Herbert Grönemeyer auf Schalke

Was macht man nicht alles für Herbert? Zum ersten Mal seit fast 9 Jahren (und dem damals allerersten überhaupt besuchten Konzert) wurde mal wieder der Weg in die verbotene Stadt für ein Rockkonzert angetreten.

 

Über den Voract Knackebeul hülle ich mal den Mantel des Schweigens und werde ihn bei den kommenden beiden Gigs gar nicht mehr erwähnen. Sowas nervtötendes, unpassendes und einfach langweiliges habe ich selten (oder gar noch nie) als Voract erlebt. Einzig dem Beatboxen konnte man zumindest etwas positives abgewinnen, ebenso der Tatsache das dieser Teil des Abends zum Glück schnell überstanden war. Die zu dem Zeitpunkt noch erstaunlich leere Arena konnte sich von dem Quark Gott sei Dank schnell erholen.

 

Zu "Unter Tage" waren dann auch plötzlich alle Plätze gefüllt und die Besucher begrüßten Herbert und Band nach diesem 1.Titel sehr euphorisch. Doch im weiteren Verlauf herrschte zunächst eine irgendwie eigenartige Atmosphäre, die dafür sorgte, dass selbst bei mir als großen Fan der Funke zunächst nicht überspringen sollte.

Klar ging bei Bochum oder dem Medley ordentlich die Post ab (auch im FOS2-Bereich, wo ich zudem nette neue Bekanntschaften machen durfte), andererseits verflog die gute Stimmung in den Weiten der Arena aber auch irgendwie ziemlich. Und so waren es in diesem Part des Sets lediglich das leicht neue Vollmond-Solo von Stephan sowie die beeindruckende Totenstille bei "Roter Mond" die wenigen Höhepunkte.

 

Mit dem sehr gemochten "Fisch im Netz", welches erfreulicherweise weiter im Set ist, schwenkte aber langsam auch bei mir das Stimmungsbarometer in den positiven Bereich. Nicht zuletzt weil mit dem Stück ganze 5 Songs einhergehen, die man als partytauglich bezeichnen kann - mit Mensch als üblichem Stimmungshöhepunkt. Mit BAA endete dann aber auch schon das Hauptset und bis zu diesem Moment war es ein eher gewöhnliches Konzert.

Das lag - anders als manch anderer empfand - für mich aber definitiv nicht an Herbert, der ebenso wie seine Band wieder alles gab. Etwas nervig jedoch seine ungewohnt vielen Textaussetzer, die sicher auch etwas den Gesamteindruck störten.

 

Die folgenden Zugaben waren es dann, die den Abend doch noch etwas veredeln konnten und das obwohl im Vergleich zu Mainz am Vortag "Glück" fehlte, auf das ich mich gefreut hatte. 

Der nächste Höhepunkt kam mit "Jeder für jeden" etwas überraschend, nervte mich der Song in der Single-Version bislang doch eher. Doch bei der gemeinsamen Weltpremiere mit Felix Jähn (gestern war dieser lediglich Zuschauer gewesen) zeigte sich, dass der Song live durchaus was hat und auch die Stimmung nochmal etwas anheizen konnte.

 

Der gesamte 2.Zugabenblock sollte dann zum besonderen Moment des Konzerts werden. Zunächst durch die nette Handylicht-Atmosphäre bei "Land Unter" und einem erneut witzig-improvisierten Ende von Demo ("...helf dir bei deiner Gicht") wurde der Mambo unerwartet durch Konfettiregen und Disco-Kugel begleitet, welche eigentlich einem anderen Stück zuzuordnen sind, hier aber wesentlich besser passen. 

Entscheidend war aber, dass es sich um ein erstes Indiz für Setlist-Änderungen handelte, die über dem Must-Sing "Currywurst" - über den Text amüsierte sich "mein" Security-Mann prächtig - hinausgehen könnten. 

Als Herbert und Norbert dann noch tuschelten, war klar, dass hier heute vom Standard abgewichen würde - mal wieder mit der Aussage "Wir spielen jetzt alles, was uns noch einfällt ..... das ist aber nicht viel"auch verkündet wurde. 

 

Es fiel Ihnen zwar leider keine ältere Perle ein, aber immerhin schafften "Kinder an die Macht" und "Ich lieb mich durch" (der heimliche Favorit von mir auf der Dauernd Jetzt) es so zurück ins Set. Letzteres und "Ich dreh mich um dich" wurden die glasklaren Gänsehautmomente des Abends und sorgten dafür, dass ein zunächst merkwürdiges Konzert doch noch sehr glücklich verlassen werden konnte.

 

Fazit bleibt aber, dass es selten so lang dauerte, bis der Funke bei mir übersprang. Dies kann aber diverse Gründe haben (Müdigkeit, FOS2 oder zu hohen Erwartungen nach Bochum und Berlin im Vorjahr). Dank Halbzeit 2 war es aber immerhin ein mehr als gutes, wenn auch kein denkwürdiges Konzert. Für Salzburg und die Waldbühne gibt es jedenfalls noch Potenzial.