Five in a Row: Max Mutzke in der ElPhi, HH (23.), Madsen in der Markthalle, HH (24.), Montreal auf dem Campus Open Air, Lübeck (25.), Pensen Paletti im Logo, HH

5 Tage Konzert am Stück gab es in meiner Historie bislang einmal () und wurden diesmal in der Elbphilharmonie begonnen, wo Max Mutzke - diesmal begleitet von Mikis Takeover-Streichensemble - auftrat. Vielleicht auch aufgrund hoher Erwartungen gelang es zu Beginn noch nicht so Recht, mich abzuholen - obwohl die musikalische Qualität bereits hoch war und man bereits erahnen konnte, welch starker Arrangeur Miki ist.

Spätestens zur Hälfte der ersten Hälfte aber sprang der Funke über. Zunächst mit einer sehr ungewöhnlichen, ruhigen Fassung von "Billie Jean", gefolgt von einem klasse arrangierem "Schwarz auf Weiß". Das absolute Highlight war jedoch der weniger bekannte Song "Durcheinander", der sich mit dem so sensiblen Thema Depression auseinandersetzt. Textlich ist die Nummer schon bockstark, aber selten habe ich es erlebt, dass ein Streicherarrangement so unfassbar gut zum Song passt und die Gefühlswelt so hervorragend instrumentalisiert. Mit "Welt hinter Glas", welches ebenfalls zu gefallen wusste, wurde das Publikum in die Pause geschickt.

An dieser Stelle möchte ich schon erwähnen, dass Max offenbar einen Clown gefrühstückt hatte und sehr amüsant durch das Programm führte, nicht zuletzt musste auch der HSV einen Spruch einstecken.

Wie zuletzt in Lübeck begann auch die zweite Hälfte in dieser Besetzung mit der wunderschönen Coverversion von Radioheads "Creep". Viel mehr, als dass es musikalisch weiterhin ein absoluter Ohrenschmaus war, kann man derweil über diesen zweiten Teil hingegen kaum noch berichten. Nichtsdestotrotz gab es noch zwei Highlights: Der eigentlich so bombastische Filmsong "So viel mehr", den ich mir sehr in diesem Set erhoffte, funktionierte in dieser Besetzung richtig gut und "Can't wait until tonight" habe ich live wohl noch nie so gut gehört wie heute - Gänsehaut pur in diesem Arrangement.

Musikalisch also ein Spitzenabend, dem höchstens die etwas rockige, peppige Note abging. Das konnte man jedoch auch kaum erwarten, zudem ist dafür ja an den Folgeabenden gesorgt.

Der Donnerstag in der Markthalle wurde dabei von Barrenstein eröffnet. Und nicht zum ersten Mal hatte Madsen damit wieder einen guten Riecher. Eine junge deutsche Band, die von der ersten Minute an und über das komplette Set feinsten Rock mit - soweit verständlich bei der Lautstärke - guten und auch meinungsstarken Texten anbot. Insbesondere die Intros oder Bridges wussten dabei zu gefallen. Die Jungs brachten die Markthalle somit bereits ein erstes Mal ins schwitzen und sollten im Auge behalten werden.

Ein mehr als passender Auftakt für das 30.Hamburg-Konzert der Wendländer. Und eigentlich kann man hier gar nicht viele Worte. Die Idee bei der Clubtour "Du schreibst Geschichte" als Opener zu setzen, führte direkt mal dazu, dass man nach nicht einmal 3 Minuten das erste Mal komplett durchgeschwitzt war. Mit "Vielleicht" ging der Abriss auch direkt weiter, bevor dann mit "Rückenwind" einer von zwei neuen Titeln live präsentiert wurde, auch dieser geht gut ab und das Publikum war bereits erstaunlich textsicher.
Mit "Goodbye Logik" und dem überraschend früh in der Setlist auftauchendem "Die Perfektion" gelang einerseits eine schöne Überraschung und andererseits der endgültige Abriss. Eingebettet in diesen Song wurde übrigens das Cover von "Hungriges Herz" - ein Song, der aber unfassbar gut zu Madsen passt. Mit Songs wie "Sirenen" oder "Kompass" wurde im weiteren Verlauf des Abends weiter einfach nur wie gewohnt abgeliefert, angereichert aber durch viele starke Gitarreninstrumentals (sagte mir mehr zu, als das sonst übliche Gecover). Neben der üblich starken Show gab es aber auch noch echte Highlights: "Mit dem Moped nach Madrid" hatte ich null erwartet und bei "Nachtbaden" gab es einen umjubelten Featureauftritt von Montreals Hirsch, mit dem das Hauptset beendet wurde.

Zweiter neuer Song war im übrigen "Mein erstes Lied", was textlich zwar gefällt, mich ansonsten bislang nicht so überzeugte - live gewinnt der Titel durch den 80er-Sound aber ordentlich Qualität.

Die Zugabe mit "Leuchttürme", "Love is a Killer" und "Lass die Musik an" erforderte dann nochmals vollen Einsatz eines sensationell starken Publikums. Und so endete ein furioses Konzert nach fast 2 Stunden (lang und heiß wie selten) - Hamburg und Madsen passt einfach immer.

