Heinz-Rudolf Kunze mit Philharmonie Kiel auf dem Rathausplatz, Kiel

Zu den allsommerlichen Gewohnheiten hat sich auch die Fahrt zur Kieler Woche aus musikalischen Gründen entwickelt. 1-2 Konzerte am vergangenen Wochenende waren leider nicht drin, aber zumindest zum erstmaligen Besuch des Classic Open Air sollte es reichen. Als Gast galt es diesmal für das Orchester den großen Heinz-Rudolf Kunze zu begleiten, was auch meinen Besuch erklärt.
Die Bühne gehörte zunächst aber für eine halbe Stunde den Philharmonikern allein und schon dieser Teil wusste nicht zuletzt aufgrund des Bombast sehr zu gefallen. Highlights waren da ein vom Marimbaphon begleitetes Stück und Filmmusik aus Star Wars.

Die dann folgenden 90 Minuten aber sind kaum in Worte zu fassen. Was Kunze, seine Band und das Orchester dort zu Gehör brachten, war schlichtweg sensationell und definitiv das bisherige Konzerthighlight des Jahres, wenn nicht sogar darüber hinaus.

Dabei war die Setlist zumindest zu Beginn ziemlich überraschend und eigentlich nur etwas für echte Fans bzw. Kenner, sodass auch die Stimmung auf dem Rathausplatz anfangs noch etwas gedämpft war.
Doch schon mit den jüngeren Stücken "In der alten Picardie" und "Hallo Himmel" zu Beginn wurde deutlich, wie stark die Kombination Kunze und Orchester ist.  Besonders deutlich sollte das dabei in den ruhigeren Phasen oder den rein instrumentalen Bridges werden, bei den rockigen Phasen gingen zumindest einzelne Instrumente leider etwas unter - in Reihe 1 bekam man aber auch dann noch viel von den schönen Arragements mit.

Etwas überraschend waren auch Stücke vom ganz neuen Album in der Setlist. Sowohl "Komm mit mir" als auch "Ich sags dir gerne Tausend mal" kamen dabei im Vergleich zur Studioversion erstaunlich rockig daher (mit der Folge, dass ich mir doch überlege auf die nächste Tour zu gehen) und erhielten durch das Orchester darüber hinaus ebenfalls eine noch höhere Qualität.
Im weiteren Verlauf des Abends sollte dann aber auch noch die Stimmung richtig gut werden - zunächst durch die eingestreuten bitterbösen Texte gegen Trump, den Sensationsjournalismus und das verdummende Volk, dann aber auch endlich mit den großen Hits, von denen "Alles gelogen" den Anfang machte. Wenig überraschend funktionierten auch diese und die folgenden Nummern in der Orchester-Besetzung ausgesprochen gut.
Ein absolutes Highlight war dabei "Mit Leib und Seele", welches ein spaciges Intro erhielt und ganz besonders vom Bombast der Streicher und Bläser lebte - das wohl beste Arragement an diesem aber (ich wiederhole mich) ausnahmslos starken Abend.
Natürlich durfte an diesem auch "Dein ist mein ganzes Herz" nicht fehlen und auch dieser Titel war in dem Arragement einfach klasse - selten war die Nummer so weit entfernt von Schlager und Kitsch wie heute.

Mit "Ich habs versucht" als Zugabe wurde man dann mehr als glücklich heimgeschickt, es bleibt dabei zu hoffen, dass die Aussage "Das machen wir jetzt öfter" nicht nur so dahergesagt war, sondern vielleicht mal eine kleine Tour in der Form kommt - ein Ticketkäufer ist jedenfalls sicher. Und vielleicht gäbe es dann ja auch "Eigene Wege" in dem Stil - das einzige Stück, welches mir heute fehlte.