Montreal auf der Maiwoche, Osnabrück

Corona etwas auf dem Rückzug, sollte nun auch die OpenAir-Saison wieder eröffnet werden und das ohne irgendwelche Einschränkungen. Gleichwohl wurde das Triple durch das Unwetter unmöglich gemacht und Tonbandgerät leider verpasst.
So startete das Wochenende erst am Freitag mit "Blaufuchs". Vorher komplett unbekannt überraschten und überzeugten die Hildesheimer mit einem Mix aus Deutschrock, Punk und einem schnuckeligen Drummer. So konnte dann insbesondere der stets "aggressive" Sound überzeugen, aber auch die Texte (teils gar arg gesellschaftskritisch) wussten durchaus zu gefallen.
Als zweites standen Kopfecho aus Düsseldorf auf der Bühne. Rein vom Sound und Stil passten die Jungs und die Leadsängerin perfekt in den Abend, da es noch eine Spur mehr Richtung Punk ging. Aber so nice die Songs und insbesondere auch die Stimme waren, wirkte es dann doch wie ein Abklatsch zwischen Jennifer Rostock und Nina Hagen und war textlich auch teils sehr belanglos.
Gleichwohl war es nett mal wieder zwei neue Bands kennenzulernen, die keinesfalls enttäuschten.
Hauptgrund für den Besuch in Osnabrück waren gleichwohl selbstredend Montreal, die auch einfach wieder übelst ablieferten, was alleine schon die ungewohnt lange Spielzeit von fast 2 Stunden beweist, die man bei einem auch noch kostenlosen Auftritt nicht unbedingt erwarten durfte. Darüber hinaus ist Open Air bei solchen Veranstaltungen manchmal stimmungstechnisch auch schwierig, allerdings sollte sich auch diese Befürchtung am sehr sehr gut gefühlten Herrenteichwall schnell in Luft auflösen.
Passenderweise wurde der Abend mit "Zucker für die Affen" gestartet und schon von Sekunden 1 an war da wieder dieses so schmerzlich vermisste Live-Gefühl. In der Folge wurde dann quasi in relativ loser Reihenfolge das Best of aus inzwischen mehr als 15 Jahren Bandgeschichte dargeboten in einer Setlist, die wenig vermissen ließ und gar angereichert wurde um einige Überraschungen.
Die lange Spielzeit hatte nämlich zudem zur Folge, dass einige sehr selten live performte Songs oder (auch das aufgrund des Anlasses nicht unbedingt zu erwarten) gar persönliche Live-Premieren wie "Schade um dich", "Pullover" oder "Maurer" im Set auftauchten, die den langjährigen Bandfreund natürlich den Abend versüßen konnten. Selbiges galt auch für das Cover "Sommer 96".
Gleichwohl war der Zugabenblock mit "Tag zur Nacht", "Endlich wieder Discozeit" und "Osnabrück" stimmungsmäßig nochmals ganz anderes Niveau und ein würdiger Abschluss eines glänzenden Abends.
Eine finale Anmerkung zum Schluss: Ich fand es beeindruckend, wie viel - Achtung Insider - (Max) Power von der Bühne ins Publikum transportiert wurde und - abgesehen vom Scheittraktor - kaum ein Unterschied zum nem Clubkonzert spürbar war. Aber möglicherweise ist dies auch einfach nur dem langen Verzicht zu "verdanken".
Jedenfalls bin ich definitiv wieder richtig angefixt von solchen Abenden - Herbert hätte kommen können :(