Knust Herbst Acoustics im Knust, Hamburg

Die Knust Acoustics eignen sich seit jeher immer wieder zum Entdecken neuer Stimme. Die 1. Herbstsession der Reihe wurde sodenn auch von einem Newcomer im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn Fil Bo Riva absolvierte gerade mal einen achten Auftritt, er hinterließ dabei beim Publikum trotz - laut eigener Aussage - Deprisongs durchaus Eindruck. Sowohl die Reichweite der Stimme als auch die Melodien (inbesondere die zweiten Gitarre werteten sie auf) gefielen mir persönlich sehr und sorgten so für einen gelungenen Auftakt in den Abend.

 

Und schon mit dem zweiten Akt sollte sich die Gewissheit einstellen, dass das (ohnehin kleine) Geld nicht sinnlos investiert war. Die Leipziger Truppe "Karl Die Grosse" ließ sich dabei schwer in eine Schublade stecken. Insgesamt könnte man das Set dabei sogar am besten beim Chillen in einer Lounge vorstellen, aber es fanden sich auch Anlehnungen aus Jazz, Pop und sogar Rap. Nicht zuletzt die selten in Bands zu findenen Instrumente Klarinette und Posaune sorgten für schöne Klangwelten. Insgesamt hätte man sich aber von einer Vollbesetzung (Gitarre, Bass, Drums) noch mehr Pep erhofft, der im letzten Song dann auch mal voll durchschlug. Durch die schönen Melodien und hochwertigen Texte und einer ebenfalls tollen Stimmfarbe (Juli-ähnlich) entschädigten dafür.

 

Als dritter Act folgte dann ein Mann alleine mit seiner Gitarre - sowas kann theoretisch sehr öde oder wehleidig werden und auch bei Jim Kroft dachte man bei Song 1 noch, dass man diese halbe Stunde schon irgendwie durchhalten würde, aber danach sofot aus dem Gedächtnis streichen könnte. Allerdings entwickelte sich das restliche Set zu einer schöner Achterbahnfahrt aus gelungenen Balladen und staken Popsongs. Highlight und definitiv Ohrwurm des Abends war dabei "Tell Me", ein richtiger Good-Mood-Song mit griffigem Refrain über die Unsicherheit des Morgen (irgendwie auch passend am Back-To-Future-Day). Der Refrain wurde dann auch überraschend lautstark mitgesungen. Nette Geste zudem, dass er für seinen finalen Song Fil Bo Riva als Background zu sich auf die Bühne holte. Auch der letzte Song überzeugte zudem mit seiner aktuellen bzw. zwitlosen Message (Our world is waiting for a healing).

 

Auch bei Act 4 hieß es Mann mit Gitarre und sonst (ausser ein bisschen elektronischer Unterstützung wie ner Loopbox) nix. Und bei Jonathan Kluth sollte es gar noch ein Stückchen genialer werden.  Das Set bestand dabei auch großartigen, weil sehr rockiges Set, bei dem vor allem der Gitarrensound und Melodien, die nicht selten auch vom typischen Songaufbau abwichen,  sehr gut waren. Zudem ist Jonathan auch ne ziemlich coole Socke, überspielte zum Beispiel in überaus souveräner Manier das Reissen einer Seite. 

Auch wenn ich jetzt doch recht wenig zu ihm geschrieben hab, bleibt dennoch die Erkenntnis, dass man diesen jungen Mann und seine wirklich eindrucksvolle Musik im Auge behalten sollte.


Letzte Woche schrieb ich noch, dass bei solchen Veranstaltungen wie den Küchensessions oder den Knust Acoustics selten alle Künstler gefallen können. Diesbezüglich musste ich nur 10 Tage später feststellen, dass Ausnahmen von dieser Regel sehr wohl möglich sind und die 1. Herbstsession der Acoustics wohl eine der bislang besten dieser tollen Konzertreihe war. Das letzte Konzert im 30. Lebensjahr wurde furios beendet mit Mister Me. Zum Finale des Abends ging das Knust dank der großartigen, tanzbaren Songs, die sich im Set die Klinke in die Hand gaben, nochmal richtig steil (obwohl nun bereits ein gutes Drittel der Zuschauer gegangen war). Dabei gab es auch ganz coole Hiphop-Passagen (der Sänger kommt ursprünglich aus diesem Genre), die geschickt in die Poprock-Songs eingewoben wurden. So wurde dann auch mal wieder bewiesen, wie gut Hiphop sein kann, wenn die Textqualität passt und wie gut sich mit unserer Muttersprache texten lässt.

Ein wie gesagt furioses Finale einer sehr sehr starken Knust Acoustics-Session. Das wird die Winterauflage schwer toppen können, aber bis dahin gehen noch weitere Konzerte ins Land :)