Herbert Grönemeyer im Maritim-Hotel am Timmendorfer Strand

Dritter Monat, drittes Konzert, drittes Mal ohne Vorband ;)
Keine Sorge diese Serie reisst mit dem heutigen Abend auch, vorher waren jedoch aller guten Dinge drei.
Die Möglichkeit Herbert in kleiner Clubatmosphäre zu erleben, gab es innerhalb Deutschlands zuletzt wohl in den 80ern. Im Verbindung mit der Tatsache Tourauftakt war das schon rein von den Voraussetzungen ein denkwürdiges Konzert und auch wenn die Setlist mich persönlich nicht zu 100% glücklich gemacht hat, insbesondere keine echte Perle als Überraschung wie zuletzt "Fisch im Netz" zu bieten hatte, wird die Tumult-Tour insgesamt wohl noch mehr Eindruck hinterlassen können.

Dass liegt vor allem daran, dass die neuen Stücke meines Erachtens deutlich livetauglicher sind als das Vorgängeralbum. So sorgte "Sekundenglück" als Opener bei mir direkt für Gänsehaut. Dennoch ist das Stück an der Stelle meines Erachtens etwas verschenkt.
Spätestens mit dem nachfolgenden "Bist du da?", welches wie erwartet live ein richtiges Brett ist, war Stimmung in der Bude.
Bei "Und immer" wurde dann direkt mal Sangesfreude  des Publikums geprüft, witzigerweise souffliert von Norbert. Die erste kleinere Überraschung im Set war die Reaktivierung von "Kopf hoch, tanzen", dass die Stimmung sehr gut fortentwickeln konnte.
Auch "Taufrisch" erfüllte die Erwartungen bei seiner Livepremiere vollends und leitete zu diesem frühem Zeitpunkt bereits zu einer Ansammlung der großen Hits über (so tauchte nicht wie zuletzt gewohnt "Bochum" früh auf, sondern auch "Männer/Was soll das/Vollmond", " Halt mich" und die Flugzeuge - in der starken, aber irgendwann verbrauchten Version der letzten Tour). An diesem Zeitpunkt des Abends fragte ich mich ernsthaft, was denn dann noch die Zugaben füllen soll. Für die Stimmung auf den großen Konzerten kann diese Umstellung aber Gold wert sein.
Zum Ende des Hauptsets folgten wie zuletzt BAA, Mensch und Alkohol und neu als erster Schluss "Morgen", welches mir an der Stelle außerordentlich gut gefällt, erst recht mit dem reduzierten Intro.

Umso verwunderlicher war es, die Zugaben mit "Der Weg" und "Warum" zu beginnen. Unpassender geht es gefühlt kaum und es verschärfte die Angst einer völlig merkwürdigen Zugabe, in der auch "Mambo", " Zeit, dass..." und "Land unter" fehlten. Besonders "Lebe mit mir los" (könnte sich als neuer Abgeh-Song etablieren, live richtig geil zum Mitgröhlen) und die Rückkehr vom "Zum Meer" konnten dieses Gefühl aber ersticken.

Final gab es dann "Immerfort" auf die Ohren, welches ich erst heute textlich so richtig wahr- und direkt liebgewonnen habe. Vielleicht der beste Rausschmeißer, den er je geschrieben hat, aber gleichzeitig Potential als Hochzeitssong. Und das passte dann irgendwie zum fünften Hochzeitstag meines Bruders.

Ein begeisterungsfähiges Publikum inkl. neuer toller Bekanntschaften, eine sehr spielfreudige Band und ein wie immer starker Herbert ergeben in Summe mit der besonderen Lokalität das beste Konzert des noch kurzen Jahres. Es hat aber das zeug dazu langfristig in Erinnerung zu bleiben, auch - und damit schließt dieser Eintrag - weil mir Herbert bei einem seiner Kontaktaufnahmen mit dem Publikum die Hand schüttelte.