Tonbandgerät in der Elbphilharmonie, Hamburg

Zwischen Konzert 2 und 3/2017 standen gleich zwei Musicalbesuche mit österreichischem Hintergrund innerhalb von 6 Tagen statt, die hier nur kurz angerissen werden. Zunächst ging es ein zweites Mal nach 8 Jahren wieder nach New York. Das Udo-Jürgens-Musical konnte auch vor halbvollen Rängen und sehr zurückhaltendem Publikum erneut überzeugen und bescherte noch einige Tage Ohrwürmer.

 

Musical Nr.2 war wie bei Tina Turner im Vorjahr eher eine gespielte Biographie mit guten Tänzern und eingestreuten Songdarbietungen. Aber diese Songs von einem guten Double zu hören war schon sein Geld wert. Insbesondere "Egoist", "Der Kommissar" oder "Out of the dark" waren Highlights eines ersten Teil des Abends, von dem man insgesamt aber durchaus mehr hätte erwarten dürfen. Zum Beispiel das zeitlose "Europa".


Zur Late Night ging es dann in die neuste Sehenswürdigkeit der Stadt, mein erstes Konzert in der Elbphilharmonie. Den Klassikteil sollte ich aufgrund der Terminüberschneidung verpassen, umso mehr freute ich mich Tonbandgerät in dieser Lokalität zu erleben.

Eins vorweg: Konzerte dieser Band im Sitzen, mit Publikum im größtenteils gesetzten Alter und ohne Mitsingen - da fehlt ein nicht unwesentlicher Reiz, Ziel heute war aber sowieso eher den Großen Saal mal erlebt zu haben und die Akustik zu checken. Und so wundert euch bitte nicht, wenn heute ausnahmsweise dem Konzertort ähnlich viel oder sogar mehr Aufmerksamkeit als dem eigentlichen Konzert gewidmet wird.

 

Die Jungs und Mädels von Tonbandgerät hatten jedenfalls mal so richtig aufgefahren, um ihre zwei Auftritte in der Elphi zu wirklich besonderen Startschüssen in das 10. Band-Jahr zu machen, so wurde die Band mal flugs um zwei Personen erweitert, die im Laufe diverse (mir zum Teil unbekannte) Streich- und Tasteninstrumente bedienten. 

So wurde dann gleich der Opener "Auf drei" mit Geigen-Einsatz eine schöne neue Note verpasst und insbesondere "Landebahn", ein Song, der mir eigentlich weniger gefällt, bekam ein völlig neues musikalisches Outfit mit u.a. Banjo und tollem Akustik-Gitarrensound.

Vor allem letztere beiden Instrumente brachten eine schöne neue Klangfarbe in die altbekannten Tonbandgerät-Songs, auch wenn insgesamt vielleicht noch mehr überraschendes rauszuholen gewesen wäre. 

 

Anders als üblich war mir diesmal kein Platz in der ersten Reihe, sondern im Gegenteil so ziemlich der "mieseste" Platz - ganz oben, halbschräg hinter der Bühne vergönnt. Doch laut Meinung der Klassikexperten sollen die billigen Plätze ja mit die besten sein fürs Hörvergnügen.

An dieser Stelle wird es also mal Zeit endlich ein Urteil über die Akustik zu fällen: Insbesondere, wenn man meinen Platz bedenkt, war es schon erstaunlich wie klar und deutlich sowohl Stimme und in der Regel auch die Instrumente zu vernehmen waren. Bei schnelleren und lauteren Nummern wurde gleichwohl deutlich, dass es für Pop- oder gar Rock-Konzerte sicher nicht ganz die optimale Lokalität darstellt.

Wie stark die Akustik aber sein kann, konnten auch Tonbandgerät nachweisen, als Ole Specht und Kollegen zuächst Teile von "Hirngespinster" als auch den kompletten Titel "Ich komm jetzt heim" (wunderschön!) ohne technische Unterstützung präsentierten. So glasklar wie die Stimme selbst im obersten Rang ankam, war eine Gänsehaut nicht vermeidbar. Insgesamt also kann ich die "Werbemeinung" bislang nur bestätigen, habe aber irgendwann hoffentlich nochmal die Gelegenheit was Klassisches zu erleben.

Fast mehr beeindruckt hat mich aber übrigens, was für schöne Lichteffekte möglich sind.

 

Und auch der eher klassikorientierte Teil des Publikums konnte noch kurz überraschen, als bei "Irgendwie anders" doch recht euphorisch mitgeklatscht und applaudiert wurde. Vielleicht wären ein paar mehr flottere Nummern (ich habe beispielsweise "Lass die Dioden leuchten" und "Deine Tasche riecht nach Schwimmbad" vermisst) dem Abend insgesamt zuträglicher gewesen und hätte auch die Flucht mancher Herrschaften verhindern können, das gewählte Set war aber wohl dem Ambiente angepasst. 

 

Freuen konnte man sich als regelmäßiger Tonbandgerät-Konzertgänger im Laufe der kurzen Late Night Abends (rund 65 Minuten Spielzeit) noch an den drei Vorboten fürs neue Album. Final beendet wurde der Abend hingegen mit einer sehr schönen - flügelbegleiteten - Version von "Superman" und "Alles geht" als nochmal etwas schwungvolleren Rausschmeisser.

 

Aufgrund der bereits angerissenen Tatsache, dass die Stimmung im Publikum aus schon benannten Gründen nahezu komplett fehlte, kann sich dieses Konzert in der Hinsicht sicher nicht als Highlight in diesem Jahr qualifizieren - manch schöne Version und die Besonderheit dieses Gigs machte es aber auf seine Weise dann eben doch zu einer Perle.