10 Jahre OMAHA Records Geburtstagsfestival in der Molotow Skybar, Hamburg

Übern den Dächern der Reeperbahn feierte das von Gisbert zu Knyphausen gegründete Label ein kleines, feines Festival zum 10jährigen Bestehen und lud sich zum Auftakt zunächst den labelfremden Daniel Decker ein.

Was der Typ ablieferte, war allerdings so mit das schrecklichste, was ich in meiner Konzertlaufbahn so hören musste. Eine irgendwie nervige Stimme, fehlendes Talent zum Singen im allgemeinen und auch musikalisch trotz - oder gerade wegen - einem wilden Stilmix alles andere als interessant. Besonders mies sein eingedeutschtes Cover von "Cry Me A River" (wo er aber immerhin den Mut besaß es selber grottig zu reden) und die Ausflüge ins Englische, bei denen die Stimme noch ätzender wurde.


Ein völlig verkorkster Auftakt also in diesen Abend, mit der ersten Band vom sich feiernden Label wurde es aber zumindest etwas besser. Sowohl von der Stimmfarbe als auch musikalisch und textlich wurde von Verus ein spürbar höheres Level erreicht bzw. deutlich eher mein Geschmack getroffen, sprich es ging mehr in die Indie-Rockpopsparte. Und so waren dann auch 2-3 echt gute, rockige Nummern im Set. Der teils übertriebene Einsatz von elektronischen Effekten und Konservensounds aber schmälerte den Eindruck ein wenig.


Wie viel es ausmachen kann, wenn die Musik komplett live gespielt wird, zeigten dann Staring Girl (die im Übrigen erstmal in Bandformation auftraten) beim ersten wirklich gelungenen Auftritt des Abends. Von den ersten Takten an wurden kraftvolle Melodien präsentiert, die direkt Gehörgang und Hüfte infiltrierten. Besonders musikalisch konnten die Jungs - in den lauten Songs - überzeugen, aber nicht zuletzt bei den ruhigen Momenten zeigte sich auch textlich eine hohe Qualität. Dass die Balladen zudem wirklich gelungen und nicht lahm wirkten, rundete deren Auftritt ab.


Manchmal fällt es schwer etwas neues zu schreiben in diesem Blog und so ist es auch im Fall van Kraut, für die man den Text in vorangegangenen Abschnitt nahezu komplett übernehmen könnte. Dabei hätten diese Jungs mit ihrem richtigen feinen Poprock ala Hamburger Schule eigentlich viel mehr Worte verdient. Zumindest sei aber erwähnt, dass diese Band musikalisch und bei den rockigen, lauten Stücken noch ein Stückl stärker war als der Vorgänger, während es textlich bzw. in den ruhigeren Passagen etwas nachließ. Alles in allem aber ein klasse Set bei einem nun deutlich besser werdenen Festival, was sich auch in der Publikumsstimmung niederschlug.


Erst nach Mitternacht sollte dann der Mann mit seinem Trio die Bühne erobern, wegen dem ich überhaupt den Abend im Kiez verbringen wollte. Zum immerhin zweiten Mal bot sich mir die Gelegenheit den erstklassigen Texter Nicolas Sturm live zu sehen. Was er dann aber mit seinen Begleitern an Bass und Drums anbot, überbot den Auftritt vor knapp 15 Monaten beim Fest in Karlsruhe aber um Längen und überraschte mit einem so  nicht erwarteten sehr rockigen Set ohne die Folkeinflüsse zu verschleiern. In dem naturgemäß (leider) recht kurzem Set fiel dabei kein einziger Song ab, im Gegenteil fällt es schwer einen Song lobend zu erwähnen, da sie alle auf sehr hohem Niveau unterwegs waren. Besonders bei den neuen Tracks fiel auf, dass man offenbar ein bisschen mehr auch in die Tanzbarkeit/Ohrwurmwelt will (zum Glück ohne zu sehr Mainstream zu werden). Wenn das im kommenden Jahr erscheinende neue Album diese Qualität durchgängig beibehält, kann man dem Sturm nur zu dieser musikalischen Weiterentwicklung gratulieren. Die beiden alten Schinken fügten sich zudem nahtlos in dieses prächtige Set ein.


Je später der Abend, desto schöner die Gäste --- selten hatte der Spruch so seine Berechtigung wie gestern. Alleine der finale Auftritt war  einfach zu sehenswert und es bleibt zu hoffen, dass Nicolas Hamburg nächstes Jahr dann wieder aufsucht. Ich wäre auf jeden Fall mit am Start.