Nicolas Sturm im Molotow, Hamburg

Dank Tim Bendzko wurde die lange Konzertpause ja doch etwas eingedämmt, trotzdem war die Vorfreude auf das erste richtige Konzert seit längerer Zeit riesig. Enthaltsamkeit hat also auch seine gute Seite.

 

Den Auftakt in der Sky Bar des Molotow machten ANSA und die Jungs lieferten gleich mal enorm ab. Zumeist sehr rockig, ein cooler Gitarrensound und die leicht rauchig-kratzige Stimmfarbe sorgten für einen gelungenen Auftakt. Mit "Tal der Ahnungslosen" zeigte man eindrucksvoll die politische Seite und die Sorgen über das Image der Heimatstadt Dresden. Darüber hinaus jedoch fiel die Textqualität ein wenig ab, vor allem deshalb hingen die Balladen auch etwas durch. Dennoch bleibt - auch dank großatiger instrumentaler Outros (etwa bei "Reise") - ein guter Gesamteindruck. Ein toller, weil auch sehr gut passender, Voract.

 

Und dann also Nicolas Sturm, der Mann mit dem meines Erachtens besten deutschsprachigen Album des Jahres und das an diesem so geschichtsträchtigem 9. November.

Doch gleich vorweg muss man leider sagen, dass die Kürze des Sets, kein Wort zur Wahlnacht in den USA, kleine technische Aussetzer und die Tatsache, dass ausgerechnet mein aktueller Lieblingssong "Alaska" kurzfristig aus der Setlist flog, einige Wermutstropfen zu viel waren um ein wirklich geniales Konzert werden zu können.

 

Immerhin wurde mit "Das Ende" irgendwie sehr passend begonnen und trotz aller kleiner Kritikpunkte bleibt die Erkenntis erhalten, dass die Jungs von mal zu mal mehr Freude machen und gefühlt auch noch immer besser werden, also dennoch eine durchaus mehr als gelungene laute und rockige Show ablieferten.

Alleine wie viel viel Wucht bei Songs wie "Nach der Revolte" oder dem textlich so genialen "Im Land der Frühaufsteher" noch auf die Albenversionen draufgepackt wird, ist saustark. Besonders deutlich wurde dies jedoch bei "Löcher", einem Song, der für mich bislang eher den Status Albumfüller hatte, live aber richtig abgeht. Aber auch die nicht extra erwähnten Songs machen live trotz der teils schweren textlichen Kost viel her und viel Freude.

Das zu kurze Hauptset endete mit meinem ersten Sturm-Berührungspunkt "Manhattan" bereits optimal, bevor die Zugabe "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" - eigentlich eine sehr schmuige Ballade - das Publikum mit einem derben Outro in die kalte Nacht entliess (nochmal um Alaska trauer bei diesem Wortspiel).

Ein zweifellos toller Abend, aber mit Luft nach oben.