Herbert Grönemeyer in der Wiener Stadthalle

Zum Abschluss des Tumults ging es wieder mal ins wunderschöne und diesmal spätsommerliche Wien.
Und womöglich lag es an der Situation Halle, dass Oehl heuer nicht ganz so öde wirkte wie in der Vorwoche, vor allem die Single "Über Nacht" hat dann doch was. Es bleibt jedoch dabei, dass der Auftrag Stimmung anzuheizen nicht erfüllt werden kann.

Aber um Stimmung in die Bude zu bekommen, reicht ja Herbert und das "Sekundenglück", zumindest galt das für den Innenraum, denn die Tribünen brauchten dann doch erstaunlich lange um richtig in Fahrt zu kommen.
Wobei man andererseits bereits bei "Und immer" eine sehr gute Stimmung im gesamten Saal ausmachen konnte. Auch wenn Herbert zum dem Chor-Part des Publikums immer sagt, dass er das in der Wucht noch nie so hatte, war mein persönliches Empfinden ähnlich. Im Vergleich zum bereits beeindruckenden Berlin hatte der geschlossene Raum allerdings diesbezüglich akustische Vorteile. Apropos Vergleich zur Vorwoche: So schön Berlin in ungewohnter Position war, direkt am Stegende in relativer Nähe zu Herbert macht das ganze dann doch einfach noch mehr Spass.

Über das Hauptset gibt es dann gar nicht mehr so sehr zu sagen. Spätestens mit dem Medley ging dann auch außerhalb des Innenraums die Post ab und es entwickelte sich sowohl auf als auch vor der Bühne ein sehr kraftvoller Abend. Bemerkenswert war jedoch "Halt mich". Schon das Mitsingen kam mir unfassbar laut vor, einen so euphorischen nicht enden wollenden Applaus habe ich für das Stück aber noch nie erlebt und auch Herbert brauchte seinen Moment, um das sacken zu lassen.

Die Zugaben waren dann jedoch nur noch reine Glückseligkeit und sorgten dafür, dass sich dieser Abend ins Gedächtnis einbrennen wird. Es begann mit einer witzigen Begebenheit bei "Flugzeuge im Bauch", wo Herbert wohl unabsichtlich Echt zitierte und im Freestyle "Du trägst keine Liebe in dir" sang. Dass Markus einige von den LVern mit Tamburins ausstattete, war dann im weiteren Verlauf für alle Seiten ein Überraschungseffekt.
Aber besonders war dann vor allem der finale Zugabenblock, der mit dem unvermeidlichen "Ich hab dich lieb" eröffnet wurde. Insgesamt weniger albern und sehr schön vorgetragen und stimmungstechnisch ein weiteres Highlight an diesem Abend. Mein persönliches jedoch war nach der Gummibärchenflut so unerwartete "Ich dreh mich um dich". Gänsehaut pur und in Verbindung mit "Immerfort" ein unglaublich emotionales Finale. Vor allem aber wurde das Publikum für den beeindruckenden Abend anständig (und nicht nur mit Lobesworten) belohnt. Wie viel Freude Herbert an diesem Abend hatte, ließ sich dann spätestens mit dem noch hinterhergeschobenen Mond und der sehr ausführlichen Tanzeinlage im Bademantel erkennen. Gefühlt wäre er am liebsten nie von der Bühne gegangen und auch für mich hätte der persönliche Tourabschluss niemals enden müssen.
Andererseits: Es war ein mehr als würdiges Finale des Tumults 2019, von dem man noch einige Zeit zehren kann.

Fun Fact am Rande: Zu allen Zugaben kam Herbert mit dem Becher Bier zurück auf die Bühne. Das hatte ich so auch noch nicht erlebt.