Enno Bunger im Rosenhof, Osnabrück

An einem ersten die nächsten 100 Konzerte zu eröffnen, macht irgendwie Sinn (auch wenn heute eigentlich schon Nr.402 hätte anstehen sollen).

Den Abend im Rosenhof eröffnete Schwarz, besser bekannt als ...., der einen Mix aus Balladen und EPM-Nummern präsentierte und mich persönlich im Gegensatz zum Saal insgesamt weniger begeistern konnte. Stimme insgesamt etwas brüchig und dieser EPM-Kram ist einfach nicht so meins. Fairerweise muss man aber sagen, dass die Nummern ziemlich gut produziert sind (er ist nicht umsonst vor allem als Produzent bekannt) und zumindest "Shine" als letzte Nummer gute Laune macht.

Dann also Enno mit neuem Gitarristen. Und was soll man sagen: Bereits "Kalifornien" als Opener ließ erkennen, welche Wucht die neuen Songs haben können (neben den ausnahmslos großen Texten). Überraschend früh kam dann "Regen" und fast noch überraschender sehr großer Applaus für "Abspann".
Marcus Wiebusch würde sagen, dass nun der große Emo-Block folgte, denn es folgten am Stück quasi alle neuen Stücke, die sich mit dem (drohenden) Tod befassen. Bei Enno geht es halt selten um Euphorie, sondern um gute Worte zu schlimmen Phasen. Was für Kalifornien galt, gilt für diesen Block erst recht. Im Prinzip eine einzige Gänsehaut. Highlight (wenn auch nur per Effekt war für mich der Streichereinsatz bei "Konfetti", den man auf Platte gar nicht so massiv wahrnimmt).
Aber auch Songs wie "Niemand wird dich retten", "Renn" oder erst recht "Hamburg" mit seinem feinen Outro wussten mal wieder zu gefallen, weil die Band dort einfach mal Gas geben kann und es ein bisschen Abwechslung ins Set bringt. Einzig, dass ganz alte Stücke völlig vergessen scheinen, ist schon etwas schade.

Die Zugabe konnte den restlichen Abend dafür fast noch überbieten. "Scheitern" gehört eh zu meinen Lieblingen, "Bucketlist" ist live ein Brett und "Ponyhof" textlich sowieso über jeden Zweifel erhaben. Das Ding zum ersten Mal live zu hören, war dann nochmal Gänsehaut zum Rausschmiss. Auch oder gerade wegen des Technikblackout ein klasse Ende eines sehr schönen Abends.

Abschließend noch ein Wort  zum Bühnenbild. Selten habe ich bei Konzerten dieser Preiskategorie eine so perfekt auf die Songs abgestimmte Lichtsteuerung erlebt, ohne damit zu überdrehen, passte es perfekt in den Rahmen.

Und was man Enno echt hoch anrechnen muss: Mit solchen Texten ein so tolles 2-Stunden-Konzert zu füllen, ist einfach stark. Und trotz der schweren Kost geht man irgendwie beseelt nach Hause. Vielleicht auch weil man weiss, dass dort für eventuelle Lebenskrisen der Soundtrack schon wartet.