Cher in der Barclaycard Arena, Hamburg

Das Jahr der Weltstars wurde zum Abschluss passenderweise beim 400.Konzert ever finalisiert.

Wie schon bei Pink durfte zunächst Kidcutup als DJ einheizen. Offenbar ist der Typ eine angesagte Nummer in den Staaten. Heute gefiel er mir allerdings auch sehr, denn seine Songauswahl - diesmal weitestgehend aus den 70ern und 80ern passte optimal als erste Einstimmung auf diesen Abend. Und auch wenn es nicht viel anders ist als Musik vom Band, kommt es schon cooler, wenn das jemand mit Expertise mixt.

Eigentlicher Voract war dann Bright Light Bright Light. Und nun wurde man gefühlt endgültig ins Disco-Zeitalter zurückgebeamt. Sehr tanzbare Nummern mit ordentlich Beat und netter Singstimme. Etwas enttäuschend aber, dass die Musik aus der Konserve kam. Cooler Spruch allerdings vom Sänger: "Wir waren mit Elton John, Erasure und nun mit Cher in Hamburg - wer noch nicht rückgeschlossen hat: Wir sind gay". Das gab sogar Sonderapplaus.

Nach dem zweiten KidCutUp-Block war es dann endgültig Zeit für die großartige Cher.

Und die gab relativ schnell Vollgas und holte das Publikum mit "Strong Enough" direkt ab. Auch wenn bekanntlich bei einigen Cher-Songs (wie auch diesem) Verzerrer eingesetzt werden, ließ sich schon erahnen, dass es sich lohnt diese Stimme live zu erleben.
Ein weiterer echter Höhepunkt waren die beiden Songs aus Sonny&Cher-Zeiten. Besonders waren diese Titel vor allem, weil man drauf verzichtete Sonny irgendwie zu ersetzen, sondern ihn per Leinwand mitsingen zu lassen. "I got you Babe" war nicht zuletzt deshalb Gänsehaut pur. Hier wurde Cher unvergleichliche Stimme dann auch in voller Wucht erfahrbar.

Es folgte der von mir persönlich am meisten erwartete Block der Abba-Songs. Wenn man schon Agneta und Annifrid nicht auf der Bühne erleben konnte, dann wenigstens drei Lieder (Waterloo, SOS und Fernando) von einer Stimme, die sich nicht hinter den Schwedinnen verstecken muss und einer tollen Liveband.
Gefiel mir das Coveralbum schon ausdrücklich gut, war das ganze live noch ne Spur genialer. Fernando kam allerdings für meine Spur zu rockig daher.
Cher passt aber einfach super zu diesen Songs und konnte hier ihre Stimmgewalt wieder eindrucksvoll demonstrieren, auch das Bühnenbild war klasse an dieser Stelle. Überhaupt war das Bühnenbild echt toll, obwohl gar nicht so besonders. Wirklich nett waren beispielsweise die immer wieder eingespielten Fotos und Clips aus der gesamten Karriere.

Tatsächlich steuerte man nun schon auf das Ende zu, einige Must-Haves wurden dabei natürlich noch dargeboten, so der Shoop-Shoop-Song (auch hier tolles Bühnenbild), If I Could Turn Back Time und If you believe als krönender Abschluß.

Neben der Musik wurde natürlich viel Beiwerk, insbesondere durch die Tänzer geboten. Braucht man nicht unbedingt, ist qualitativ aber schon hochwertig. Ebenso wenig bräuchte man die gefühlt 10 Kostümwechsel, aber auch das erwartet man irgendwie bei solchen Hausnummern und mit 1-2 Ausnahmen sah das auch sehr hübsch aus.

Wirklich bemängeln könnte man, dass es bei fast 6 Jahrzehnten Fundus nur zu 90 Minuten Konzert reicht, das Preis/Quantitätverhältnis also eher mittel war.
Bei einer so großartigen Show und einer solchen Sängerin tritt dies jedoch in den Hintergrund. In diesem Fall war es vor allem wichtig, diese Frau nochmal live zu erleben. Es war somit auch nicht das beste Konzert des Jahres, auf jeden Fall ein würdiges Konzert zum Jubiläum.