Zum Start in das Wochenende wurde auf dem Campus-Festival die Open Air-Saison eröffnet und das sogar bei schönstem Wetter. Gut in der Zeit liegend konnte ich mir dort zunächst den Auftritt der Jungs von "Deine Zeit" reinziehen. Der war allerdings insgesamt eher schwach und vor allem textlich ziemlich belanglos und verdient nicht viele Worte. Nur musikalisch waren nette Passagen dabei, auf Dauer waren aber auch die zu austauschbar.

In die Marzipanstadt war ich aber ja sowieso wegen des zweiten Acts - Montreal - gefahren. Und die lieferten eine sehr gute Show ab. Erkennbar war aber auch, dass solche Bands ins Clubs meines Erachtens deutlich besser funktionieren. Einiges von der Wucht der Songs geht ebenso verloren wie die Stimmung im Allgemeinen. Nichtsdestotrotz konnte man natürlich ordentlich Freude an den Jungs und ihrem Set haben, dass ein gelungener Mix aus alten Nummern und dem aktuellen Album - welches ich traurigerweise bislang gar nicht kenne - darstellte. Mit "Kino!?" und "Zucker für die Affen" gings auch direkt stark los, erstmals richtig Stimmung kam jedoch erst beim Block "Auf der faulen Haut", "Richtig falsch" (mit feinem HSV-Spott) und "Katharine" auf.
Überhaupt sei an dieser Stelle mal erwähnt, dass erfreulicherweise die neuen Songs nicht nur typisch punkig und ironisch/spaßig daherkommen , sondern teils auch die aktuelle Lage der Nation aufgegriffen wird ohne dabei den Montreal-Stil zu verraten.
Ferner sei positiv angemerkt, dass die Jungs trotz der recht frühen Auftrittszeit eine grosse Spielfreude an den Tag legten.
Im folgenden gab es für mich noch einige weitere Höhepunkte im Set mit "Osnabrück", "Discozeit" und "Musik in meinen Ohren" (letzterer war zum Beispiel eines der textlichen Highlights), aber eigentlich gab es am gesamten Set wie bereits erwähnt überhaupt nichts zu kritisieren und zumindest dieser Part des Campus Open Air war die Anfahrt definitiv wert.

Das vierte Konzert war ein relativ gab übersichtliches im Logo von Pensen Paletti mit seiner Bumm-Gitarre. Wobei Pensen ja eher ne Comedy-Show mit musikalischen Einlagen ist als ein reines Konzert. Und so lebte der Abend nicht zuletzt von den Erzählungen und Witzchen, die Pensen macht und mein Humorzentrum voll treffen (so ein wenig erinnert er dabei an Helge Schneider) - besonders eine kleine Fehde mit einem Typen im Publikum sorgte dabei für viele improvisierte Momente zum Lachen.
Musikalisch ist es sicher nicht höchstes Niveau (dafür ist man aber auch nicht hier), aber die Bumm-Gitarre und das weitere technische Equipment neben dem reinen Gitarrenspiel zu beherrschen, nötigt schon Respekt ab und zeigt, dass Pensen eben cleverer ist als er vorgibt zu sein und manche Riffs haben dann doch Klasse. Seine zumeist ebenfalls humorlastigen Texte sorgen zudem mindestens mal für gute Laune bei einem dankbaren Publikum. Stimmungstechnische Highlights in der ersten Sethälfte sind dabei wenig überraschend das versaute "Blasenschwäche" (mit Mega-Textpatzer *g) und "Schlittschuh". Vor allem war das ganze kurzweilig, die 80 min bis zur Pause kamen einem deutlich kürzer vor.

Die zweite Hälfte lässt sich quasi mit den gleichen Worten beschreiben, die Stimmung war aber noch etwas gelöster. Viel zu sagen gibt es aber nicht mehr, Highlights in diesem Block: "Ganz normaler Mann" und der Nonsense-Song "Stöckelschuh".
Trotz allem Quatsch gab es aber sogar zwei, drei kleine politische Statements - womit man wieder beim Thema Intelligenz des Künstlers wäre.
Insgesamt also ein schöner, lustiger und sehr langer Abend.

Relativ spontan wurde diese Reihe noch um ein fünftes Konzert erweitert, erfuhr ich doch über Facebook, dass OVE auf dem Stadtfest von St.Georg an der Langen Reihe auftritt. Das sonnige Wetter wurde also für weitere musikalische Beschallung genutzt. Ungewohnt rockig und entsprechend gut ging es bei den ersten beiden Stücken los, dieser gute Sound wurde dann aber leider erst wieder im Schlussakkord des Sets erreicht, zwischendurch pimpten jedoch immerhin die Trompetenparts die etwas melancholischen Lieder auf. Durchgängig auf hohem Niveau waren hingegen die Texte, die selbst alltägliche Themen ungewöhnlich, aber eben deshalb mit hoher Qualität, darstellten. So wirkte selbst ein Liebessong nicht plump und gewollt.
Die Songs des kommenden Albums waren dann auch soundtechnisch wieder besser.
Kein überragendes Konzert, aber ein netter Abschluss einer sehr musiklastigen Woche.