Lost Name & A Tin Man auf der MS Stubnitz, Hamburg (28.04.) und Redensart im mojo Jazz Cafe, Hamburg (29.04.)

Die überpünktliche Rückkehr vom Außendienst ermöglichte es mir dann doch bei einem der allerersten Konzerte von A Tin Man, der vormals als spaceman spiff unterwegs war, zu erleben. Vor einem sehr überschaubaren Publikum in einer atemberaubenden Kulisse teilte er sich die Bühne mit seinem Kumpel Lost Name.

Dabei gab es nicht die klassische Unterteilung zwischen Support und Main Act, meist zusammen präsentierten Sie im Wechsel Werke ihres Schaffens.

 

Wie die Hörproben beider Künstler schon vermuten ließen, lebte das gemeinsame Set von ruhigen, melancholischen Songs. Obwohl ich diesem Musikstil etwas abgeschworen habe, kann man zweifellos sagen, dass sämtliche Songs ihre Daseinsberechtigung haben und insbesondere durch die Melodien (z.B. klasse In- und Outros sowie nette Instrumentenauswahl) überzeugten und einen in andere Sphären gleiten liess.

 

Während ich mich bei Hannes erst ans Englische gewöhnen musste (zumal die ersten Songs textlich recht schwach waren und man schon bedauern konnte, dass so ein erstklassiger deutscher Texter dieses Talent erstmal in die Schublade gepackt hat), gefielen Andre's Songs und seine Stimme auf Anhieb. 

Im Laufe des Abends waren allerdings mehr und mehr Stilelemente des spaceman erkennbar und umso besser gefielen mir dann auch die Songs von Hannes, wenngleich sie natürlich recht ruhig blieben.

 

Stimmlich besonders stark wurde es, wenn Passagen von beiden gemeinsam gesungen wurden. Ohne das jetzt auf ein Level stellen zu wollen, hatten diese Momente einen Hauch Magie ala Simon & Garfunkel.

Nicht zuletzt deshalb und vielleicht auch aufgrund der Kühle unter Deck ein Abend voller Gänsehaut.

Die besondere Location und das extremst aufmerksame Publikum sorgten für Genuss pur und die Ankündigung, dass der spaceman sicher auch wieder Konzerte geben wird, versöhnte mich auch mit Hannes' Englisch-Ausflug.

 

 

Wie bereits vor zwei Wochen gab es auch diesmal wieder einen Konzertdoppelpack und so führte mich die Musiklust am Freitag in die Tanzenden Türme, wo eine ähnliche heimelige und intime Atmosphäre geboten wurde wie am Vortag. Anders als die durchaus nette Location sorgte heute aber ein anderer Fakt dafür. dass auch dieser Abend eine Besonderheit in der langen Konzerthistorie einnehmen wird. Dazu jedoch später mehr.

 

Als Voract für die aktuelle Redensart-Tour wurde jeweils ein lokaler Newcomer eingeladen, in Hamburg das Trio "Schmidts Kater", welches meines Wissens schon hiesige lokale Preise abgeräumt oder zumindest nominiert war und entsprechend hohe Erwartungen an sich knüpfte. Diese Erwartungen waren allerdings offenbar überhöht, jedenfalls konnte die Jungs mich nicht wirklich überzeugen. Anders als gestern packte die Melancholie einfach nicht und teilweise guten Textpassagen standen somit recht dröge, aber vor allem austauschbare Melodien entgegen. Schade eigentlich, da mit dem finalen Song zumindest Potential angedeutet wurde.

 

Dem mäßigen Beginn sollte dann ein rockiger und gelungener Hauptact folgen. Allerdings wurde das Set von Redensart erst mit Anlauf stark. Der Opener, ein unplugged vorgetragenes neues Stück, war gleich ein echtes Highlight (melodisch und textlich). In der Folge aber litt der Abend unter einem zunächst mies abgestimmten Sound mit kaum verständlichen Vocals und anderen kleineren technischen Patzern.

Nach gut 15 Minuten hatte man die Technik aber rechtzeitig vor den weiteren interessanten Momenten (z.B. den gleichzeitig trompetenden Bassspieler oder das klasse instrumentale Zwischenspiel bei "Jeden Winter mehr") im Griff, sodass man nun von Hörgenuss sprechen konnte. Durch viele neue Songs war das Mitsingpotenzial etwas eingeschränkt, dafür zeigten diese erstaunlich viel Tiefgang (Demenz, Flüchtlinge etc.) und glänzten entsprechend nicht zuletzt textlich.

 

Ordentlich mitgesungen wurde hingegen zwangsläufig bei den Songs der klasse EP "Am Ende war nicht alles schlecht", die sich zum Ende des Sets bzw. in der Zugabe ballten und das kleine Jazz Cafe ordentlich durchrüttelten.

Apropos Zugabe: Mit dem Wechsel aus Ballade, dem Live-Hit schlechthin ("Wie das wohl wär") und einem erneut textlich starken neuen Song zeigten sich die Fähigkeiten dieser Band nochmal in komprimierter Form.

 

Zum Schluß sei aber noch verraten, warum der heutige Abend kein alltägliches Konzerterlebnis war. Pünktlich zu Beginn des Hauptacts drängelten sich plötzlich mehrere Personen direkt neben mich (was in aller Regel ja eher unverschämt ist). Beim genaueren Hinsehen stellten sich diese Besucher als Ole und die Mädels von Tonbandgerät heraus. Es war schon interessant zu sehen wie etwas bekanntere Musiker (die zudem Redensart auf meinen Radar und zu einer gewissen Bekanntheit in Hamburg brachten) sich selbst auf einem Konzert geben. Und so viel sei gesagt: Insbesondere Ole trug gut zur Stimmung bei und sein Gastauftritt bei "Am Ende war nicht alles schlecht" war ohne Frage ein weiterer Höhepunkt. 

So war es einzig die Kürze des Abends der den insgesamt guten Eindruck noch etwas trübte. Andererseits aber bleibt die Erkenntnis, dass die Freiburger immer besser und die Texte vielschichtiger werden - auch beim nächsten Hamburg-Gig bin ich daher sicher dabei.