Herbert Grönemeyer in der Stadthalle, Wien

Next Stop im Konzerturlaub wurde die stolze Bundeshauptstadt Österreich, genauer die Stadthalle Wiens, wo wenige Wochen zuvor noch eine gänzlich überflüssige Musikveranstaltung stattfand.
Dass der sechste Besuch auf der aktuellen Tour bestimmt nicht überflüssig sein würde, ließ sich bereits erahnen, als wir die Hinweisschilder auf den heutigen Mitschnitt an den Einlässen entdeckten, waren die Setlists der jeweiligen Konzerte bei den letzten Konzerten doch zumeist von Besonderheiten geprägt. Auch wenn ich mich selbst nicht gern auf Fotos sehe, finde ich Mitschnitte von selbst besuchten Konzerten per se interessant.

 

Zwei Aspekte vorweg zur Location: Die Halle macht definitiv optisch eine Menge her, auch mit den versetzten Tribünenblöcken und der fehlenden Gegengerade. Der Einlass hingegen war nicht so klasse. Sah es zunächst so aus, als wären die Südkartenbesitzer aufgrund geringeren Menschenaufkommens im Vorteil, so verschlief der Security die entscheidenden Sekunden bei Türenöffnung. Dank freundlicher Unterstützung wurde mir aber dennoch ein Platz in Reihe 1 verschafft (Vielen Dank an dieser Stelle nach Freiburg und Österreich).

 

Balbina konnte auch das Wiener Publikum nicht wirklich für sich erwärmen, mich jedoch packte sie wieder voller Pfund, was nicht zuletzt daran lag, dass der Sound so gut abgemischt war wie selten zuvor auf der Tour. Entsprechend angestachelt war ich also für die folgende Show vom Herbert.

 

In der Umbauphase scheiterte wie schon in Klam der Versuch mittels La-Olas Stimmung in den Raum zu bekommen spätestens in der dritten Reihe. Als Herbert dann die Bühne betreten sollte, wurde zwar erstmal klar, wie laut es in dieser Halle werden kann, wenn sie will. In ersten Drittel des Hauptsets sah man dafür aber offenbar keinen großen Anlass. „Unser Land“ kehrte spannenderweise wieder zurück ins Set – auf der DVD wollte man darauf also offenbar nicht verzichten und das ist auch gut so.

 

Auch zu Beginn des Klassiker-Medleys sprang der Funke nur ungefähr auf 50-60 Prozent der Tribünengäste über. Im Innenraum aber war – soweit ich das vernehmen konnte – mittlerweile eine mitschnittwürdige, aufgeheizte Stimmung erreicht worden und wurde ordentlich Party gemacht. Mit Vollmond erreichte dann aber die komplette Halle erstmals den Siedepunkt und entsprechend war man nach dem Stück auch das erste Mal durch, obwohl ich die Luft in der Halle nicht mal so unangenehm empfand.

Dias Publikum wurde also endlich aktiver und zeigte dann bei „Flugzeuge im Bauch“ den fast schon normal gewordenen, aber dennoch immer wieder beeindruckenden vielstimmigen Chor, der Herbert spürbar genauso beeindruckte wie der danach aufbrausende Applaus. Aber auch die anderen Stücke im ruhigen Teil am Klavier wurden mehr als wohlwollend aufgenommen.

 

Diesen Block verlassen verwunderte es dann, dass bei „Mensch“ bei weitem nicht alle Arme durch die Luft geschwenkt wurde, das gute Stimmungslevel wurde dann bei „Alkohol“ jedoch weder erreicht und fortan eigentlich auch nicht mehr verlassen (von ein paar ruhigeren Momenten bei den Balladen einmal abgesehen).
Im Gegensatz zum Vortag kapierte das Publikum auch, was Herbert bei „Zeit, dass sich was dreht“ von ihnen verlangt (wäre sonst auch irgendwie peinlich geworden für die DVD).


Krass war es vorher gewesen wieviele Gummibärchen bei "Kinder an die Macht" auf das Stegende einregneten und danach erstmal ein Putzkommando anrücken musste ;). Das wiederum wird auf der DVD bestimmt klasse aussehen.

Im zweiten Zugabenblock gab es dann die nächste kleine Überraschung, die einen jedoch nur kurz fragend zurückließ, dann Mambo und Demo tauschten lediglich ihre Plätze.

 

Die echten Knaller im Vergleich zu den meisten vorherigen Konzerten hatte sich Herbert stattdessen für den letzten Zugabenblock aufgehoben, der überraschend mit „Ich hab dich lieb“ begann. Das dort und auch bei „Land unter“ Gänsehaut pur herrschte und ordentlich mitgesungen wurde, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung. Der Remix hingegen blieb trotz Konfetti eher unbeliebt. Nun stellte sich die Frage: War es das und was ist mit Halt Mich?

 

 

Die Antwort darauf war nahezu perfekt: Der Abendausklang mit jenem „Halt mich“, meiner Premiere von „Pilot“ (live sooooo schön) und dem Mond hätte höchstens durch ein Stück wie dem gewünschten „Unterwegs“ noch mehr aufgepeppt werden können.

 

Aber bei einem dermaßen geilen Set (dem längsten der bisherigen Tour) wäre das nun wirklich Jammern auf höchsten Niveau.

So bleibt die Erkenntnis: Geld und Urlaubstage für diesen Konzerttrip hat sich mehr als gelohnt, das Konzert in der Stadthalle gehört sicher zu einem der intensivsten Erlebnisse überhaupt und auch die Sightseeings in Linz und Wien (bei letzterem ohne annähernd das geplante Programm zu schaffen) sorgten dafür, dass dies alles eine goldrichtige Entscheidung war.

So langsam stellt sich aber auch Wehmut darüber ein, dass in 5 Tagen der ganze Spaß vorerst ein Ende findet – bis dahin aber wird genossen.