Doppelpack Enno Bunger - Albenreleasekonzert auf der MS Commodore (08.10.) und Saturn (09.10.), jeweils Hamburg

Weder mal zeigte sich, dass sich konzerttechnisch der Umzug nach Hamburg vor 2 Jahren gelohnt hat, denn aus der Reihe "Unverhofft kommt oft" sollte ich auch nach 8 Jahren mit über 230 besuchten Konzerten immer noch was neues, besonderes erleben können. Trotz starker Erkältung und einem anspruchsvollen Wochenende freute ich mich daher wie Bolle bei der dritten und letzten Verlosung einen Gästelistenplatz für die Albumreleaseparty zu "Flüssiges Glück" von Enno Bunger auf der MS Commodore ergattert zu haben.

Konzert am Deck eines Schiffes auf der Elbe bei Dunkelheit mit durchaus illustrer Gästeschar (Tonbandgerät, Sönke Torpus etc.) - viel besser kanns nicht werden. Aufgeteilt war der Abend dabei zu ziemlich genau drei gleich langen Dritteln aus Schippern - Live-Musik und nochmal Schippern, sodass das Konzert an sich leider nur knappe 45 Minuten (mit nur 8 Songs) ging, viel mehr war aber wohl auch nicht zu erwarten.

 

Es startete dafür aber damit gleich mit einem Song, der sich anschickt in meinen Augen die beste Livenummer von Enno zu werden. "Nicht immer alles jetzt" überzeugt von vorne bis hinten mit einem tanzbaren Groove (also ein Stück weiter neuer Enno-Qualität, die nicht nur hier zum tragen kommt), ohne sich der Stärke gelungener Texte zu berauben. Mir persönlich gefällt der etwas neue Style weiterhin sehr gut, ein paar flottere Stücke zwischen den ohne Zweifel starken melancholischen Stücken (die auf Dauer aber auch eintönig werden können) tun dem Set einfach gut.

 

Die kleine Kritik an der Melancholie wird aber meinerseits direkt aufgehoben, denn mit seinen neuen Klavierballaden schafft Enno erneut Gänsehautmomente zum Wegträumen. Selten habe ich jemanden so schön eine Schwangerschaft besingen hören (Zwei Streifen) und "Klumpen" liebe ich schon seit dem 1.Hören (auch wenn mir da die Songthematik noch nicht ganz schlüssig ist *g).

Wo wenn nicht hier feierte dann auch das längste Stück des Albums - allerdings in gekürzter Version - seine Livepremiere. Es handelt sich nämlich um den Track "Hamburg". Besonders der Refrain und die Beobachtungsgabe gefallen, an das gleichnamige Stück vom Kollegen und Kumpel spaceman spiff kommt es für mich nach dem ersten Hören jedoch noch nicht heran.

Zum Rest der neuen Songs habe ich an dieser Stelle dann nicht mehr viel zu schreiben, da alle drei (Scheitern, Neonlicht und Am Ende des Tunnels) in letzter Zeit oft genug Thema waren. Sie sind und bleiben mehr als solide Indiepop-Nummern, die zudem aufgrund ihres Grooves (also der Anti-Melancholie) ihre Existenzberechtigung haben, zumal Scheitern musikalisch echt topp ist.

 

Als einziger alter Song wurde noch wenig überraschend und passend zum Wetter "Regen" gespielt, welcher in dieser besonderen Atmosphäre gefühlt noch geiler war und auch richtig gut klang.

Vermisst habe ich derweil "Wo bleiben die Beschwerden?" (Weltklassetext zur derzeitigen weltpolitischen Lage und Breitseite gegen den Boulevard), welches aber vermutlich zumindest in der Besetzung live einfach nur schwer funktioniert und mein anderer Liebling vom ersten Hören "Heimlich".

Nichtsdestotrotz war es ein wundervoller, unvergesslicher Abend, keine 24 Stunden bevor ich dann diese gelungene, abwechslungsreiche Platte in Händen halten und direkt ein weiteres Enno-Kurzkonzert erleben durfte.

 

Mit dessem Kurzeindruck geht es nun direkt weiter:

Gegen die tolle Schiffsatmosphäre konnte das Konzert auf der Bühne der CD-Abteilung im Saturn natürlich nicht ansatzweise anstinken, dennoch sind die Konzerte dort weniger schlimm als man sich vermutlich denkt.

Und so war es ein erneuter Genuss Enno und Band auch am direkten Album-Releaseday nochmal für 30 Minuten live erleben zu dürfen.

Ich fasse mich allerdings kurz, da das Set wenig überraschend nahezu dem gestrigen entsprach:

Leider flog jedoch direkt der Opener raus, der sich bereits so in Ohr und Herz festgesetzt hatte. Aber es gab auch zwei positive Überraschungen.

Zum einen muss ich mein Urteil über "Hamburg" revidieren .... beim 2.Mal Hören kam richtig Gänsehaut auf und zum anderen habe ich nun die "Klumpen"-Thematik begriffen und kann mich mit dem Song nun noch mehr anfreunden.

Der zweite Konzertabend in Folge (und das mehrfache Album hören am Wochenende) bewies zudem eindrucksvoll, dass die neuen Stücke nicht langweilig werden ... gute Voraussetzung also für die Tour, bei der ich leider nur einmal vor Ort am Start sein werde.


Eine lustige bzw. erstaunliche Begebenheit gab es dann noch bei der anschließenden Signierstunde. Ohne was zu sagen, meinte Enno nur "Ich schreib Für Christoph oder?" um auf mein erstauntes Nachfragen dann zu erwidern, dass er seine Pappenheimer kenne ;)