Herbert Grönemeyer in der Waldbühne, Berlin

Das Deutschland-Finale der Grönemeyer-Tour und der Abschluss meines Urlaubs führte mich wieder bei bestem Konzertwetter an dessen Startpunkt, die Waldbühne in Berlin.

 

Wie in der Vorwoche praktiziert, gab es auch heute von Balbina nur ein reduziertes Set (zudem mit Schlagzeuger-Ersatz). Offenbar war bei ihrem Heimspiel eine kleine Schar an Fans angereist, sodass schon eine ganz ordentliche Stimmung vorherrschte. Balbina sah man derweil an, dass sie ehrlich ergriffen war ein letztes Mal vor Herbert auf die Bühne zu treten.


In der Umbaupause war es zunächst verhältnismäßig träge, doch just als ich mich darüber beschwerte, gingen wie schon beim 1.Konzert an dieser Stelle wieder etliche Wellen durch das Rund - man merkte nun jedem an, dass er oder sie einfach nur Bock hatte auf klasse Livemusik in toller Location bei optimalem Wetter.

Die Voraussetzungen stimmten also und es wurde dann auch hinsichtlich Spielfreude, Stimmung und Spaß quasi eine Kopie der Vorkommnisse der Vorwoche. Man könnte - so langweilig es irgendwo erscheinen mag - im Prinzip einfach den Blogeintrag kopieren, da er nahezu 1 zu 1 wiedergibt, wie es auch am heutigen Abend war. Für mich ist das aber kein Zeichen von langweiligen, ewig gleichen Shows, sondern nur der Beweis, dass an dieser Location sich immer wieder grandiose, zauberhafte Abende entwickeln können. Fakt bleibt dennoch, dass es deshalb schwer ist diesen Abend nochmal in (neue) Worte zu kleiden und ich mich fortan etwas kurz fasse.


Schon zu "Unter Tage" und "Wunderbare Leere" standen weite Teile der Ränge um Herbert und Band lautstark zu bejubeln bzw. mitzusingen und spätestens ab "Bochum" glich die Waldbühne mal wieder einem Tollhaus, welches sich allerhöchstens bei den Balladen mal kurze Verschnaufspausen gönnte. 

Während gefühlt vor allem "Vollmond" und sein wieder mal geniales Gitarrensolo derbe abgefeiert wurde, war es im dann folgenden Balladenblock wenig überrascht erneut "Flugzeuge im Bauch", was zum Highlight werden sollte, jedoch an Intensität, Gänsehaut und Mitsingstärke nicht ganz an die vergangenen Konzerte heranreichen konnte.


Umso erstaunter war ich dann darüber, dass "Fisch im Netz" so wohltuend aufgenommen wurde wie wohl nirgends zuvor auf der Tour und somit die Rolle des Partyopener von "Musik nur, wenn sie laut ist" übernahm.

Ab jetzt kannte das Publikum dann auch wirklich kein Halten mehr, allerdings wirkte auch der Auftritt an sich etwas gehetzt (recht kurze Ansagen, ein "Flitzen" durch das Programm, als hätte man am Ende des Abends noch was vor *g). Beeindruckend waren u.a. noch die ultralange Version von "Mensch" und auch "Morgen" funktionierte live endlich mal gut.


Allzuviel gibt es dann auch nicht mehr zu berichten: Der 2.Zugabenblock wurde mit "Oh, wie ist das schön" geschlossen, dass Herbert (der gar nicht erst die Bühne verließ) wie schon in Bochum mit improvisierten Strophen gestaltete. Eine andere niedliche Begebenheit ergab sich noch bei "Kinder an die Macht", als Herbert auf einen kleinen Jungen aufmerksam wurde, der sichtlich Spaß am Konzert hatte. Schön zu sehen, dass immer noch Fans nachkommen und Abende wie diese auch noch in Zukunft abgehalten werden können.


Nach dem Remix stellte sich nun also die Frage, ob wirklich so durchs Programm geeilt wurde, um beim Abschlußkonzert national nun noch Luft für Besonderes zu haben. Und Gott sei Dak wurde diese Frage sehr schnell mit  ja beantwortet, denn auf der Bühne machten sich Tobi Kühnel und Co. daran schnell ein bisschen umzuräumen und zwar so, dass auch klar wurde, dass es mehr als beispielsweise "Der Mond..." geben würde und so kam ich dann letztlich in den Genuss einen meinen Favoriten des aktuellen Albums, nämlich "Ich lieb mich durch" doch noch live zu erleben. Dem Publikum wurde dabei die Mitsingrolle für den Refrain zugewiesen, die auch überraschend stark angenommen wurde. In der Art und Weise live auf jeden Fall ein Genuss und gerne 2016 fest dabei.

 

Doch damit nicht genug, musste danach dann noch die Band zurückgeordert werden, weil Herbert nun auch noch "Ich dreh mich um dich" spielen wollte. Für die Open-Airs war das nahezu überall rausgeflogen aus dem Set, umso erfreuter war ich auch diesen Titel nochmal zu hören, auch wenn man ehrlicherweise zugeben muss, dass der Titel in Hallen und im regulären Zugabenblock irgendwie besser wirkt, erst dann seine volle Kraft entfaltet.

Herbert wollte immer noch weiter machen, aber auch keine Konventionalstrafe zahlen, sodass das Konzert dann doch endete. Selbst die Crew schien verunsichert, wie es weitergehen würde und brach das "Outro" wieder ab. Mehr als ein ausgiebiger Aufenthalt auf der Bühne im Bademantel war aber nicht mehr drin.

 

So lautet also das Fazit: Die Waldbühne war Schauplatz eines mehr als würdigen deutschen Abschlußkonzertes einer beeindruckenden Tour, die insbesondere im letzten Drittel richtig Fahrt aufnahm. So muss sich dieser Abend ganz sicher nicht hinter Bochum oder Waldbühne I verstecken, sondern legt zumindest zu letzterem noch eine kleine Schippe drauf.

Und für mich persönlich gilt, bei dieser Tour alles richtig gemacht zu haben: 8 Konzerte, 8 unterschiedliche Setlists, 8x erste Reihe am Steg und alle Lieder dieser Tour live gehört.. Nach dem ersten Konzert in Hamburg hätte ich nicht geglaubt, dass die Tour so klasse werden würde, doch besonders die Gigs während des Urlaubs (im besagten letzten Drittel) waren jeder für sich grandios und denkwürdig. So bleibt natürlich etwas Wehmut, aber auch totale Vorfreude auf 2016.