AnnenMayKantereit im Uebel & Gefährlich, Hamburg

Den Abend eröffnete Ove, der mich bei bisherigen Supports mal mehr, mal weniger überzeugen konnte. Heute ging es wieder eher in die erste Richtung. Obwohl die Texte trotz manch Wortwitz haben oder mit einem Anti-Kapitalismus-Song auch gut wichtige Themen aufgreifen, holt er damit nicht die Sterne vom Himmel. Bockstark waren stattdessen die Parts von Drum und Bass, die richtig abgeliefert haben.

Insgesamt also ein feiner Auftakt in den Abend, den dann also AnnenMayKantereit vor so schön kleinem Publikum veredeln sollten.
Wie nicht anders zu erwarten konnte der Gig in der Großen Freiheit jedenfalls klar getoppt werden und das lag unter anderem daran, dass die Band zumindest gefühlt viel mehr Spaß an so kleinen Gigs hat und mit vielen kleinen Umarrangierungen und neu eingefügten instrumentalen Parts den Songs eine neue Qualität - in aller Regel etwas mehr Rock - gab.
Vor allem aber war es Henning, der sich offenbar mittlerweile in seine Rolle als Frontmann eingelebt hat und sich viel mehr bewegt und erzählt. Auf den Punkt gebracht ist aus AnnenMayKantereit nun auch eine richtige geile Liveband geworden, die eine echt gute Show liefert und nicht mehr nur allein durch Hennings Stimme aus dem deutschen Einheitsbrei hervorsticht.

Gleich zu Beginn konnte dabei zu "Wohin du gehst", "Es geht mir gut" und "Nicht nichts" ordentlich gedanct werden - viel besser kann ein Konzert kaum starten. Es folgte mit "Neues Zimmer" der erste Song, bei dem die rauchige Stimmfarbe wieder zum Einsatz kam. Bei den folgenden Songs "James" und "Jeden Morgen" wurde dann die gewonnene Qualität nochmals richtig bewusst - aufgrund der Trompetenunterstützung und nicht zuletzt dank eines Safri-Duo-liken Drumpart. Der weitere Abend war ein gelungener Mix aus tanzbaren und ruhigeren Nummern (Gänsehaut bei "3.Stock") - der anders als beim ersten Mal auch keine Schwächen oder Längen zeigte.

Richtig stark wurde es derweil nochmal zum Finale bzw. in der Zugabe. Beginnend mit "Oft gefragt" und "Barfuß am Klavier" als weitere Gänsehautmomente und einem sehr sangesfreudigen Publikum (überhaupt bis auf ein paar Schnarchnasen sehr stark und stimmungsvoll) über dem so toll interpretierten Cover "Come Together" bis hin zu einem weiteren Cover von Zarah Leander ! ("Nur nicht aus Liebe weinen") folgte eine Spitzennummer nach der nächsten.

 

Überhaupt noch ein Wort zu den Covern: Oft genug finde ich sie überflüssig, bei einer Band mit bislang erst einem Album ist das aber eine Möglichkeit eine anständig lange Setlist zu haben, zudem machen AMK sich die Songs definitiv zu eigen und können aus Oldies was richtig schönes rausholen - das Englische steht Henning zudem fast noch besser als seine Muttersprache.

Nach den letzten etwas schwächeren Konzerten war dies also wieder ein echter Highlight-Abend und AMK in kleiner Location eine Wiederholung total wert.