Heinz-Rudolf Kunze im Bürgerhaus, Paderborn-Elsen

Ausgerechnet am heutigen Freitag war mal kein Verlass auf die sonst so wohltuend störungsfreie Bahnstrecke Hannover-Paderborn und so kam ich zwar gerade noch pünktlich zum Konzert, musste es aber von ganz hinten verfolgen.

 

Das sollte aber ein vernachlässigbarer Wehmutstropfen dieses insgesamt gelungenen Auftakts in die Drei-Konzerte-Woche sein. Kunzes Solo-Programm wollte ich mir indes schon längst angesehen und -hört haben, bislang hake es aber immer terminlich und so klappte es jetzt beim Auftritt nahe seiner und meiner Heimat, der ihn gleichwohl an die Spitze der meistgesehenen Künstler 2017 spülte.

 

Man merkt an dieser Einleitung aber eventuell auch schon, dass das Konzert nicht ganz meinen - vielleicht auch einfach falschen - Erwartungen nicht ganz gerecht wurde und ich etwas zwiegespalten bin ob meinen Eindrücken des Konzertes.

 

Einerseits war insbesondere die erste halbe Stunde ziemlich zäh, andererseits war es eine feine Sache in diesem ersten Abschnitt sowohl die allerersten (erfolgreichen) Songs als auch Titel aus dem "Räuberzivil"-Programm zu hören. Und grundsätzlich hatte auch dieser erster Teil seinen Reiz, zeigte HRK hier doch merklich seine Texterqualitäten sowohl in den Songs als auch in den immer wieder eingestreuten lyrischen Ergüssen, die sich vornehmlich gegen die amerikanische und deutsche Politik wandten, aber auch Alltagsthematiken - teils bitterböse - aufs Korn nahm.

Dennoch dauerte es bis zu ersten bekannteren Song "Leg nicht auf" in einer sehr gefühlvollen Gitarrenversion, bis dann auch das Publikum etwas auftaute. Im weiteren Verlauf gab es einen wilden Ritt durch 37 Jahre Musikgeschichte, bei dem - bedingt durch die fehlende Band - insbesondere die ruhigeren Titel präsentiert wurden, bei denen dann vor allem die Textqualität wieder deutlich zum Vorschein kam.

 

Gegen Ende des fast 3-stündigen pausenlosen Sets ballten sich dann aber nochmal großartige Momente und Interpretationen aneinander, so wurden zwei der wohl besten -zumindest aber die von mir am meist geschätzten - seiner Stücke "Aller Herren Länder" und "Eigene Wege" als auch "Finden Sie Mabel" solo wunderbar umgesetzt.

Nach einer ebenso schönen Coverversion (Blowin in the wind) entließ er die Paderborner nochmal mit Gänsehaut bei "Ich habs versucht".

 

Und dieser Versuch ist definitiv geglückt - manch einen "größeren" Song hätte ich mir in der Einstimmigkeit noch gerne gehört (z.B. "Mit Leib und Seele" oder "Wenn du nicht wiederkommst"), dennoch war es vor allem ein sehr kurzweiliger Abend.