Enno Bunger im Kulturzentrum Lagerhaus, Bremen

Nachdem mein Geburtstagskonzert krankheitsbedingt leider verlegt werden musste, wurde dem anderen Hansestadtstaat für gleich zwei besondere Konzertabende in Folge bereist.

Den Auftakt machte am Freitag im Lagerhaus der Tourauftakt der Flüssiges Glück-Tour.


Schon das Voractkonzept war hier speziell, denn es wurden einfach mal sämtliche Mitmusiker von Enno die Gelegenheit gegeben ihre eigenen Projekte zu präsentieren. Alle drei Acts einte dabei, dass sie dabei keine Bäume ausrissen, zumal sie in weiten Teilen sehr ruhig, aber durchaus hörbar waen.

Gitarrist Phil Makolies (auch bekannt von Woods of Birnam), dessen Soloprojekt den Namen "Letast Vermon" trägt, gefiel dabei vor allem mit seiner Stimmfarbe und dem zweiten Song des Sets (seinem Baby gewidmet). Projektor von den langjährigen Mitstreitern Onno und Nils ging mehr Richtung Elektro, schufen dabei aber gelungene Klangwelten und Melodien (auch hier vor allem Song 2) und hinterliessen insgesamt den besten Eindruck bei mir, während "And The Golden Choir" von Bassist und Produzent Tobi Siebert mich zunächst etwas ratlos machte, im Gesamtbild aber dann doch sehr ordentlichen Gitarrenrock anbot. Nette Idee zudem die anderen (allesamt selbst gespielten) Instrumente über Vinyl einzuspielen.


Nach kurzer Umbaupause kehrten alle vier dann also als Ennos Band zurück auf die Bühne um in den folgenden gut 90 Minuten einen gelungenen Querschnitt aller drei Alben zu präsentieren.

Der Hauptaugenmerk (und auch der Beginn des Sets) wurde dabei auf das aktuelle Werk gelegt.

Während "Renn" live überraschend gut funktioniert und als Opener auch eine sehr gute Wahl war, gefiel mir die Darbietung meiner beiden Favs "Heimlich" und "Nicht immer alles jetzt" diesmal weniger als zum Beispiel beim Bergfunk.

Umso kraftvoller und besser wirkten in der neubesetzten Band dagegen die dann folgenden älteren Songs "Pass auf dich auf" (ein richtiges Brett mit Gitarre - den Song hatte ich mir vor der Tour gewünscht, überhaupt entsprach das Set nahezu dem Optimum) und "Blockaden" (hier vor allem das leicht gepimpte instrumentale Outro).

Überhaupt lässt sich insbesondere für die Songs des Vorgängeralbums sagen, dass diese vor allem duch die klugen Gitarrenarragments noch deutlich an Qualität gewinnen.

Das Hauptset schloss dann gewissermaßen mit dem Wutmedley (Am Ende des Tunnels / Die Flucht und Wo bleiben die Beschwerden?). Letztere Song machte ja zurecht seine Runde in den sozialen Netzwerken, war möglicherweise gar mitverantwortlich für den ersten Chartentry, funktionierte mit seinem Sprechgesangstyle aber erwartungsgemäß zumindest in den Strophen nicht ganz so gut. Dennoch bleibt die Nummer für mich (erst recht unter den nahezu zeitgleich stattgefundenen Ereignissen in Paris) der Songs des Jahres.


Die Zugabe bot dann die einzige wirkliche Enttäuschung (siehe folgender Absatz), aber mit "Ich möchte noch bleiben, die Nacht ist noch jung" und "Hamburg", welches erstmals live in voller Länge und dem live deutlich beeindruckenden 6-Minuten-Outro gespielt wurde, dennoch 2 echte Highlights.

Dass aber ausgerechnet "Klumpen" dem Zeitdruck zum Opfer fiel (warum müssen eigentlich selbst kleinste Clubkonzerte um 23 Uhr beendet sein?), dämpfte den sehr guten Eindruck des Tourauftakts leider ein wenig. Zudem fehlte trotz einiger musikalischer Highlights das letzten Quentchen zu einem überragenden Konzert.