Madsen im Mehr Theater am Großmarkt, Hambug

Im noch immer recht jungfräulichem Konzertjahr, welches jedoch auch schon den 1.Ausfall zu verzeichnen hat, startete der heutige Abend mit der jüngsten je von mir gesehenen Band. Die Jungs (selten passte der Ausdruck so gut wie heute) von van Holzen aus Ulm sind alle maximal 16 Jahre jung und überraschten zum einen mit einer schon erstaunlichen Bühnenpräsenz, zum anderen aber mit ihrem ziemlich deftigen Sound, der mir fast schon ne Spur zu sehr Hardrock war. Dennoch ist es schön zu sehen, dass nicht nur Weichspüler-Pop nachkommt in der deutschen Musik und manch Drumpart und Gitarrenriff war echt genial. Stimmtechnisch gefiel es ebenfalls, zur Textqualität kann man aufgrund der dröhenden Beats und des allgemein leider an diesem Abend nur ausreichend abgemischten Sounds nicht viel sagen, weil man wenig verstand.

 

Nach dem ersten Voract gibts erstmal ein paar Worte zur Location. Äußerlich macht die Großmarkthalle natürlich wenig her, innen hat man aber ein tolles Ambiente geschaffen. Und allein die Idee hier Kultur anzusiedeln finde ich schon großartig. Zumal in Hamburg einer Halle mit dieser Kapazität noch fehlte. Die Befürchtung, dass der "Sounddruck" durch die enorme Höhe leidet, konnte auch direkt zu den Akten gelegt werden (die Bässe kamen - schlechter Abmischung zum Trotz - gut rüber). Stattdessen zeigte sich im Verlauf des Abends der Vorteil, dass man hier weit weniger ins Schwitzen kommt beim Abfeiern als beispielsweise im Molotow. 

 

Zweiter Voract waren die sehr geschätzten Jungs (hier passt es weniger *g) von Montreal. Wegen Termindifferenzen hatte ich selbige trotzdem schon recht lange nicht mehr live sehen können und hatte über die Zeit nahezu fast verdrängt, wie bärenstark sie tatsächlich auf der Bühne sind.  Der mehr als überzeugende Auftritt wurde nicht zuletzt durch die kurze und kurzweilige Setlist unterstützt, die sich von einem zum nächsten Höhepunkt hangelte (u.a. "Max Power", "Neues aus der Hobbythek", "Katharine" und "Discozeit"). Kurz gesagt herrschte über das volle Set gute Laune und Montreal kamen der Aufgabe des Einheizens mehr als ausreichend nach, einen viel besseren Voract für Madsen kann man sich jedenfalls kaum vorstellen und entsprechend gut war die Stimmung dann auch. Offensichtlich war ich bei weitem nicht der einzige Montreal-Fan im Saal und mit verdienten Zugaberufen ging es in die Umbaupause für den Hauptact.

 

Über Madsen und ihre aktuelle Tour ist ja eigentlich schon alles gesagt worden von mir, gab es doch in den letzten Monaten gleich mehrere genutzte Möglichkeiten die Wendländer im schönen Hamburg zu erleben. So fragte sich nicht nur meine Mutter, ob das nicht langsam langweilig wird. Aber wer Madsen kennt, weiss dass (auch bei relativ konstanter Setlist) man diese exzellente Liveband immer und immer wieder sehen und hören kann.

Allerdings muss man fairerweise gestehen, dass sich ausgerechnet beim größten Konzert der Bandgeschichte im Laufe des Abends das Gefühl einschlich, dass hier nur "Dienst nach Vorschrift" gemacht wird.

Dabei begann der Abend mit dem weiterhin genialen Opener "Sirenen" und dem ultimativen, durchs Publikum generierten Gänsehautmoment bei "Du schreibst Geschichte" sehr vielversprechend. In der Folge aber wirkte es halt leider zuweilen fast lustlos runtergespielt, wenn man so die sehr positiven FB-Kommentare liest, kommt aber die Vermutung auf, dass nur bei mir aus welchen Gründen auch immer der Funke diesmal nicht komplett übersprang - in Anbetracht der Tatsache, dass selbst geschätzte Songs wie "Leichter" mich nicht mehr in Euphorie versetzen konnten, erscheint die nun 7-monatige Madsenpause als genau richtig, um im Herbst am Strand wieder richtig abzugehen.

Etwas genervt war ich auch davon, dass man die Anzahl der Cover im Set nochmal erhöhte .... die Cover sind ja alles andere als schlecht, aber eine Band mit 6 Alben sollte meiner Meinung nach lieber 1-2 seltener gehörte eigene Stücke als Perle in den Zugabenblock packen - Potenzial gäbe es jedenfalls genug.

 

Bei aller Kritik, die ich hier heute abgegeben habe, bleibt dennoch das Fazit, dass es wieder ein starkes Konzert war, welches aber eben an der hohen Messlatte der Konzerte in 2015 scheiterte.

Dennoch gab es aber den einen Song, für den sich das alles gelohnt hat. Denn endlich tauchte "Love is a Killer", welches man getrost als meinen Lieblingssong der Band bezeichnen kann, mal wieder im Set auf. Entsprechend dankbar wurde es nicht nur von mir mitgegröhlt und war mit dem darauf folgenden "Kompass" sicher der frühe Höhepunkt des Sets.

 

Abschließend noch eine witzige Begebenheit: Es war schön zu sehen, dass 2 der Securities großen Spass am Konzert hatten und teilweise fast zu Animateuren wurden.