kettcar im Schlachthof, Wiesbaden

Konzerttouren zu Beginn des Jahres und mein Job passen leider schlecht zusammen. Um wenigstens ein Konzert der kettcar-Tour zu sehen, stand der bereits zweite Städtetrip des noch jungen Jahres an. Netter Nebeneffekt: Mit Wiesbaden wurde auch die letzte Landeshauptstadt abgehakt.

Vorband an diesem Abend war Dorit Jakobs. Grundsätzlich gefiel ihr Set durchaus, insbesondere Drum und Bass gingen direkt in Ohr und "Wippfuss" und auch die Texte waren größtenteils gut und von einer hohen Beobachtungsgabe geprägt (so waren #metoo und die Generation Y Thema).
Allerdings passten für mein Hörgefühl Text und Musik oft nicht recht zusammen.
Dennoch ein gelungener Auftakt in den Abend.

Recht fix ging es dann mit der alten Dame kettcar weiter.
"Trostbrücke Süd" war ein etwas überraschender Opener, hatte aber allein schon durch das Hamburg-Bus-Video als Projektion was heimatliches. Überhaupt war ich überrascht von dem diesmal doch relativ aufwendigen Bühnenbild.
Durch den Mitsingpart am Ende des Songs wurde allerdings das Publikum direkt abgeholt, sodass es durchaus als Opener taugt. Mit "Balkon gegenüber" und "Money left to burn" war ebenso früh ein erster Stimmungshöhepunkt erreicht. Money knallte aber auch übelst rein. Blockweise folgten nun zunächst die politischen Songs und anschließend der sogenannte Emo-Block mit u.a. "Rettung", welches immer mehr zu meinen Favoriten wird.
Wiebusch und Co. pflügten im Folgenden durchs Gesamtwerk der Band und stellten dabei die für mich nahezu perfekte Setlist zusammen.
Mit "Ankunftshalle" und "Deiche" wurde dieses schon starke Hauptset bestmöglich abgerundet.

Zur Qualität des Konzerts habe ich noch gar nichts erzählt: Bis auf eine Schlaftablette neben mir herrschte permanent gute Stimmung und auch auf der Bühne war die Spielfreude greifbar. Zudem war der Sound echt gut abgemischt, sodass alle 5 in gutes Licht gerückt wurden. Die schon angesprochenen Projektionen waren ebenfalls nettes Beiwerk.

Die Zugabe war dann ein echtes Sahnehäuschen, beginnend mit einer doppelten Überraschung. Erstes funktioniert "Auf den billigen Plätzen" erstaunlich gut live, zum anderen kam völlig unerwartet "Der Tag wird kommen" zum Zuge. Das ich den vielleicht besten deutschen Text seit Jahren nochmal live hören sollte, war das Highlight des Abends und alleine die Fahrt etc. wert. Natürlich folgte dann noch "Landungsbrücken raus", was dann der Höhepunkt für die Allgemeinheit war, bevor wir allesamt mit "entsichertem Revolver" in die Nacht entlassen wurden.

Ein glänzendes Konzert also, welches in Hamburg aber sicher noch mehr gerockt hätte.