15 Jahre GHvC auf dem Großmarktgelände und im Knust, Hamburg

Pünktlich zum Ende des StB-Vorbereitungskurses  stand zunächst mein größtes Konzert des Jahres im Rahmen des Geburtstags des großartigen Plattenlabels Grand Hotel van Cleef an.


Den Beginn beim Festival am Grossmarkt machte dabei die etwas skurille Formation "Fortuna Ehrenfeld". Anders als vor einem Jahr beim Knust-Geburtstag fand ich die Band diesmal aber gar nicht so schlecht - was auch daran lag, dass die "kranken" Titel nicht im Set auftauchten und die teils ungewohnten Klänge und Melodieführungen durchaus was haben. Trotzdem bin ich aber weit davon entfernt sie wirklich gut zu finden, es war definitiv weniger schlimm als nach den bisherigen Erfahrungen befürchtet.

Einziger Solokünstler des Abends war im Folgenden Gisbert zu Knyphausen. Entsprechend wurde es etwas melancholisch, was aber vielleicht auch vor dem rockigen Teil des Abends gar nicht so verkehrt war. Zumal Gisbert einfach ein grandioser Texter und Geschichtenerzähler ist. Die Wortwahl zur Beschreibung von der Schiffsbeladung oder die subtile Kritik an den Mainstream-Poppern kann man kaum lyrisch gewandter wählen. Man hört ihm einfach gerne zu und so war ich auch etwas enttäuscht über das schnelle Ende.

AbrrBegründet wurde das mit dem Überraschungsauftritt des Seemannchor Hannover, die ihr Set mit einem Pauli-Fanmedley begannen (sehr cool) und ansonsten die bekanntesten Songs der Labelgründer coverten - melodisch hatte das Charme. "Landungsbrücken raus" haben sie
aber leider ziemlich verkackt, umso gelungener und zu Recht gefeiert wurde aber ihre Version von "Laiche".
Als Handball-Hamburger habe ich zudem sehr über das Lied vom Appelbaum und überhaupt über die Idee einem Shanty-Chor so eine Bühne zu geben gefreut. 

Und dann also das erste Highlight des Abends ... ich hatte ja klar am Anfang ja kleine Bedenken ob deren Musik auf nem grossen Open Air wirklich funktioniert, aber direkt mit "Deiche" wurde klar, dass das gutgeht. Da das Set im Vergleich zu den letzten Gigs jetzt nicht die großen Überraschungen aufwies, fällt mir gar nicht viel zu schreiben ein, ausser dass Marcus und Co. einfach mega abgeliefert haben und die Zeit wie im Flug verging. Zu den kettcar-Highlights zählten dabei die streicherunterstütze Versionen von "48 Stunden" oder "Balkon gegenüber". Die aber standen dennoch weit hinter dem Song des Jahres "Sommer 89"... schon bei der Videopremiere vor einer Woche war das ja bereits Gänsehaut pur, aber live funktioniert das Werk nicht nur erstaunlich gut, sondern führt fast schon zu Pipi in den Augen. Auch der andere neue Song macht schon Bock aufs Album 5.
"Balu" und die Landungsbrücken rundeten ein mehr als gelungenes Set ab, während der Regen leider von Minute zu Minute zunahm.

Das konnte die Vorfreude auf das erste Mal seit langem Thees Uhlmann mit Band aber nicht erschüttern. Spätestens mit "17 Worte" war die Stimmung  tipptopp und sollte mit dem folgenden "Das hier ist Fussball" mit Shantyunterstützung noch getoppt werden. Aber das gesamte Set hat auch einfach nur wieder Rock vom feinsten geboten und richtig Bock  gemacht. Explizit erwähnt werden soll dabei nur noch der neue Titel "Die Welt ist unser Feld", welcher mir vom Sound richtig gut gefiel und dementsprechend auch schon mal guter Vorbote auf Kommendes darstellte. Was in der Zugabe geboten wurde, war dann so ziemlich der beste je erlebte Thees-Sound - denn für die letzten drei Titel wurde die Band um drei Bläser erweitert, was vor allem "Römer am Ende Roms" richtig gut tat, aber auch "Die Nacht war kurz" gewann dadurch an Qualität.


Geniales Ende eines tollen Festivals, aber erst der Startschuss für die After-Show im Knust, wo The Phat Tyrtles die 60er-Jahre wieder aufleben liessen. Gleich mit "A hard days Night" zum Auftakt wurde dann auch klar, dass auch gute 50 Jahre später Songs wie dieser auch heute noch richtig gut funktionieren. Nicht zuletzt deshalb, weil sie geringfügig modernisiert wurden und insbesondere durch eigenentwickelte Soli neue Reize schufen. Neben den Beatles- und BeachBoys-Songs überzeugten dabei vor allem "I only want to be with you" und "Rolling like a River". Auch wenn ich mir ne andere Setlist gewünscht hätte - u.a. mein absoluter Lieblingssong der 60er fehlte - war es ein klasse Gig voller scheinbar zeitloser Rockmusik und ein mehr als gelungener Abschluss der Feierlichkeiten.