H-Blockx, Kaiser und Co. bei Münster Mittendrin

Das vorletzte Ferien- und Vorurlaubswochenende stand ganz im Zeichen des Stadtfestes mit einem wilden Ritt durch die Genres.

Den Auftakt machte dabei am Freitag die Münsteraner Combo "God Hates Green". Zwei Gitarren und ein Schlagzeug, mehr brauchte es nicht für einen mit durchaus gelungenen Einstieg in das Wochenende. Das ganze im Stile des Rocks der 70/80er-Jahre und wirklich nicht schlecht, so verwunderte es such nicht das im Verlauf des Sets immer mehr Leute stehenblieben. Auch die akustischen Nummern hatten  durchaus Scharm.

Dass ich die erste Band am Samstag mal live erleben muss, hätte ich nie gedacht, Voract waren aber nun mal die Killerpilze, die ja Anfang des Jahrhunderts im Schatten von Tokio Hotel an die Oberfläche spriessten.
Und die Jungs zeigten direkt mal, dass man zu oft in Schubladen denkt und waren die Überraschung des Abends.
Denn entgegen der Erwartungen haben sich diese Typen ziemlich in Richtung Punkrock entwickelt und haben den Domplatz ordentlich gerockt. Das gesamte Set hatte keine echte Schwäche aufzuweisen und über die gesamten 80 Minuten wurde richtig abgeliefert, besonders die Bridges waren teilweise richtig klasse. Kleines Highlight war das überraschend drummig arrangierte Cover von "Schrei nach Liebe". Die eigenen Texte im Übrigen ebenso erwachsen geworden. Definitiv ein geiler Einstieg in den Abend, bevor dann die Band, die letztlich für den Ticketkauf sorgte, war "Die Leude" doch so etwas wie der Song meiner Jugend.


Insgesamt ist der HipHop ala Fünf Sterne Deluxe zwar nicht so meins und der Auftritt war auch insgesamt eher enttäuschend. Vergleicht man die Jungs zum Beispiel mit Deichkind oder Fettes Brot sind die Texte derbe belanglos und auch die Beats sind irgendwie nicht wirklich gut, das Comeback hätte es nicht gebraucht. "Die Leude" live hatte wenigstens was und auch "Türlich türlich" zum Finale war noch ganz nice, aber das wars dann auch.


Zum Ende gab es dann das "Dom-Coming" der H-Blockx und dort lohnte es sich dann deutlich mehr, dass diese Combo wieder gemeinsam auf die Bühne geht. Von "The Power" an, allerspätestens aber bei "Revolution" als dritten Song war richtig Halligalli und man hatte  den gesamten restlichen Abend einfach nur noch Freude an diesem feinen Crossover-Rock, der auch 25 Jahre nach Erscheinen von "Time to move" live glänzend funktioniert.
Was mich persönlich erstaunt hat, da ich in so jungen Jahren noch keinen so guten Musikgeschmack hatte, ist die Tatsache, dass ich trotzdem verdammt viel wiedererkannt habe und umso begeisterter vom Set war.
Highlight war natürlich dabei das grande Finale mit "Rising High" (die Nummer ist einfach unsterblich) und "Ring of Fire". Die Männer haben es auf jeden Fall immer noch drauf und ich würde mir mal ne Clubtour mit amtlichen Abriss wünschen, käme sicher noch besser als Open Air.

Der krasse Unterschied dann am Folgetag. Nach dem Finale von " Voice of Münsterland" mit einem würdigen Sieger Till hieß es nämlich Bühne frei für das nächste Heimspiel - diesmal für DEN Kaiser, einen der wenigen Schlagerinterpreten, die ich freiwillig höre. Leider hatte ich - auch aufgrund eines mies organisierten Einlasses - dabei nur einen Platz hinter der zweiten Reihe Wellenbrechern ergattern können.

 

Nichtsdestotrotz war das Konzert durchaus schön. Ehrlicherweise muss man allerdings sagen, dass 30 Lieder, die sich nahezu ausnahmslos mit der Liebe in all ihren Facetten befasst, zumindest thematisch irgendwann "nervt" - aber hey, das ist halt Schlager und zumindest bei den neueren Titeln ist auch eine gewisse Selbstironie und deutlich weniger Schmalz enthalten.

Und so war es dann vor allem die sehr gute Band, die dem Abend ihren Stempel aufdrückte.  Schon beim zweiten Titel "Wohin gehst du" gab es ein starkes Gitarrensolo, bei einem anderen Stück (welches ist mir leider entfallen) eine tolle Percussion-Einlage und auch die Akkordeon- und Saxophon-Einsätze veredelten manch alteingesessenes Stück. Gleiches gilt aber auch für den Einsatz und elektronischen Discobeats. Diese muss man nicht mögen, insbesondere wirkt es in Zeiten von Helene Fischer und Co. irgendwie erzwungen, aber vor allem einer meiner Lieblingslieder "Ich glaub es geht schon wieder los" oder auch "Joana" gewinnen damit eine durchaus interessante neue Note.

Die beste Stimmung herrschte naturgemäß bei den weiteren großen Hits wie "Dich zu lieben", "Manchmal möchte ich schon mit dir" und insbesondere "Warum hast du nicht nein gesagt" in der Zugabe (wenn man so will dem großen Comeback-Song des Kaisers), wo dann auch an meiner schlechten Position im Publikum ordentlich mitgesungen wurde.

Spät, aber zum Glück im Set, war dann auch noch mein absoluter Lieblingssong "Alles was du willst".

 

Mit dem auch vom musikalischen Stil als Rausschmeißer passenden "Bis zum nächsten Mal" endeten 2,5 Stunden Konzert bei bestem "Kaiserwetter" und speziell für Münster könnte dieser Song wohl auch "Bis zum nächsten Jahr" heissen, denn der Stadtfest-Quadtrick in 2020 scheint nahezu ausgemachte Sache zu sein. Und auch wenn es sicher nicht zu den besten Konzerten ever (nicht mal des Jahres) gehört, würde ich wohl auch dann wieder Dabeisein (einfach für ein bisschen gute Zeit).