Herbert Grönemeyer in der Waldbühne, Berlin

"Kein Wort beschreibt...." dieses unfassbare Konzert bzw. wenn dann trifft es vielleicht der Schlusssatz des Tagesspiegels es am besten. Ich zitiere "Am 21.Juni tritt er noch einmal in der Waldbühne auf. Regulär sind keine Tickets mehr zu  bekommen, aber die Preise im Internet bewegen sich noch im zweistelligen Rahmen. Ob das so bleiben wird, wenn ab heute alle schwärmen, wie toll es am Freitagabend war?"


Und toll ist dabei noch in der Tat harmlos ausgedrückt.

 

Zunächst aber wie gewohnt ein paar Worte zu Balbinas Darbietung bei ihrem Heimspiel. Ich war zuallererst überrascht wie spät sie auf die Bühne kam (war meinem Fehlwissen aufgesessen, dass in der Waldbühne früher als sonst Schluss sein muss). Allerdings spielte sie dann auch nur ein sehr reduziertes Set. Mein Ohrwurm "Nichtstun" blieb aber zum Glück weiter dabei. Und ich muss gestehen, dass ich mittlerweile selbst dem "Kuckuck" was abgewinnen kann. Balbina wirkt dabei zunehmend lockerer und gewinnt bei mir (und so wie es den Anschein hatte auch beim restlichen Publikum) mehr Zuspruch.

 

Apropos Publikum: Dieses sollte bereits in der Umbauphase zeigen, dass Konzerte in der Waldbühne zu magischen Nächten werden können. Und das es trotz nahezu unveränderter Setlist im Vergleich zu Bonn diesen Abend aber völlig in den Schatten stellen könnte und - soviel sei gesagt - es auch würde.

Jedenfalls schwappte die Welle bereits mehrfach durch das weite Rund - ein imponierendes Bild an diesem frühen Sommerabend.

 

Gefühlt, aber auch nicht gänzlich unerwartet, ging die Stimmung während der Stücke von Dauernd Jetzt dann zunächst wieder etwas in die falsche Richtung, doch spätestens mit "Bochum" als ersten Klassiker wurde die Location zu einem wahren Hexenkessel, der in den folgenden gut zwei Stunden dann auch nicht mehr wirklich zur Ruhe kam. Herbert war wie gewohnt in bester Plauderlaune, erzählte vom nach St. Peter-Ording verlegten Abschlußkonzert (bessere Gage) und Thorsten als schönstem Roadie Deutschlands und Blickfang für die Damenwelt. Die Tanzmoves bei "Fang mich an" wirkten auch  - ich nenn es mal heißer - als sonst, kurz: Der Mann war wieder in vollsten Rampensau-Modus.

 

Der stille Block am (diesmal kurzen, hohen) Stegende wurde dann das reine Gänsehautkommando. Schon "Neuer Tag" wurde mit warmem, langanhaltendem Applaus bedacht. Was aber bei und nach den Flugzeugen abging, ging auf keine Kuhhaut. Obwohl ich fand, dass er es diesmal nicht ganz so schön gesungen hat, gab es natürlich zunächst einen zigtausendkehligen Chor, der dann in nicht enden wollenden Standing Ovations mündete. Ein abermals imponierendes Bild, was auch Herbert sichtlich rührte.

 

Dadurch, dass die Stimmung so exorbitant gut war, hob sich "Musik nur, wenn sie laut ist" danach gar nicht mehr so stark als Partyopener ab, nichtsdestotrotz erreichte die Waldbühne von nun an ein noch höheres Euphorielevel. Dies zeigte sich dann z.B. auch bei "Mensch", dessen Samba-Ausklang gefühlt überhaupt kein Ende nehmen sollte. Das Hauptset näherte sich ansonsten ohne weitere erwähnenswerte Momente dem Ende, wenn man mal vom direkten Ansingen bei Alkohol absieht (überhaupt gab es davon einige Momente),

 

Auch über die Zugabenblöcke gibt es gar nicht so viel zu erzählen, was nicht schon in den letzten 4 Berichten angeklungen wäre, es blieb das gelungene Wechselspiel aus Gänsehaut und Party. Ein-zwei Dinge verdienen dennoch Beachtung:

  • Durch den Zeitverzug war es bei "Land unter" endlich mal wieder angemessen dunkel. Da wird die Nummer einfach noch 1000x intensiver. Zudem damit dann auch die Zeit für die Handylichter gekommen war. Es gibt ja Stimmen, die das Licht als so kalt empfinden. Ich jedoch bin der Meinung, dass es dennoch beeindruckend ausschaut, wenn sich viele Menschen dran beteiligen und fand es wundervoll.
  • Ein "Oh wie ist das schön" fehlt mir auf meinen Konzerten bislang noch, eine kleine, ungewollte Sonderzugabe wurde allerdings von Norbert eingeleitet mit einer Bass-Line von "Seven Nation Army", was vom Publikum direkt übernommen wurde und Herbert dann mit Bananentext versah.

Im allerletzten Zugabenblock kehrte dann "Feuerlicht" zurück und der Remix sollte auch noch nicht das Ende darstellen, denn der Mond war noch aufgegangen. Ähnlich wie bei den Flugzeugen fand ich es diesmal nicht so schön gesungen. Zumindest am Anfang wirkte es etwas unrund. Trotzdem freu ich mich immer drauf das wohl gelungenste Nachtlied der Deutschen von ihm zu hören (welches zudem ja nahe meines aktuellen Wohnorts geschrieben wurde) und dementsprechend konnte der unrunde Beginn dann den Gesamteindruck auch nicht trüben.

 

Mir war im Vorfeld ja klar, dass Konzerte hier besonders sein können, aber das an diesem Abend war einfach nur phänomenal und ich bin so froh, beide Konzerte in dieser Location miterleben zu dürfen.

Eine Frage bleibt fürs erste offen: Wird das Jubiläumskonzert in Bochum das noch toppen können - es wird zumindest schwer.