Open R in der Almased Arena, Uelzen

Nach einer chaotischen Bahnfahrt inkl. Bahnsteigsperrung, aber auch dem wohl gesittesten Einlass ever bei einer solch großen Veranstaltung kam ich gerade rechtzeitig zum ersten Act und stand sogar noch recht weit vorn.

Dieser erste Act war der Brite Tom Gregory. Er und seine Band wussten eigentlich das ganze Set hindurch zu überzeugen, auch wenn die Ähnlichkeit zu Ed Sheeran und Konsorten nicht zu überhören war und der damit momentan so übliche solide Poprock mit Elektro-Einfluss, der mich persönlich nicht so reizt bzw dem ich bereits satt geworden bin, für 45 Minuten an der Tagesordnung war.
Aber auch wenn das ganze durchaus austauschbar wirkte, hatten die Songs zweifellos einen mehr als guten Sound und gingen ganz gut ins Ohr. Besonders die etwas bekannteren Songs "Run to you" und "Losing" machen live schon was her, aber auch das Cover von Maroons Five "This Love" war echt gut und wirkte wie ein eigenes Stück (was ein Stück weit aber gegen die künstlerische Klasse von beiden Seiten spricht).
Da das Set aber keine wirkliche Schwäche kannte, war es ein durchaus hörenswerter Auftakt in den Festivalabend.

Als zweiter betrat Michael Patrick Kelly die Bühne. Zunächst ist einmal zu sagen, dass er ne echte Rampensau und witzig sowie sympathisch ist und einfach auf die Bühne gehört. Und was er dann über die nächsten eineinhalb Stunden zusammen mit seiner fünfköpfigen Band bot, war nicht zuletzt ziemlich überraschend. Auch wenn mir als "ID" als Gute-Laune-Nummer durchaus zusagt, hatte ich von einem Kelly nicht viel erwartet. Doch von Beginn an war es eine unerwartet rockige Show, die gleich mit "Lazarus" und "Golden Age"  saustark losging. Aber auch die leiseren Töne wie in "Roundabouts" gefielen sehr, nicht zuletzt da hier der irische Akzent stärker hervortrat.
Erster Stimmungshöhepunkt war dann das angestimmte "An Angel" bzw das gesamte Kelly Family-Medley. Mit Abstand von knapp zwei Jahrzehnten muss man ehrlich zugeben, dass die Songs schon eine Qualität hatten und auch heute noch funktionieren.
Mit "No Fuzz No Buzz" folgte eine Hommage an den guten alten Rock'n'Roll - eine übelst gute Nummer. Und auch im weiteren Verlauf des Sets überwog der Rock und die gute Laune. Nice war unter anderem noch die aktuelle Single "Awake" im Sommerhit-Sound oder die Hymne für die Freundschaft "Friends N Family" sowie das melodisch irisch-klingende "Happiness".
So bleibt einfach nur zu sagen, dass Kelly und Band die Latte schon ziemlich hoch gelegt hatten und definitiv bei mir auffem Schirm bleiben.
Der erstaunlichste Moment kam aber ganz ohne Musik aus. Bei einem Song wurde drum gebeten statt Applaus zu geben eine Minute zu schweigen. Dieser Moment, dass ein ganzes Festival still ist, war ziemlich beeindruckend.

Hauptact an diesem Abend sollte aber eine Band sein, von der ich aufgrund des zwischenzeitlichen  Karriereendes nicht  mehr geglaubt hatte selbige live zu erleben: a-ha.
Aber um ehrlich zu sein konnten sie nicht nachhaltig überzeugen. Kaum Interaktion mit dem Publikum (besonders wenig von Morten Harket) und die gesamte Atmosphäre auf der Bühne versprühte das Gefühl, dass man nur noch des Geldes wegen unterwegs ist.
Die Musik an sich war hingegen schon gut, der Sound klasse abgemischt (so dass auch die Streicher gut zu vernehmen waren) und man merkte nicht zuletzt an den Arragements, dass man hier einem Act internationaler Klasse beiwohnte. Besonders gefielen mir persönlich die Passagen bei denen sowohl die Band als auch die Streicher zeitgleich Vollgas gaben.
Erst während des Konzerts fiel mir derweil auf, dass ich doch weniger Titel der Norweger kannte als gedacht, was möglicherweise auch etwas den Spaß einschränkte (andererseits kannte ich von Kelly quasi nix). Vermutlich war es dann eher die erstaunlich schwache Stimmung, die diesen Part des Abends mit runterzog.
Definitiv Gefallen gefunden haben aber wenigstens die Live-Darbietungen der bekannten Nummern "Take on me", "Lifelines", "The sun always shines on TV" und besonders "Foot of the Mountain". Diese mal live zu erleben hatte schon was, dennoch wäre ein Abend nur mit a-ha eher als Enttäuschung in Erinnerung geblieben.
So aber war der Abend insgesamt klasse mit schwächerem Finish.