30 Jahre Große Freiheit 36, Hamburg

Zum 30jährigen Bestehen lud sich die Große Freiheit gleich 3 Bands in den Kiez, von denen zwei ihr (vorerst) letztes Konzert geben sollten - Emotionen schienen also garantiert.

Um das ganze entsprechend zu geniessen, blieb das Smartphone respektive seine Kamera auch unangetastet.


Und zu was für einem Auftakt in die Hallensaison sollte es bereits mit spaceman spiff kommen.

Hannes hatte für seinen letzten Auftritt noch einmal die grandiose Unterstützung von Band und Cello zusammengepackt und heizte dem Publikum damit für gute 45 Minuten schonmal richtig ein. Vermutlich waren die 4 selbst überrascht, dass man als Support schon dermaßen abgefeiert wird und das völlig zu Recht.

Von all den verschiedenen Auftrittsformationen, in denen ich Hannes schon live sehen durfte,  ist diese einfach die Eindrucksvollste, was bereits durch den Auftakt mit "Vorwärts ist keine Richtung" und "Hier und der Wahnsinn" mehr als bewiesen wurde.

Ansonsten waren alle "Must Have" (ausser Wände) des aktuellen Werkes vertreten, die sich den Rahmen mit den älteren Nummern teilten, die in dem Arrangement besonders wirken wie z.B. "Egal".

"Hamburg" in Hamburg war zudem wie erwartet (erst recht mit dem Wissen, dass die letzten Minuten des Auftritts anbrachen) hoch emotional. Wenig später wurde die (hoffentlich nicht zu lange) Bandpause mit einer Weltklasseversion von "Strassen" und einem bockstarken Outro abgeschlossen.

Das Stichwort "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist" traf hier jedenfalls definitiv zu, zum Abschied gabs das vielleicht beste Spaceman-Konzert ever (neben dem auf der U&G-Dachterrasse).


So genial ging der Abend leider nicht weiter, dabei dachte ich bei den ersten Tönen von Die höchste Eisenbahn noch, dass mir auch dieses Quartett wohl gefallen wird. Doch noch im 1. Song glitt man plötzlich in eine Erzählerei (die aber vermutlich wenigstens Freestyle war) aus gefühlt anderen Sphären ab und die Songs, die doch teils wunderlichen Texte und die Art und Weise des Vortrags war zumindest in den ersten zwei Dritteln neben der überschaubaren Akustik der Grund dafür, dass mir das trotz mancher musikalisch guter Momente und durchaus schönen Stimmen, eher nicht gefiel.

Ganz nett fand ich aber, dass es bei der Band keinen echten Frontsänger gibt, sondern in vorderster Linie munter gewechselt wird (was es zumindest abwechslungsreich machte).

Die beiden letzten Songs (Was machst du dann, Schau in den Lauf Hase) hoben sich von Gesamtqualität dann auch ziemlich stark vom Rest, so dass am Ende wenigstens ein gutes Gefühl blieb.

Nochmal brauche ich diese Band (die nicht aufhört) aber eher nicht.


Während bei anderen Konzerten nun Feierabend ist (die Uhr zeigte mittlerweile 23 Uhr an, Schicht im Schacht sollte tatsächlich erst gegen 0.45 Uhr sein), startete bei der großen Geburtstagssause jetzt erst der finale Umbau, bevor dann der Hauptact die Bühne betreten sollte.


Zu dem letzten Konzert von Marcus Wiebusch und seiner Band fällt es mir selbst mit etwas Abstand schwer Worte zu finden, die ich nicht auch schon bei früheren Konzerten von ihm so oder so ähnlich hier formuliert habe.


Es ist und bleibt (ach ne, es bleibt ja leider nicht *schnüff*) eine erstklassige Mischung aus feinstem Rockpop mit Einflüssen aus allen möglichen anderen Stilrichtungen, die von der ersten Sekunde an (Springen ist aber auch einfach ein toller Opener) fesselt. Für ein Abschiedskonzert ein bisschen zu routiniert ging es dann durch den sehr kurzweiligen Abend (das gesamte Set verging wie im Flug) auf sehr hohem Niveau, bei dem es eben schwer fällt irgendein Highlight ausfindig zu machen, welches sich vom Rest abhebt. Am ehesten trifft das noch auf die stilvollen Bläsereinsätze in den ruhigen Songs oder das Drum-Outro von "Jede Zeit hat ihre Pest" zu und nicht nur stimmungsmäßig sind die Kettcar und (mit Abstichen auch) But Alive-"Cover" ebenfalls jedes Mal aufs Neue ein Hochgenuss (beispielsweise liebe ich "Money Left To Burn" in dieser Version so sehr).

Zum Abschluss des Hauptsets dann der nächste emotionale Höhepunkt des Tages .... "Der Tag wird kommen" ist über jeden Zweifel erhaben.


Vielleicht hatte ich mir von diesem letzten Wiebusch-Konzert im Vorfeld mehr erwartet (Thees oder Kettcar als Special Guests oder wenigstens diesmal "Landungbrücken raus"). Bedauerlich fand ich auch, dass Hater's Gonna Hate nicht mehr im Set war (bei der aktuellen Lage hätte er doch mehr als gut gepasst), aber Besonders wurde es doch noch. Denn eigentlich war bereits das Saallicht angegangen, der harte Kern jedoch nicht bereit die Wiebusch-Ära so einfach enden zu lassen und so gab es dann noch zwei Weltpremieren für mich mit jeweils einem weiteren Song von ButAlive und Kettcar.


Auch wenn ich den spaceman an diesem Abend noch ein kleines Stückchen genialer empfand (vielleicht auch wegen der Müdigkeit zu später Stunde nach langer, harter Woche) und ich von Marcus deutlich weniger Konzerte sehen konnte, komme ich auch hier zu dem Schluss das er auf dem Höhepunkt aufhört und zu Kettcar zurückkehrt. 
Ein Comeback, auf das ich mich irrsinnig freue und ein absolutes Konzert-Muss in der Zukunft.