Philipp Dittberner im Gruenspan, Hamburg

Nach Ostern standen zwei Konzerte mit deutlichem Mädelsüberschuss auf dem Programm:

 

Den Auftakt am ersten dieser Abende machte als Voract Me+Marie, eine Kombo aus drei Nationalitäten, die auch sonst doppelt überraschte: Mit einer Schlagzeugerin, die gleichzeitig Leadsängerin war.

Die Beurteilung ihres Gigs fällt derweil gemischt aus: Auf der einen Seite war das Set durchaus kurzweilig, auf der anderen Seite waren die Songs vom Aufbau doch sehr ähnlich (melancholischer Start, der mit stetiger Steigerung hin zu recht rockigen instrumentalen Enden). Der Gitarrensound besonderes in diesen Instrumentals war wiederum sehr stark, während die Leadstimme eher schwach war und nur im Verbund mit der Gitarristenstimme gut klang.

Nach ordentlichem Start ging die Qualität in der 2.Hälfte des Sets zudem spürbar zurück, bevor zum Schluß mit "Sunday Morning" noch ein richtig cooles, rockiges Finale mit Ohrwurmqualität geboten wurde.

 

Insgesamt also kein besonders starker, aber auch kein übler Start, bevor dann mit Philipp endlich mal wieder wen von Herberts Plattenlabel zu hören gab.

 

Um es vorweg zu nehmen: Gänzlich überzeugen konnte mich auch dessen Livegig nicht, obwohl mir sein Album durchweg gut gefällt. Das liegt aber wohl auch die Krux: Live fehlten einfach die Überraschungsmomente, da mit wenigen Ausnahmen das Album mehr oder weniger "abgespielt" wurde. Besonders die Balladen, die eigentlich Gänsehautpotenzial hätten, wirkten dadurch überraschend fade. Wenn jedoch mal ein wenig am Arragement gearbeitet wurde (wie z.B. bei "Wolke 4", welches trotz Totdudelei im Radio in der Live-Version richtig gut kommt und natürlich das Stimmungshoch darstellen sollte) gleich deutlich, welches Potenzial in Musik und Band schlummert.

So negativ das bis hierhin klingt, war es aber dennoch ein vernünftiges, gutes Konzert, dem aber ein bisschen fehlte um wirklich zu überzeugen und nachhaltig den letzten Funken überspringen zu lassen (ist Neulingen aber auch nicht ganz so negativ anzukreiden). Gute Momente gab es nämlich dennoch trotzdem einige: "Das ist dein Leben", "Blinder Passagier" und der finale Song "In deiner kleinen Welt" funktionieren live auch ohne Tüfteleien im Arragement ausserordentlich gut, "Tretboot" und "Verlieren mit Stil" zeugen von der Texterqualität.

Mut für die weitere Karriere machte zudem der neue Song "Ich dich auch" mit klasse Beat und ebenfalls gutem Text. 

Kleines Highlight des Abends war die Cover-Einlage aus dem HipHop-Bereich, die Philipp überraschend gut stand.

 

Herbert hat also wieder mal ein gutes Pferd im Label-Stall, der sich live aber noch steigern kann. Aber schon wegen der charakteristischen, leicht kratzigen Stimme, war es bestimmt kein verschenkter Abend.