Phil Collins in der HDI-Arena, Hannover

Beim nächsten Weltstar war bereits der Voract eine echte Größe, handelte es sich doch immerhin um Sheryl Crow, die den Abend eröffnen durfte.
"All I Wanna Do" und auch ihr Cover von "The first cut is the deepest" gehören gefühlt in meine frühesten Musikerinnerungen und gehörten natürlich zu ihrem Set. Eigentlich werden ihr diese Stücke aber gar nicht gerecht, zeigte sich doch im restlichen Teil des Auftritts eine echte Rockröhre im Stile einer Tina Turner. Nicht zuletzt - die in Deutschland wohl nahezu unbekannten - neuen Stücke gingen ordentlich nach vorne, was nicht zuletzt an einer klasse Band lag.
Ein mehr als gelungener Start in den Abend also.

Es braucht jedoch nicht viel Fantasie um zu erahnen, dass Phil und seine Mitstreiter das locker überbieten konnten und das, obwohl der gute ja nur noch im Sitzen performen kann.
Umso erstaunlicher ist es eigentlich -um das Fazit direkt weiter vorwegzunehmen - dass dieses Konzert nicht nur einfach stark war, sondern sich in der Liste der nun schon deutlich mehr als 350 Konzerten sehr sehr weit oben platziert.

Das hat diverse Gründe. Zu allererst war der ganze Gig quasi eine einzige knapp zweistündige Party. Man hatte daher nicht wirklich die Chance ruhig sitzen zu bleiben und bis auf einige Schlafmützen stand die HDI-Arena insbesondere im letzten Drittel nahezu komplett. Gefühlt war es wie eine Zeitmaschine zurück in die Discozeit. Viel belächelt, aber mit den entsprechenden Grooves und einer hochklassigen Band funktionieren die Stücke halt auch heute noch.

Die Band - einschließlich der Backgroundsänger - trug ihren beachtlichen Teil zu diesem rundum gelungenen Abend bei. Man merkte zum einen, dass die Jungs einfach Bock haben und wie wertvoll es ist, dass man teilweise Jahrzehnte lang zusammen unterwegs ist.
Aufgemotzt wurden die Songs derweil vor allem durch ein Bläserquartett. Dieses veredelte vor allem die (erstaunlich wenigen) Songs, die ich noch nicht kannte.
Und  Sohnemann Nicolas ist nicht nur sweet, sondern an den Drums offensichtlich nicht weniger talentiert als sein Dad.  Seine Solos waren fraglos ein weiteres Highlight des Abends, besonders aber das gemeinsame Instrumental mit Papa (wenn auch nur an Cajon und ...).

Bleiben zwei Punkte, die diesen Abend so erlebenswert gemacht haben. Da ist zum einen diese unverwechselbare Stimme. Phil kann ja  aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr wirklich viel, aber die Stimme ist zum Glück bislang nicht in Mitleidenschaft gezogen und klingt live noch um einiges genialer als auf Platte. Die ersten Sätze von "Against all odds" als Opener reichten daher auch für eine der frühsten Gänsepellen ever.

Damit ist dann auch der Übergang zum letzten Punkt meines Berichts geschafft. Die Songauswahl war auch einfach stark, wenngleich manch einer vielleicht mehr Genesis-Sachen gehört hätte. Aber schon mit besagten "Against all odds" und dem folgenden "Another Day in Paradise" (sicher eine der besten Nummern überhaupt) hatte er Hannover voll auf seine Seite gezogen, sodass er sich dann auch etwas unbekanntere Nummern früh im Set leisten können. Diese fielen aber dank der starken Band aber wie gesagt auch noch hintenrüber, sondern werden in meine Playlist rutschen. Für die Genesis-Fans und auch zu meiner Freude gab es u.a. "Follow you, follow me" zu hören.
Und wie auch schon angedeutet war das letzte Drittel dann einfach nur noch völlige Hochstimmung. Beginnend mit "In the air tonight" folgte ein Fetenhit auf den anderen (u.a. "You can't hurry love,  Easy Lover" und erneut Genesis mit "Invisible Touch"). Alle diese Songs wurden dabei von Phil und Band ordentlich um tolle Soli gestreckt und vom Publikum abgefeiert.

Ein wie gesagt wirklich geniales Konzert und hier gilt mal definitiv: Gut, dass ich mir den - nicht billigen - Spass gegönnt habe.