie schön es sein könnte Tom Klose zu hören.

Joel Havea: Eine besonders weite Anreise hatte der letzte Act des 1.Abends zu absolvieren. Joel stammt nämlich aus Melbourne und brachte somit internationalen Flair auf diese kleine, feine Veranstaltung. Und er unterstrich gemeinsam mit seiner Band, dass aus Australien in den meisten Fällen gute Musik kommt. Wohl auch bedingt dadurch, dass es der einzige Act in Bandbesetzung war, war es auch der beste Act - insbesondere vom Beat. Trotzdem war es irgendwie chillige Musik ohne Ausreisser nach unten - perfekt fürs Afterwork.