Hafengeburtstag und mehr (05. und 07.05.2017)

Nachdem ich am Vortag die gelungene Bühnenfassung von "Sophia, der Tod und ich" sehen durfte, wurde am Freitag die Mittagspause genutzt, um mal wieder einen Releasegig zu besuchen. Dieses Mal spielte Johannes Oerding ein kleines Set im heimischen Saturn. Ich war ja bereits ein paar mal zu solchen Anlässen dort, so voll wie an diesem Nachmittag aber war es nie gewesen und entsprechend kam auch schon ein Stück weit echtes Konzertfeeling auf. Das lag nicht zuletzt an Johannes und seinen Jungs, die sich schon klasse Liveversionen der Songs überlegt hatten und so das Publikum auch schon zu so früher Stunde zum Mitsingen bringen konnten. Der Gig begann bereits gut mit "Kreise", einem echten Radio-Ohrwurm, der auch live funktioniert. Textlich ist die Nummer derweil sicher nicht der Megaburner, diesbezüglich konnten "Hundert Leben" und "Love me Tinder" als finaler von vier Songs mehr überzeugen. Angesichts der Tatsache, dass ich es nicht zur Tour schaffe, eine schöne Gelegenheit Teile des Albums kennengelernt zu haben.

Der Abend auf dem Hafengeburtstag wurde dann eröffnet von Santiano, die leider TV-bedingt nur zwei Songs spielen durften. Mit "Leinen los" und"Hoch im Norden" wurde aber ansatzweise klar, dass solch Musik ein ordentliches Live-Potenzial hat. Losgelöst vom TV gabs noch spontan ... bereits eine gute Überleitung zum Samstag, handelt es sich doch um die Hymne der Hamburger Handballer, deren Saisonabschluss ich live in der Halle verfolgte.

Im Anschluss sollte es dann mit Guildo Horn ein Stückl peinlich werden. Mit seiner größtenteils mit Covern von Schlagern vollgepackten Setlist und trotz erstaunlich grossem Andrang schafften er und seine Orthopädischen Strümpfe selten wirklich Partystimmung zu verbreiten, was wohl unter anderem am schlechten Sound und der Tatsache, dass Guildo einfach ne miese Stimme hat, lag. So verwundert es auch nicht, dass die allein mit Kuhglocken gespielte Version von "Er gehört zu mir" mit Abstand coolster Song des Abends war. Für lau war es dennoch irgendwie zu ertragen und wirklich gefreut habe ich mich über "Wunder gibt es immer wieder" und die Holm-Songs, die den insgesamt eher enttäuschenden Abend zumindest etwas aufhübschen konnten.

Zwei Tage und einen erfolgreichen Handball-Abend später konnte ein anderer Song Contest-Teilnehmer das zum Glück klar getoppt werden - kein Wunder, es handelte sich ja um den dreifachen Sieger Johnny Logan, der bei bestem Frühlingswetter die NDR-Bühne betrat. Als Bestandteil der Nicht-Zielgruppe kannte ich allerdings auch im Vorfeld nur diese Siegertitel, von denen ich aber besonders "Hold me now" immer noch sehr stark finde.
Der Song kam erstaunlich früh im Set und konnte trotz der Wärme Gänsehaut erzeugen. Ähnliches gelang mit der sehr reduzierten Version von "You Raise Me Up" . Ansonsten war der Auftritt erstaunlich rockig und konnte nicht zuletzt dank starker Gitarrensoli, einer tollen Stimme, den irischen Einflüssen (davon hätte es gerne mehr geben können) sowie einem weiterem - diesmal jazzig angehauchten - Cover von "Billie Jean" überzeugen. Witz und Charme hatte zudem ein weiteres Cover - ein Mann seiner Klasse kann selbst "An der Nordseeküste" Qualität einhauchen, der britische Akzent tat sein Übriges.
Nahezu das gesamte Set machte gute Laune und war kurzweilig. Dank der Sonne und da ich zudem während des Konzertes auf meinem Platz die Auslaufartikel verfolgen konnte, endete mein persönliches Hafengeburtstag-Programm doch noch versöhnlich.

Dennoch gilt: Auch wenn die nicht-musikalischen Bestandteile des Wochenendes klar die Besten waren und die Konzerte nicht nachhaltig in Erinnerung bleiben werden, würde ich keinen einzigen der Programmpunkte als totale Zeitverschwendung titulieren.