827. Hafengeburtstag, Hamburg (05.05-07.05.)

Der Blick auf das musikalische Programm zu meinem 3. Hafengeburtstag war diesmal etwas ernüchternd (insbesondere auf der NDR-Bühne), dennoch schmiss ich mich für das ein oder andere Konzert aber dennoch ins Getümmel, um den Kopf nach einer komischen Woche etwas frei zu kriegen.

 

Donnerstag, 5. Mai

Den Auftakt am Feiertag machte die Hamburger Punkrock-Band Swiss & Die Anderen

Grundsätzlich spielten die Jungs ein durchaus gutes Set mit Rap- und Pop-Einflüssen, aber in meinen Augen mit zu viel "Assi"-Texten. 

Richtig getrübt wurde der Auftakt in das Wochenende aber durch die nervigen Auseinandersetzungen zwischen Linken und Frei.Wild-Anhängern im Publikum, die einen die Konzentration auf die Musik nehmen liess.

So blieb hier letzten Endes nur der sehr AFD-kritische Song und die grundsätzliche Haltung gegenüber dieser angeblichen Alternative bleibend in Erinnerung.

 

Im folgenden wirds vielleicht etwas peinlich, aber die NDW-Show, die als zweiter Act des Abends anstand,sollte sich tatsächlich als der bessere Teil des Abends herausstellen. Markus, Fräulein Menke (im schicken Pauli-Dirndl) und weitere "Stars" der damaligen Musikszene präsentierten neben ihren eigenen noch ein buntes Potpourri an Hits von damals.

Man kann sagen was man will, so simpel die Stücke teilweise sowohl musikalisch als auch textlich gestrickt sind und so ätzend Halb-Playbackshows eigentlich auch sind, aber selbst ohne Alkohol intus brachte es einen in Partylaune und es war toll Songs wie "Major Tom" oder "Codo" mal live - wenn auch nicht von den Original-Interpreten - zu hören. Highlight in der Show war aber das Finale mit dem Auftritt von Geier Sturzflug, deren drei Songs (Bruttosozialprodukt, dem leider wieder aktuellen "Besuchen sie Europa, solange es noch steht" und der Puren Lust am Leben) auch heute noch richtig gut funktionieren und gute Laune machen. Mit dem gemeinsam intonierten "König von Deutschland" endete eine überraschend gute Show.

Erstaunlich war im Übrigen, dass selbst kleine Kids für selbige interessierten und sogar sehr textsicher waren.

 

Freitag, 6. Mai

Nachdem Fips Asmussens Kreislauf schlapp machte (ja, ich wollte mir wirklich dessen Flachwitze zumuten), begann Tag 2 erneut mit einem heimischen Musiker, dem Singer-Songwrtier Leroy Jönsson, der versuchte einzig mit Gitarre und Gesang zu überzeugen. Um ehrlich zu sein blieb es beim Versuch, denn die Stücke waren zwar gute und passende Begleitung für einen sonnigen Vorabend am Hafen. Aber sowohl textlich als auch stimmlich blieb bis auf die gelungene Single leider nix haften. Das für diese Bühne gewohnt ignorante Publikum trug seinen Tel dazu bei, diesen Gig schnell zu vergessen.

 

Der Rest des Abends war zwei Covershows vorbehalten, dessen zugrunde liegende Originale ich mir aus Kostengründen oder aufgrund Karriereende nicht anschauen können würde. Zunächst ging es zur Show von MyTallca, die ich mir zu etwa 2/3 ansah. Hier ist vorwegzunehmen, dass ich von den amerikanischen Hardrockern bis auf die 2 Verdächtigen, die beide in den 2/3 des Sets vorkamen, nix kenne und entsprechend unvoreingenommen der Musik lauschen konnte. Andererseits fehlte die Möglichkeit die Qualität der Cover zu beurteilen. 

Die angeblich weltweit meistgebuchte Metallica-Tribute-Band wusste dennoch zu überzeugen und lieferte fraglos eine sehr ordentliche und logischerweise rockige (aber weniger hard als gedacht) Show ab.

Stimmlich konnte der Leadsänger für meinen Geschmack aber nicht ansatzweise mit James Hetfield mithalten und so musste denn die instrumentale Darbietung für den Genuss sorgen, was auch gelang. Insgesamt ein zufriedenstellende Show mit dem "Whiskey" als Höhepunkt.

 

Der Grund für dessen vorzeitiges Verlassen wird wieder peinlich, aber zu meiner Ehrenrettung sei gesagt, dass ich derzeit ein bisschen alkoholgeschwängerte Partystimmung brauchen kann und an der Musik von Wolle Petry auch Kindheitserinnerungen hängen. Das Ziel des Besuchs bei Achim Petry war entsprechend einfach gute Laune zu tanken.

Und dieses Ziel wurde mühelos erreicht: Ähnlich wie die NDW-Songs funktioniert auch die Mukke aus dem Petry-Stall auch anno 2016 immer noch (hier vor allem "Wahnsinn" und "Verlieben, verloren, ....") funktioniert und ebenfalls analog zu gestern ein erstaunlich junges und textsicheres Publikum überzeugen kann.

Über eine Halbplayback-Show möchte ich ansonsten nicht viele Worte verlieren, Fakt ist aber, dass die mt ihren irgendwie zeitlosen Songs allen Anwesenden eine gute Zeit bescherte.

Wie ich finde hat  die Stimmfarbe von Achim durchaus was und verlieh den Songs eine neue, schöne Note. Und selbst die eingestreuten beiden eigenen Songs waren für Schlager erstaunlich gut (guter Groove, nicht zu schmalzige Texte). 

 

Etwas frustrierend war jedoch, dass sich die Orga der Rewe-Bühne erneut nicht an den eigenen Zeitplan hielt und ich so ein gutes Drittel der Petry-Show versäumte. Aufgrund dieser Vorverlegung und der dadurch bedingten 30-Minuten-Pause, schlechtem Platz und ausklingender Bronchitis entschied ich mich gegen den Gig von Bon Scott (AC/DC-Tribute, den ich sicher an anderer Stelle nochmal sehen kann, weil es mich ernsthaft interessiert) als Finale des Abends und für Erholungsschlaf.

 

 

Samstag, 7. Mai

Am für mich abschließenden Samstag begann der musikalische Teil mit Mr. Irish Bastard.

Diese Band bot genau das, was man beim Bandnamen erwarten durfte. Feinsten Punkrock mit irischen Einflssen dank Pipe und Banjo und der ebenfalls irisch angehauchten Leadstimme.

Und als erste in diesem Jahr am Hafen gesehene Band machte diese Combo von der erste Sekunde an große Freude und man kam gar nicht umhin nicht von den Songs vereinnahmt zu werden. Entsprechend gut war auch die Stimmung und Mitgröhlbereitschaft im Publikum.

Die Qualität konnte erfreulicherweise über das gesamte Set aufrechterhalten werden, es gab also keinerlei Ausreisser nach unten. Das galt selbst für die (wenigen) Balladen, die gefielen, da der irische Aspekt hier noch deutlicher zum Vorschein kam.

Ein wirklich gelungener Gig, der aufgrund des erneuten katastrophalen Zeitmanagements auf der REWE-Bühne sowohl Beginn und Ende meines 3.Tages dort bildete. Aber eine 90er-Covershow ist wohl verzichtbar und so ging ich mit besten Eindrücken heim.

 

Wie schon zu Beginn angedeutet war das Musikprogramm dieses Jahr insgesamt dennoch ausbaufähig, für etwas nette Zeit hat es aber zweifellos gereicht.