Herbert Grönemeyer auf der Burg Clam (A)

Ähnlich wie beim Oerding wäre aber auch beim nachfolgenden Herbert-Konzert ein Stimmungsvergleich zu abwertend für dieses für sich genommen wieder mal großartigen Konzert, dass diesmal besonders von der klasse Atmosphäre an der Burg lebte. Zudem hielt es sowohl kleine positive, als auch leider eine negative Überraschung bereit.

 

Die fingen bereits mit dem offenbar sehr entspannten österreichischen Publikums an, denn bis weit nach 14 Uhr waren bis auf eine 4-köpfige nordwestdeutsche LV-Fraktion einschließlich meinereiner am Einlass mal so gar nix los. Dabei hatte ich aufgrund meiner CheckIn-Zeiten sogar schon Befürchtungen bzgl. eines Erstreihenplatzes gehabt, stattdessen wurde ich also zum Schleusenbesetzer (die Dinger können auch schon stehen, wenn die Leute kommen - nur mal als Tipp an Bochum und Co., das macht es jedenfalls um einiges entspannter).

 

Die im Vorwort schon angesprochene Kulisse war echt einmalig: Die Meierhofwiese am Fuße der Burg - das ist ja fast Rosamunde Pilcher in Reinkultur, aber eben auch wunderschön. Schade hingegen, dass bei dieser Location die Produktion ziemlich abgespeckt wurde (keine Videowalls etc.); da merkt man dann auch erst so richtig, welchen Anteil die an einem Konzertabend hat, auch wenn man die Musik in den Vordergrund stellt.

 

Genug der Vorworte - ab zu Balbina: Sie zog heuer wieder ihr volles Programm durch. Ohne jetzt auch einzelne Stücke in Detail einzugehen, gilt weiter die vor 3 Tagen gemachte Aussage, dass sie Stück für Stück lockerer und besser wird - mittlerweile stehe ich gar kurz davor sie doch mal auf ihrer eigenen Tour zu besuchen. Das übrige Publikum nahm sie aber eher gelangweilt zur Kenntnis und es machte sich nicht zu unrecht die Befürchtung breit, dass dieses nur schwer in Wallung zu kriegen sein würde, was sich in der Umbaupause dann auch mit kläglich gescheiterten Wellen noch bestätigen sollte.

 

Laut wurde es natürlich trotzdem, als der Star des Abends wie gewohnt "Unter Tage" die Show eröffnete. Übrigens mit leichten Tonproblemen, die auch Herbert etwas unkonzentriert wirken ließen. Ansonsten schien er aber heiß wie Frittenfett, mehrfach schob er ein angriffslustiges "Come On" oder "Sing It" in den Song ein.

Auch "Wunderbare Leere" kam noch recht gut an, danach verharrte man aber in einem Stimmungsloch, aus dem selbst "Bochum" noch nicht wirklich befreien konnte. "Unser Land" flog derweil etwas überraschend raus. Dies war zwar einerseits nur logisch, verwunderte ob der TV-Premiere bei "Wllkommen Österreich" und dem eigentlich festgefahrenen Hauptset dennoch etwas.

 

Bevor ich jetzt aber weiter die Stimmung kritisiere: Zum einen ist der Vergleich zum Freitag wohl wirklich fies, möglicherweise lag es aber auch an der Location, dass die Stimmung schneller entweicht und zumindest in meiner Ecke war bis auf 1-2 Titel schon gut was los (trotz witzigen Textpatzern selbst bei Klassikern).

Wie dem auch sei: Mit dem Medley kam dann endlich ein bisschen Schwung in die Kiste, der selbst mit den danach folgenden Balladen nicht wirklich zerstört wurde. Auffällig dabei vor allem, dass um die Zet die Dämmerung in Oberösterreich schon weit fortgeschritten ist und selbst Vollmond schon im Fastdunkel gespielt wurde. Hier zeigte sich dann das besondere Ambiente der Burg umso mehr, was dann aber insbesondere den Balladenteil noch intensiver machte und das alleine dafür sorgte, dass man froh sein vor Ort zu sein. Ebenso wurde klar, dass die Österreicher die Balladen offensichtlich lieben und entsprechend langanhaltend mit Applaus bedachten. 

So war entsprechend auch wieder Gänsepelle pur angesagt in diesem Block, vor allem natürlich bei den Flugzeugen, diesmal aber auch im nahezu kompletten Block aufgrund des permanenten direkten Blickkontakts mit Herbert. In diesem Block hatte ich mit "Ich hab dich lieb" gerechnet, welches jedoch auf sich warten liess.


Über die nachfolgenden Stücke gibt es eigentlich gar nicht mehr so viel spannendes zu berichten, deswegen im Schnelldurchlauf:

  • endlich mal kein Textdreher bei BAA: Man fällt wieder nach oben ;)
  • Land Unter im totalen Dunkeln wie schon in Berlin ist und bleibt der Knaller, erst recht bei außergewöhnlichen Locations
  • der Handylichter-Trend ist in Österreich offenbar unbekannt und wie man bei "Zeit dass sich was dreht" mitsingt, war dem Publikum auch nicht ganz klar

Während das Publikum mit dem Remix zum Abschluss erst recht nix anfangen konnte, folgte danach dann endlich der langerwartete absolute Gänsehaut-Moment mit "Ich hab dich lieb" in einer schön vorgetragenen Version zum Ende hin. Hier ereignete sich dann aber auch der negative Moment mit einem Störer auf der Bühne. Anders als in Kassel damals war Herbert davon aber relativ unbeeindruckt und beendete den Abend dann wie in Berlin mit dem Mond.


Trotzdem und trotz der verhaltenen Stimmung wars ein feiner Abend und der nächste Beweis, dass ich auch Open-Airs immer noch mag.