Philipp Poisel im Docks, Hamburg

Zu meinem persönlichen fünfjährigen Hamburg-Jubiläum ging es tatsächlich mal wieder in eine mir noch unbekannte Location - dem Docks um dort Philipps zehnjähriges Tourjubiläum zu feiern, welches sich dann doch als größer als erwartet herausstellte.

Den Abend eröffnete jedoch zunächst seine Cellistin Luisa Babarro und sorgte für einen sehr gelungenen Auftakt in den Oktober. Sowohl von der Stimmfarbe als auch von der Intelligenz der Texte erinnerte sie stark an Judith Holofernes und hatte mich damit schon um den Finger gewickelt. Die gute Texterin zeigte sich nicht zuletzt in dem fast schon obligatorischen Flüchtlinge-Song, bei dem aber schon allein die ungewöhnliche Perspektive (Asyl-Beamte) von anderen Songs zu der Thematik für Besonderheit sorgte. Außer bei dem Song begleitet von Florian Ostertag (ebenfalls aus dem Poisel-Kosmos) an Gitarre und Basedrum erhielten die Songs zudem noch nen guten Sound. Also ein wirklich runder Beginn des runden Jubiläums.

Dieses wurde erstaunlicherweise nicht von den Streichern um Luisa begleitet, sondern man besann sich auf die ursprüngliche Band-Besetzung.
Das Konzert an sich machte dabei insgesamt einen schwierig zu bewertenden Eindruck. Es war zwar schon irgendwie gut und vor allem ein wirklich ausgewogener, abwechslungsreicher Mix aus den zehn Jahren, aber auch ein Abend mit der ein oder anderen Länge.
Begonnen hatte es derweil richtig gut mit dem sehr reduziert vorgetragenen "Halt mich", wo dem Publikum direkt mal der Refrainpart komplett überlassen wurde und "Roman", einem der schönsten deutschen Liebeslieder ever.
Es folgte eine neuarrangierte Fassung von "Zünde alle Feuer" mit Countrynote, die dem Stück ganz gut stand.

Überhaupt war der Abend durch erstaunlich viele neue Arragements geprägt, die mal wirklich gelungen waren, wenn auch teils sehr überraschend wie ein megageiles rockiges Ende bei "Markt und Fluss", wo dann auch die Qualität und Spielfreude der Band richtig zum Ausdruck kam. Andere Titel wurden in meinen Ohren aber eher verhunzt (Eisener Steg beispielsweise wurde total überproduziert). Auch solche Enttäuschungen sorgten dafür, dass das Set zur Hälfte hin langweilte.
Später aber gab es mit dem Auftritt von Alin Coen dafür nur gesangliche Höhepunkte und zudem den ein oder anderen ewig nicht gehörten Titel.

Mit "Liebe meines Lebens" und "Herr Reimer" wurde man zudem zum Ausklang nochmal richtig belohnt und ein irgendwie komischer Abend endete dann doch schön.