Rea Garvey (17.06.) und Joris (19.06.) auf der Kieler Woche

Während Herbert ja leider schon wieder durch ist, nimmt mein persönlicher Konzertsommer erst so richtig an Fahrt auf.

 

Trotz ordentlichem Puffer, aber aufgrund noch ordentlicherem Stau wurde der Start in die Kieler Woche dabei jedoch fast vermasselt (Merke: Vermeide es Freitags Nachmittags gen Norden zu fahren - und stelle ernüchternd fest, dass es in 3 Wochen nochmal nötig wird).

 

Letztlich wurde dadurch aber nur ein halber Song aus dem Set von Rea Garvey verpasst. Und wie sich im Laufe des Abends zeigen sollte, war das ehrlicherweise gar nicht so bitter, denn ein bisschen ging leider das Gefühl vom vergangenen Mittwoch weiter.

Rea und seine Band boten ohne Zweifel guten Pop und schafften es auch gut Stimmung zu machen auf dem Hörncampus, mich selbst jedoch packte es nur selten bzw. erst spät an diesem Abend - was aber auch an der anreisebedingten Position weit ab vom Schuss gelegen haben kann. 

Verantwortlich für die etwas bessere Laune waren im Wesentlichen die Radiosingles, die live schon sehr gut funktionieren. Sehr vermisst habe ich jedoch "Fire". Gefreut habe ich mich auch über das unerwartete "Supergirl".

 

Als Fazit zusammengefasst wirkten - eigener Stil hin oder her - die Songs insgesamt zu austauschbar und lieblos runtergespielt und Rea's Stimme gefällt live auch nicht so gut wie im Radio. Für lau wars die stressige Anfahrt aber durchaus wert - und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass ich mir - wie durchaus mal geplant - ein teures Konzertticket für ihn sparen kann.

 

Gar nur einen Song kannte ich im Vorfeld vom meinem zweiten besuchten Act in diesem Jahr. Textlich gelungen ist die Single von Joris ja zweifellos. Die Erwartungen waren entsprechend geringer als bei Rea.

Das kam ihm auch zu Gute oder anders gesagt: Ohne große Erwartungen kann man auch ziemlich überrascht werden und genau das war am Sonntag Abend der Fall.

Schon mit dem zweiten Titel wurde nämlich erkennbar, dass er beileibe nicht nur ruhige Herzschmerz-Songs in petto hat, sondern vielmehr das Liveset eine gehörige Portion Rock bereithielt. So überzeugten denn auch insbesondere die Gitarren- und Drumlines.

 

Klar gab es auch die ruhigeren Momente - oft durch Klavier begleitet bzw. aufgewertet - und gerade bei diesen Stücken wurde dann das hohe textliche Niveau deutlich. Die Stimmfarbe (ähnlich Maxim) war aufgrund dieser Ähnlichkeit zwar nichts wirklich besonderes, aber mir gefällt dieser leicht kratzige Ton einfach gut. Zumal sie ein übriges dazu beitrug, an der ein oder anderen Stelle Gänsehaut zu bekommen.

 

Besonderes eindrucksvoll gelang der Wechsel zwischen Deutschrock und Gänsehaut in etwa zur Setmitte, als dem fast schon discohaften "Sommerregen", welches schließlich in einer Technoversion mündete, das sehr emotionale "Im Schneckenhaus" folgte, welches einem - nicht zuletzt aufgrund der Thematik Tod - fast die Pipi in die Augen trieb.

Zum Ende kamen mit "Hoffnungslos hoffnungsvoll" (textlich ne Bombe) und "Herz über Kopf" dann die wohl bekanntesten und sehr guten Nummern, die nochmal richtig gute Stimmung und Laune an die Hörn brachten.

 

Einziger Wehmutstropfen: Joris ratterte ohne große Ansagen durch das Programm. Dem entgegen standen aber die tollen Live-Arragements anstelle eines lieblosen Vorspielen des Albums.

Joris und Band haben nicht nur mich also sehr gut unterhalten und nun ist mir auch klar, wieso der Junge mit 3 Echos ausgezeichnet wurde.