Olli Schulz im Rider's Cafe (14.04.2016) und Kids of Adelaide, Lübeck im Molotow, Hamburg (15.04.2016)

Einen ziemlich verkorksten Tag musste im Lübecker Industriegebiet Olli Schulz retten. Zum Auftakt seiner kleiner Akustiktour machte er Station im Rider's Cafe.

 

Um ehrlich zu sein, fällt mir zu diesem Konzertabend gar nicht so viel ein, was ich schreiben mag. Der Abend insgesamt lebte insgesamt eher von der schnuckligen, intimen Atmosphäre, der lockeren Setlist und dem Reiz Olli mal vor nur knapp 250 Leuten zu sehen.

Vor allem anfangs habe ich seine starke Band doch ziemlich vermisst, da der Charme beispielsweise einer Thees Uhlmann-Akustikshow nicht aufkam und auch die "Hits" in der reinen Gitarrenversion nicht ganz so zündeten.

Der Mix aus Blödelsongs und textlich hochwertigen Liedern sowie die amüsanten Geschichtchen zwischendurch, welche immer zum Schmunzeln führen, ist ein wichtiger Bestandteil des Konzerterlebnisses Olli Schulz.

 

Zum Ende hin wurden nach "Wenn es gut ist" dann die richtigen Perlen rausgeholt, die mir völlig unbekannt waren, aber sehr eindrucksvoll zeigten, was für ein großartiger Texter der Olli eigentlich ist . Sowohl "Weil die Zeit sich so beeilt" als auch "Armer Vater" über das Ohne-Selbigen-Aufwachsen kreisen diesbezüglich in höchsten Sphären.

Die folgende Zugabe wurde dann auch noch durch Überraschungsgast Nora Tschirner (ebenso überraschend gute Singstimme) und einem neuen Song veredelt.

 

Vor allem dieses letzte Drittel sorgte dafür, dass der Abend auf dem Höhepunkt endete und am Ende doch als klasse Konzert einzuordnen ist (von den üblichen Assis im Publikum abgesehen). Für Olli-Insider war es aufgrund mancher Perle vermutlich gar ein Hochgenuss, für mich hingegen bleibt die Erkenntnis, dass ich mich mal stärker mit dem frühen Werk befassen sollte. Gut unterhalten wurde man also definitiv.

 

Etwas erholt vom BVB- und Personalschock ging es einen Tag später im Molotow ähnlich intim weiter.

Den Voract gab dort Sascha Reske, der zunächst recht dröge begann, sich im Laufe des Sets aber stetig steigern konnte und dabei mit seinem leicht folkig angehauchten Gitarrenpop ganz gut zum Hauptact passte. Besonders im Ohr bleiben wird er mir zwar trotzdem nicht, wie er sich in Bandbesetzung (mit Cello und Piano) anhört, wäre andererseits schon spannend. Schön zu sehen war es, dass das Publikum dem Wunsch zum Mitsingen gerne nachkam und so schon eine gute Stimmung für die Kids of Adelaide geschaffen wurde.

 

Dessen neues Album ist zwar weiterhin in meiner Playlist, 100% Überzeugung erreichte es aber noch nicht. Heute Abend sollte sich (nach erfreulich kurzer Umbaupause) jedoch erneut zeigen, dass auf Platte einfach das Live-Feeling fehlt.

 

Schon mit den ersten Stücken wurde klar, dass sowohl die Beats als auch die Stimmen von Severin und Benjamin einfach für Liveauftritte gemacht sind. Zugegebenermaßen wurden mit "Heart in your glass" und "Moving" aber auch direkt mit 2 sehr starken Stücken eröffnet, die das Molotow direkt wieder in eine Sauna verwandelten. 

Im folgenden fällt es schwer einzelne Stücke hervorzuheben: Jedes einzelne des gelungenen, folkigen Mixes aus den beiden Alben der Kids erzeugte einfach gute Laune und lud zum Bewegen ein.
Die wenigen, aber ebenfallls klasse, Balladen beruhigten zwischendrin den kleinen Saal, waren aber dennoch ein Stück weit das i-Tüpfelchen an diesem Abend.

 

Besonders bemerkenswert war zudem das Zusammenspiel der unterschiedlichen Stimmfarben, zum Beispiel bei "While A Man" (der vielleicht stärkste, weil bandcharakteristische Song), und einem Bob Dylan-Cover, welches sehr gut zu den Timbres passte und zum heimlichen Highlight wurde.

Danach wurde dann inmitten des Publikums ein wenig an die Straßenmusikanfänge erinnert, die beste Liveperformance wurde aber nach diesem Block mit der Single "Jinx" geboten, die live richtig steil geht.

 

Auch die Zugabe blieb auf diesem hohen Niveau und schickte die Gäste nach einem sehr gelungenen Abend "Home".