von Brücken im Mojo, Hamburg

Wenn ich schon innerhalb von 6 Tagen zwei mir noch neu unbekannte Hamburger Locations entdecke, soll natürlich auch das Mojo an sich kurz Erwähnung finden. Nach leichten Schwierigkeiten er überhaupt zu finden (wer kann auch ahnen, dass sich für den Eingang der Fussboden auftut *g) konnte der Club geentert werden und der gefel atmosphärisch auch auf Anhieb.: Ein schöner Rundsaal mit (wie sich bereits beim Voract zeigen sollte) einer klasse Akustik.

 

Zum Voract selbst halte ich mich auch mal relativ kurz: Rocky Votolato wirkte nicht nur wegen seinem Eqiupment aus Gitarre und mehreren Mundharmonika, sondern auch wegen den dargebotenen Songs ein wenig wie eine amerikanische Ausgabe von Thees Uhlmann, allerdings etwas mehr in Richtung Folk ausgerichtet. Begann das Set noch relativ vielversprechend, wurde es leider im Verlauf etwas öder/eintöniger bei dennoch weiter hoher Qualität. Da Rocky zudem äußerst sympathisch rüberkam, kann man ihn also durchaus als guten Voract bezeichnen. Er hatte übrigens später auch noch einen gelungenen Kurzeinsatz bei von Brücken. Und mit voller Band hat seine Musik sicher richtig Potenzial.

 

Was dann folgte war - ohne die Superlative in diesem Blog überstrapazieren zu wollen - phänomenal. Vielleicht etwas zur Vorgeschichte meinerseits mit der Band. Blind oder besser gesagt taub - sprich ohne ins Album reinzuhören - hatte ich das Konzertticket gekauft, da ich mir vom neuen Projekt um Nicolas Müller viel versprach, beim ersten Durchhören überzeugte das Album dann aber noch nicht, beim x-ten Mal allerdings schon so sehr, dass es bis heute meine Playlist nicht mehr verlassen sollte.

 

Dementsprechend waren die Erwartungen an den Abend auch eher mit gespannt als hoch zu bezeichnen, doch schon ab dem ersten Stück sollte klarwerden, dass es ein genialer selbiger werden könnte (und eben auch werden sollte). Denn schon bei diesem "Türen-Paradoxon" wurde klar, dass live viel mehr Wucht in den Stücken liegt als auf Platte. Da es über die folgenden 2 Stunden hinweg (für eine Newcomerband mit einem Album erstaunlich und unerwartet langer Gig) keinerlei Schwachstelle im Set auszumachen gab, fällt es allerdings schwer überhaupt noch irgendeinen Song besonders hervorzuheben. Allesamt hatten sie live ihre besonderen Momente, sei es weil - was mir persönlich sehr gefiel - eigentlich kein einziger Song einfach in der Albenversion runtergespielt wurde, sondern durch neue Arragements, instrumentale Einlagen und/oder ungewöhnliche Instrumente (fragt mich nicht nach den Namen - ich hatte Musik ja auch nur bis zur 12ten ^^) enorm an Qualität hinzugewannen oder weil sie in der guten Akustik des Mojo wie schon angesprochen sehr kraftvoll rüberkamen. 

Nicht zuletzt war es eine gelungene Mischung aus tanzbaren Songs und Gänsehautmomenten, wobei selbst die Balladen noch ziemlich rockig bzw. kraftvoll daherkamen. Wennn ich aber persönliche Highlights nennen soll, so waren dies "Gold gegen Blei" und "Dann sammle ich Steine".

 

Der Zugabenteil wurde dann zu einer kleiner Cover-Show mangels weiterer eigener Stücke. Anders als wenige Tage zuvor bei Madsen seh ich das in diesem Fall also weniger kritisch, insbesondere weil der allerletzte Song des Abends - ein Cover von Damian Rice, bei dem zum Schluss die gesamte Band gesanglich einstieg - ein weiteres Highlight und damit einen sehr würdigen Rausschmeisser darstellen sollte. Dieser lud so zum Träumen ein, dass ich ihn mit geschlossenen Augen genoss.

 

Was bleibt von diesem Abend? Die Erkenntnis, dass man eine klasse Liveband gesehen hatte und die noch viel wichtigere Erkenntnis, dass Nicolas nicht nur seine Krankheit zum Glück überwunden hat, sondern aus ihr wohl so stark (gut gelaunt und auf hohem Textniveau) wie nie zuvor zurückgekehrt ist. Wer braucht da bitte noch Jupiter Jones, wenn von Brücken einem einen so wundervollen Abend beschert.