clueso in der Großen Freiheit 36, Hamburg

Auch der zweite Konzertabend 2017 führte direkt in den Kiez.

 

Mit Kat Frankie gab es bereits einen Voract, auf den ich mich sehr freute. Allerdings hatte ich in Bezug auf ihre Person wohl zu viele Vorschusslorbeeren in petto. Stimmlich ist sie ohne jeden Zweifel grandios, aber sowohl die ruhigeren Songs als auch die - für meine Begriffe - zu sehr mit Loops aufgemotzten Titel konnten nicht wirklich überzeugen. Und so ging es offenbar nicht nur mir, denn so unruhig hatte ich ein Publikum schon lange nicht mehr erlebt.

Ironie an der Geschichte: Aufgrund technischer Panne musste der finale Song getauscht werden, die ungeplante neue Nummer war zwar einerseits ziemlich mainstreamartig, aber dennoch der mit Abstand gelungenste des Abends und somit zumindest versöhnliches Ende des Vorprogramms.

 

Clueso ließ dann lange 40 Minuten auf sich warten, dann aber erklangen endlich die ersten Töne von "Neue Luft",  der nebenbei bemerkt ein richtig guter Opener ist. Überhaupt sei an dieser Stelle bereits vorweggenommen, dass die neuen Songs einer für meine Begriffe nicht restlos überzeugenden Platte live deutlich besser funktionieren - meist aufgrund leicht geänderter Arrangements.

 

Dabei war gerade die Experimentierfreude bis zur Fast-Unkenntlichkeit bei den letzten Gigs mit der alten Band noch ein entscheidener Kritikpunkt meinerseits gewesen. Umso schöner war es zu hören, die Songs wie "Mitnehm" oder vor allem "Keinen Zentimeter"  (mit neuem Mega-Outro) wieder deutlich näher am Original waren und insgesamt etwas rockiger angehaucht wurden.

So konnte man dann auch bereits nach einem Viertel des Sets den Abend als absolut lohnenswert klassifizieren und dabei sollten noch einige Highlights folgen: "Anderssein" wurde zu einem überraschenden Partyhit, "Wenn du liebst" zusammen mit Kat Frankie trotz kleinen Texthängers und "Cello" die emotionialen Höhepunkte und selbst ein Boss-Cover ("Es brennt wie Feuer" / "I'm On Fire") konnte überzeugen. Zudem gab es übrigens direkt zu Beginn auch schon so einen "Direkt-Ansing-Moment", die einen das Herz erweichen lassen (sorry, wenn das jetzt etwas schwul klingt *g).

 

Zum Ende des Sets in voller Besetzung reihte sich dann sowieso ein guter musikalischer Moment an den nächsten: "Achterbahn" knallte live wie erwartet voll rein und wurde derbe abgefeiert, "Chicago" und "Barfuß" hingegen gefielen mit ihren wundervollen reduzierten Versionen.  Nicht zuletzt blieb natürlich auch noch Zeit für den ein oder anderen feinen Freestyle.

 

Die Idee den finalen zweiten Zugabenblock alleine mit Tim Neuhaus zu gestalten, weckte nicht nur Erinnerungen an den tollen spontanen Duo-Gig, sondern war nicht nur eine ungewöhnliche, sondern auch tolle Entscheidung. 

Nach fast 2,5 Stunden sollte dieses gefühlte Neverending-Konzert mit dem ebenso gelungenen Rausschmeisser "Sorgenfrei" doch noch selbiges finden. 

 

Auch Konzert Nr. 2 / 2017 war also ein echter Volltreffer. Die neue Band und die rockigere musikalische Ausrichtung ist in meinen Ohren jedenfalls nach dem ersten Eindruck ein klarer Gewinn. Ein definitiv gelungener Neuanfang.