OMD in der Großen Freiheit 36, Hamburg

Die orchestralen Manöver in der Dunkelheit führten mich nach verhältnismäßig langer Zeit mal wieder in die Große Freiheit. Trotz recht früher Anfahrt reichte es leider nicht zu Reihe 1 (offenbar haben sie noch ne treue Fanbase), so dass ich mich auf die Galerie verkrümmelte.

Dass dieser Konzertabend trotzdem in Erinnerung bleiben würde, ließ sich bereits bei der Vorband erahnen. Holygram passten allerdings auch vom Musikstil wunderbar zu OMD, boten sie doch auch feinsten Synthie-Rockpop auf internationalem Niveau. Umso erstaunter war ich dann auch, als sich die Jungs als Kölner entpuppten. Unter dem Mainstream-Radar gibt es also Gott sei Dank noch junge Bands, die nicht durch Weinerlichkeit Mädchenherzen schmelzen lassen wollen.

So lieferten die Jungs dann ein wirklich beeindruckendes Set, welches insbesondere mit der Melodieführung im Allgemeinen und mit den genialen Instrumental-Parts im Speziellen überzeugte. Ich würde gar so weit gehen sie als eine der besten je erlebten Voracts zu bezeichnen und will definitiv mal auf einen Headliner-Gig von denen.
Anspieltipp: Hideaway (wobei es auf Bandcamp nicht ansatzweise an die Liveperformance rankommt)

Die Latte war für OMD also schon reicht hoch gelegt, Andy und Paul konnten sie aber relativ fix überspringen, obwohl "Ghost Star" meines Erachtens ein schwacher Opener war, die Freiheit aber dennoch bereits ausrastete. Allerspätestens mit "Isotype", dass live viel kraftvoller und entsprechend geiler rüberkommt, sowie den folgenden ersten alten Songs "Messages" und "Tesla Girls" war dann wirklich jeder im Saal voll dabei und es entwickelte sich ein sowohl auf der Bühne als auch im Publikum beeindruckender Abend, der im Folgenden auch bis auf eine Ausnahme keinerlei Schwäche zeigte. Diese Schwäche war ausgerechnet der Siegertitel des Fanvotings (an sich ne nette Idee), der im Nachhinein gesehen aber wenigstens eine letzte Verschnaufpause ermöglichte. Denn es folgte ein erster echter Block an Highlights mit Gänsehaut bei "Forever live and die" und feinen Drum-Arrangements bei "Souvenir" und "Maid of Orleans" - dem Überhit, der die Stimmung nun endgültig auf den Siedepunkt brachte. Auch die Band schien beeindruckt von der fantastischen Stimmung.

Danach wurde aber nochmals kurz abgekühlt (ohne das die Songs schlecht gewesen wären), bevor mit "So in Love" komplett in den Partymodus übergegangen wurde. Wie sehr OMD abgefeiert wurden, ließ sich auch daran erkennen, dass zwei Planken der Bühnenverkleidung "losgerockt" wurden - zum Glück ohne schlimmere Verletzungen.
Mit "The Punishment of Luxury", welches live auch noch eine Schippe drauflegt, meinem Favorit "Sailing on the seven Seas" (nochmals Gänsehaut) und "Enola Gay" endete das Hauptset hervorragend.

Die Zugabe konnte dann für mich persönlich gar nicht mehr besser laufen, wurden mit "Walking on the milky way" und "Pandora's Box" auch noch die letzten Setlistwünsche erfüllt (letzteres völlig überraschend - es war bei den Gigs vorher lediglich im Fanvote enthalten - etwas schade war es nur, dass dem gelungenen Vorgängeralbum überhaupt keine Beachtung geschenkt wurde). Dem finalen Song "Electricity" entsprechend ging es heim nach dem  - auch aufgrund der klasse Vorband, aber natürlich insbesondere aufgrund dieses fantastischen  Auftritts von OMD - wohl besten Konzert 2017. Dieser tolle Abend kam auf jeden Fall zur rechten Zeit und hoffentlich kann ich noch etwas von ihm zehren.