Max Mutzke & NDR Radiophilharmonie in der MuK, Lübeck

Ein besonderer Abend stand am heißesten Wochenende des Jahres auf der Programm. Im Rahmen des Schleswig Holstein Musik-Festivals hatte Max Mutzke zu einem Konzertabend mit der Radiophilharmonie des Norddeutschen Rundfunks geladen, der zudem mitgeschnitten wurde.

 

Pünktlich beginnend, sollte sich gleich von der ersten Sekunde an zeigen, welch hervorragende Musiker auf der Bühne Platz nahmen und vor allem, welch großartiger Arrangeur deren Dirigent ist. Max' Stil und Soul passten wie die Faust aufs Auge zu diesen neuen Versionen, bei denen die klassische Musik deutlich im Vordergrund stand und eine perfekte Symbiose aus Pop/Soul und Klassik eingingen. So waren dann mit "Unsere Nacht" und "Welt hinter Glas" aufgrund derer Arrangements die deutschen Nummern erste Highlights, die in ihrer Albenversion sicher nicht zu meinen Favoriten zählen. Viel mehr aus der bombastisch guten ersten Hälfte des Sets möchte ich gar nicht hervorheben, ausser dass die äußerst gelungenen Coverversionen von "The way we were" (B. Streisand) und "Me & Mrs. Jones" (Billy Paul) vor der Pause nochmal ein wahrer Ohrenschmaus mit Gänsehautgarantie nahe der Pipi-in-den-Augen-Grenze waren. Nicht nur in dieser ersten Hälfte überzeugte Max (übrigens dem Anlass entsprechend in Anzug) zudem mit Entertainerqualitäten.

 

Die zweite Sethälfte konnte dieses Niveau annähernd halten, bot jetzt aber von einigen Ausnahmen abgesehen nicht mehr die Bombenversionen. Gleich zu Beginn war es beispielsweise das letzte Coverstück "Creep" (Radiohead) in einer sehr reduzierten Version mit nur fünf Streichern , welches sehr beeindrucken konnte. Vor den Zugaben gab es dazu mit "Charlotte" (einem mir gänzlich unbekannten Song) das Gegenstück dazu, wandelte das Orchester hierbei doch fast auf BigBand-Spuren und brachte die Rotunde damit ordentlich in Stimmung.

Gerade aus den bekannteren Songs war arrangementtechnisch aber offenbar nicht mehr viel herauszuholen oder sie fehlten bedauerlicherweise (Marie) ganz. Wenigstens "Can't Wait Until Tonight" wurde aber wieder deutlich souliger vorgetragen als auf den normalen Konzerten. Stattdessen waren es in diesem Teil die mir unbekannteren Texte wie in "Hier bin ich Sohn" oder dem neusten Track "So viel mehr", die überzeugen konnten.

Insgesamt lag für mich der Fokus aber etwas zu sehr auf dem aktuellen Album, manch älterer Titel wie der bereits angesprochene "Marie" hätte eine Philharmonie-Version sicher gut zu Gesicht gestanden.

 

Trotz dieser kleineren Kritik war es vom musikalischen Niveau aber wohl eines der hochwertigsten Konzerte überhaupt in meiner Laufbahn. Dass dabei die ruhigeren Songs noch ruhiger wirkten, war aufgrund der klasse Versionen kein Minuspunkt. Die Muk zeigte sich im Übrigen als etwas merkwürdige, aber dennoch stilvolle Location mit gutem Sound und Ambiente.